1. Kapitel

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„Dämmerpfote! Wo bleibst du denn?“

Die Schülerin fauchte wütend auf. Das Eichhörnchen, hinter dem sie gerade her war, hatte sich erschrocken aufgesetzt und war auf den nächstbesten Baum geklettert und verschwunden.

Wütend setzte die Kätzin zu ihrem Vater hinüber. „Musste das sein? Ich hätte es fast gehabt!“, fauchte sie ihn an. Im selben Moment wurde ihr bewusst, mit wem sie da sprach und ließ beschämt den Kopf hängen. „Tut mir leid Steinwurf, ich habe es nicht so gemeint.“

Der Krieger sah sie verständnisvoll an. „Schon gut. Nur schau mal auf den Beutehaufen.“ Mit einem kurzen Wink seines Schweifes schnippte er zu diesem hinüber. „Er ist schon voll genug. Das Eichhörnchen brauchen wir nicht auch noch. Außerdem weißt du ja, was im Gesetz der Krieger steht.“

Dämmerpfote sah zu ihm auf. „Beute wird nur erlegt, um sich davon zu ernähren. Danke dem SternenClan für jedes Leben“, ratterte sie tonlos herunter.

„Gut so. Nun komm, hilf mir die Frischbeute in unseren Unterschlupf zu bringen. Das reicht ein paar Sonnenaufgänge.“

Die Schülerin hob mehrere Mäuse an ihren Schwänzen hoch, um sie zu dem ausgehöhlten Bau zu bringen. Die Blattleere stand kurz bevor und so fingen die Katzen in den letzten Sonnenaufgängen mehr Beute, um für den nahenden Schneefall gewappnet zu sein.

Im Lager angekommen, kauerte sie sich mit ihrer Mutter, ihrem Vater und ihren Brüdern zum Fressen zusammen. Bald würde die Nacht hereinbrechen, weshalb sie sich nun die Zungen gaben.

Wozu lernen Mauspfote, Lavendelpfote und ich eigentlich das Gesetz der Krieger, wenn es doch sowieso keine Clans mehr gibt?

Schweigend fraß sie eine der Mäuse, während sie über diese eine Frage grübelte, die ihr schon länger im Kopf herumspukte.

Die Kätzin erinnerte sich noch gut daran, wie sie als Junges traurig war, dass sie niemals Schülerin oder Kriegerin werden konnte. Nur weil die blöden Anführer sich dazu entschlossen hatten, die Clans aufzulösen! Nach einem Mond kamen ihre Eltern auf die Idee, ihre Jungen zu Schülern zu erziehen und danach zu Kriegern. Wahrscheinlich, damit Dämmerpfote nicht mehr so traurig war.

Es hatte ja auch geholfen! Sie hatte sich gefreut endlich Schülerin zu werden. Seit ihre Abschlussprüfung aber immer näher rückte, fragte sie sich auch automatisch, was das alles denn für einen Sinn hatte.

Was hatte es für einen Sinn Krieger zu werden? Was hatte es für einen Sinn nach dem Gesetz der Krieger zu leben? Was hatte es für einen Sinn sich bald WolkenClan-Krieger nennen zu dürfen, wenn es den WolkenClan gar nicht mehr gab?

Leise seufzte sie und schloss traurig die Augen. Sie würde niemals eine richtige Kriegerin werden, selbst wenn sie ihren Kriegernamen bekommen hatte. Sie wusste ja gar nicht, was es hieß, einen Clan mit seinem eigenen Leben zu verteidigen, denn ihre Familie konnte sie unmöglich als Clan bezeichnen.
Dämmerpfote öffnete wieder die Augen, um sich ihr Nest zum Schlafen bereit zu machen. Dabei begegnete sie dem Blick ihrer Mutter. Hat sie erraten, was ich gedacht habe?  Kurz darauf war der Moment schon wieder vorbei und sie rollten sich schweigend in ihre Nester ein.

Dämmerlichts VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt