Dämmerlichts Versprechen

2. Kapitel

Dämmerpfote wachte früh am Morgen auf. Die Kälte hatte sie geweckt. Leise kroch sie aus dem Unterschlupf, um die anderen nicht zu wecken. Müde gähnend, setzte sie eine Pfote vor die andere. Kurz blieb sie stehen und betrachtete das scheinbar endlose Weiß vor dem Bau. Die Schülerin streckte den Kopf aus der Höhle und schnupperte. Plötzlich traf sie etwas Kaltes auf der Schnauze und sie zuckte zurück. Dabei stieß sie gegen den Ausgang des Baus und unter Rumpeln rutschte draußen etwas Schnee von der Decke.

Pfützentraum schnupperte in der Luft, gähnte leise und stieg dann aus ihrem Nest. Die anderen rekelten sich leise in ihren Nestern. Müde machte einer nach dem anderen nun seine Augen auf und sah zum Eingang.

Die Mutter gesellte sich zu ihrer Tochter.

Dämmerpfote zuckte zusammen. Sie hatte sich so sehr bemüht leise zu sein und doch waren nun alle wach.

„Schon gut", murmelte Pfützentraum etwas verschlafen, „lass uns erst etwas essen und danach gehen wir raus und kontrollieren unsere Grenzen. Wahrscheinlich wäre es auch gut, noch etwas zu jagen, damit wir immer genug Frischbeute haben."

Die Schülerin sah zu ihrer Mutter auf und blickte dann zu dem gut gehäuften Frischbeutehaufen. So voll wie der ist, könnte der gesamte SternenClan davon satt werden! Als ob der leer gehen könnte!

Die fünf Katzen versammelten sich zum Fressen.

Pfützentraum erhob die Stimme: „Ich würde gerne mit Dämmerpfote etwas jagen und die Grenzen abgehen. Nimmst du dann Mauspfote und Lavendelpfote zum Kampftraining mit?" Die Kriegerin sah ihren Gefährten mit einem fragenden Blick an. Die Schülerin beachtete die beiden nicht weiter.

Nach dem Mahl wartete sie auf ihre Mutter, ehe sie sich auf den Weg nach draußen machte.

Außerhalb des Unterschlupfs sog sie tief die Luft ein. Der klare Geruch verwunderte Dämmerpfote etwas. Die Schülerin hatte noch nie Schnee gesehen, da in der letzten Blattleere der Schnee ausgeblieben war. „Komm, lass uns losgehen", miaute Pfützentraum leise neben ihr.

Dämmerpfote wandte sich von dem atemberaubenden Blick ab und lief der Kriegerin hinterher.

„Wieso mache ich nicht auch Kampftraining? Steinwurf meinte doch letztens, dass ich das noch einmal üben muss."

„Ich wollte mit dir alleine sein. Mir ist schon länger aufgefallen, dass dich etwas beschäftigt und ich wollte wissen, was es ist."

Die Schülerin zögerte. Sollte sie ihr wirklich davon erzählen? Nach einigen Herzschlägen setzte sie vorsichtig an: „Es ist nicht so, dass ich es nicht mag, Schülerin zu sein und Kriegerin zu werden, aber ich frage mich, was es soll. Ich meine, ich habe mich gefreut, als ihr meintet, ihr würdet uns ausbilden, aber macht das überhaupt Sinn? Ich kann immerhin keine WolkenClan-Kriegerin werden, denn der hat sich aufgelöst. Genau wie alle anderen Clans auch."

Pfützentraum nickte bedächtig und dachte darüber nach. „Es hat uns das Herz gebrochen, zu sehen, wie traurig du und deine Bruder wart, dass ihr nicht auch für euren Clan jagen und kämpfen dürft, weshalb wir uns entschlossen haben, eure Schülerausbildung selbst in die Pfote zu nehmen", die Kriegerin sah ihre Tochter nachdenklich an, „Und wer weiß, vielleicht wird es irgendwann wieder einen WolkenClan geben. Ich glaube fest daran, dass die Clans irgendwann wieder zu einander finden."

Dämmerpfote sah ihre Mutter mit festem Blick an. Sie verheimlicht mir was! Irgendwas weiß sie, was ich nicht weiß! Nur was? Langsam nickte sie. „In Ordnung."

Pfützentraum nickte schweigend und setzte dann wieder ihren Weg fort. Nach einer Weile miaute sie: „Na also, lass uns dein Training fortführen. Riechst du etwas Besonderes?"

Dämmerpfote schnupperte angestrengt, schüttelte aber dann den Kopf. „Hier ist nichts. Nichts und niemand." Traurig ließ sie ihren Schweif hängen. Die Schülerin hoffte jeden Tag, dass sie vielleicht auf irgendjemanden der alten Clans stoßen könnten. Einfach irgendeine Katze. Sie musste noch nicht mal ein ehemaliges Mitglied des WolkenClans sein. Aber da war niemand.