Overthinking

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Ein leiser Seufzer ertönt aus Juliens Mund. Er lässt sich sanft auf das frisch bezogene Bett fallen, atmet noch einmal tief aus und kuschelt sich daraufhin unter seine warme Bettdecke. Sein ganzer Körper schmerzt von dem ganzen Stress des Alltags. Seine Augen sind rot und brennen als würde darin ein Feuer entfachen, da er die letzten Stunden damit verbracht hatte, eines seiner Hauptvideos weiter zu schneiden.

Er denkt nach und fängt an sein riesiges Projekt in Frage zu stellen.
Wäre es vielleicht besser gewesen, wenn er niemals mit den Hauptvideos angefangen hätte, er den Zuschauern niemals versprochen hätte, dass so und so viele Videos noch kommen würden? Kurz bleibt er an diesem Gedanken hängen, schüttelt diesen aber nun schnell aus seinem fast explodierendem, schmerzendem Kopf. Sein Körper und sein Geist sind schon fast am aufgeben, doch Ju hat zu viel Angst die Kontrolle zu verlieren. Er wendet sich zur Seite um den Lichtschalter zu drücken und daraufhin wird der Raum von der Dunkelheit verschluckt. Julien liegt eine Weile einfach nur regungslos da und starrt in die Leere. Er denkt daran wie viele Hauptvideos noch kommen werden, welche Scenen er und sein Team noch drehen müssen, wie viel Geld er in dieses Projekt noch stecken müsse.

Der Braunhaarige dreht sich ein weiteres Mal um, um in einer bequemeren Position zu liegen und nimmt noch einmal sein Handy in seine eiskalte Hand. Er blickt in den hellen Bildschirm, der seine kaffeebraunen Augen anstrahlt. Ju blinzelt kurz und wendet dann seinen Blick auf die vier Zahlen, die oberhalb des Bildschirms aufleuchten. 03:27. Wann ist die Zeit so schnell vorübergegangen? Seine Augen wandern von der Uhrzeit nach unten auf eine Benachrichtigung von seinem besten Freund Rezo, der ihm vor etwa vier Stunden eine Nachricht gesendet hatte.
Doch er war so beschäftigt mit seinem Job, dass er vergessen hatte seine Nachrichten zu checken.
Ein Kribbeln im Bauch und ein warmes Gefühl breiten sich in Ju aus, doch er weiß nicht warum und woher es kommt. Sein Daumen schweift über den Bildschirm und tippt auf die Nachricht um seinem Freund zurückzuschreiben.
Er blickt auf Rezo's SMS.

solln wir morgen paar Videos drehen?
ich hab in den letzten Stunden gute Content Ideen gefunden.
kann ich morgen gegen 12 Uhr vorbeikommen?

Kurz zögert Ju. Seine Finger fangen an auf die einzelnen Buchstaben der Tastatur zu tippen.

Ne sorry hab keine Zeit.

Er wollte sich morgen eigentlich einmal Pause von dem ganzen Stress nehmen, obwohl er dies eigentlich nie tut, doch sein großer Bruder Shawn hatte ihn dazu gezwungen. Doch er stockt und schickt die Nachricht nicht ab. Stattdessen bewegt sich sein Finger nun auf die Löschtaste zu und er fängt erneut an die Nachricht zu schreiben. Rezo ist ihm viel zu wichtig um diesem abzusagen.
Er atmet ein wiederholtes Mal tief ein und schreibt seinem besten Freund zurück. Er sagt nicht ab, obwohl Rezo es verstanden hätte.

Daraufhin legt er sein Handy neben sein Bett auf den Nachttisch zu dem ganzen Chaos, wofür er keine Kraft hat, diesen wegzuräumen.
Er muss nun schlafen. Das was er die letzten Tage fast nicht gemacht hatte. Aber morgen muss er motiviert mit einem Lächeln, dass warscheinlich ziemlich fake ist, vor der Kamera stehen und die Zuschauer und Rezo davon überzeugen, es gehe ihm gut.
Also schließt er seine Augen und versucht entspannt und ruhig zu liegen um endlich zu schlafen. Doch so einfach wie alle das sagen, ist es nun mal nicht.
Schon seit Wochen mangelt es ihm an Schlaf aber er will dieses Projekt zu Ende bringen und die Angst vor Hate und Kontrollverlust ist zu groß. Er muss es einfach schaffen. Diese Worte schreien ständig in seinem Kopf und halten ihn wach.

Er öffnet seine angeschwollenen Augenlider wieder und starrt in die Leere. Was soll er bloß machen?
Wird es irgendwann aufhören? Kann er irgendwann aufgeben? Oder jetzt?
Plötzlich schießen ihm wie kleine Messer diese Gedanken in den Kopf und so sehr er sich auch anstrengt, sie bleiben einfach dort hängen. Was wäre wenn er einfach von dieser Welt verschwinden würde? Nie wieder zurückkommen. Er wäre erlöst von dem ganzen Schmerz, den er ganz weit in sich trägt.
Erlöst von diesem stechenden Leid, den er nicht mehr lange aushalten kann.

Ju presst seine Augen ganz fest zusammen und schüttelt den Kopf. Er muss aufhören so zu denken. Er muss für andere da sein. Er darf nicht einfach gehen und aufgeben. Das wäre zu feige.
Also setzt er sich mühsam auf und lässt seine nackten Füße aus seinem Bett purzeln. Schnell rutschen diese in seine dunkelblauen kühlen Schlappen und schleifen über den Boden bis zur Tür. Julien drückt die Türklinke runter und geht Richtung Badezimmer. Dort angekommen öffnet er einen kleinen Schrank, der an der Wand über seinem Waschbecken hängt und seine Augen wandern über Zahnbürsten, Pflaster und Duschgel. Schließlich landen sie bei einem zylinderförmigem, aus Glas gemachtem Gefäß. Hypnotika. So lautet die Aufschrift. Schlaftabletten.
Seine rechte, immernoch eiskalte Hand greift nun zu dem Behälter und dreht den Deckel auf. Gleich zwei Tabletten fallen auf seine Hand und Julien legt diese in seinen Mund und schluckt sie rasch herunter. Eigentlich hasst er es Tabletten einzunehmen, doch er muss jetzt schlafen.

Ein lautes Husten erstickt in der Stille des Raumes und Julien eilt zum Wasserhahn um frisches Wasser zu trinken. Als hätte er Tage lang nichts getrunken, gießt er sich eine große Menge an kaltem Wasser
den Rachen hinunter.
Julien atmet aus und hält daraufhin seine beiden Hände unter den fließenden Hahn um sein Gesicht in den flachen See, der sich nun gebildet hat, zu tauchen. Das Wasser brennt auf seiner Haut aber es fühlt sich trotzdem erfrischend und gut an. Er greift zum Handtuch und tupft vorsichtig
sein ganzes Gesicht ab.
Dabei sieht er sich lange im Spiegel an und sieht nur diesen hässlichen Körper den er noch nie akzeptieren konnte. Wieso kann er nicht so aussehen wie alle anderen? Warum hat Gott ihn so gemacht? Wie können andere nur mit jemanden wie ihm befreundet sein?

Der Braunhaarige hört wieder diese Stimmen, die ihm sagen, dass er dick und hässlich sei. Er merkt gar nicht wie ihm langsam Tränen über seine leicht rötlichen Wangen laufen. Seine Beine knicken ein, er rutscht an der Tür auf dem Boden, schlingt die Arme um seine Knie und vergräbt seinen schmerzenden Kopf in seinen Beinen. Immer wieder erscheint dieser Anblick seines Körpers im Spiegel in dem Kopf des Halbasiaten und er verschwindet nicht.
Jus Hand tastet schließlich hektisch zu der Hosentasche seiner Pyjamahose, inder sich sein Handy befindet.
Ju fängt an zu zittern und kalter Schweiß bildet sich auf seiner Stirn. Seine Fingerspitzen streifen über die Handyhülle und öffnen diese.

Eine Klinge kommt zum Vorschein. Er zögert, doch nimmt sie nun aus der Hülle und fummelt eine Weile an dieser herum. Dann geht alles ganz schnell. Er zieht den Ärmel seines linken Armes hoch und er lässt die Klinge unter seine Haut gleiten. Ein befreiendes Gefühl strömt durch Juliens Körper. Doch nur kurz hält dieses wunderschöne Gefühl an. Er blickt auf seinen Arm, schämt sich für diese hässlichen roten Striche, die sich nun auf seinem Unterarm bilden und verspürt ein Gefühl von Schuld.
War es richtige Lösung zu versuchen seine Probleme so verschwinden zu lassen? Aber es hat sich doch so gut angefühlt?

Er betrachtet noch einmal seine Wunden, zieht dann den Ärmel wieder über seinen Arm und steht auf um zurück zu seinem Zimmer zu gehen.
Jus Schritte werden immer schwerer und und er kann es nun kaum erwarten endlich in sein Bett zu fallen, zu schlafen und der Realität wenigstens für ein paar Stunden zu entkommen.
Er schmeißt sich auf sein Bett und verkriecht sich ein weiteres Mal unter seiner warmen Bettdecke. Um so länger er nun da liegt, um so leichter fällt es ihm zu atmen. Sein Brustkorb und die daraufliegende Bettdecke heben sich nun sehr regelmäßig Richtung Decke und wieder runter. Ju schließt seine Augenlider und nur kurze Zeit später wirken die Tabletten und er
versinkt in einen tiefen Schlaf.

heyyy, das war jz das erste Kapitel und ich hoffe es hat euch gefallen. Ich weiß, dass ich kein großes Talent im schreiben habe aber ich versuche mich auch von der Realität abzulenken und es hat gut getan zu schreiben und irgendwie hat es mir sogar sehr viel Spaß gemacht; ich weiß nicht wann das nächste Kapitel kommt aber sobald ich Zeit dazu habe werde ich mich dransetzen :) Gibt mir sehr gerne Tipps und Feedback <3
Tschaaauu

will it ever end..? || juzoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt