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Ich wusste, dass sie mir etwas verheimlichten. So wie sie Alena vermieden und mir auch nicht mehr Informationen zuspielen wollten, als die die ich bereits bekommen hatte, war das nur eindeutig.

Ich hätte vor Frustration schreien können, ich wollte wissen was mit Alena war. Ich konnte fühlen, dass sie nicht tot war. Zumindest redete ich mir das ein. Ich zwang mich mir vorzustellen, wie sie vor Serkan geflüchtet war. Weit weg von dem Wendigo. Weit weg von uns.

Egal wie die Situation der Gruppe ausgegangen war, ich war mir sicher, dass ich Alena nicht so schnell wiedersehen würde. Mein Herz fühlte sich an als würde es zerspringen und ich krallte meine Fingernägel in meine Arme. Glaub ihnen nicht.

Wieder hatte ich so ziemlich alles verloren was mir etwas bedeutet hatte. „Sie dürfen nun nicht mehr auffällig werden. Verstehen Sie? Es ist wichtig für die Dynamik der Gruppe, und unser Überleben, dass alle bei klarem Verstand sind."

Ich nickte über die trockenen Worte des Mannes, wahrscheinlich redete er sich diese Worte selber immer wieder im Schlaf ein. Wahrscheinlich war das sein Mantra, um sich selbst davon zu überzeugen dass er Kontrolle hatte. Was er aber nicht hatte, Kontrolle hatte schon lange kein Einziger mehr von uns.

„Das was passiert ist, war ein wahrscheinliches Szenario und wir werden dies an die anderen Gruppen weiterleiten, zu denen wir in Kontakt stehen. Dabei werden auch die Namen der Personen fallen und ein genauer Bericht erfolgt. Ich hoffe doch sehr, dass Sie damit einverstanden sind." Er schnalzte mit der Zunge, als ich ihn ansah, wartete er bereits mit einem schreibfertigen Kulli über einem Stapel Papiere. Als ob man in so einer Ausnahmesituation auch noch Papierkram brauchte.

Ich runzelte die Stirn, sie wollten meine Erlaubnis um Daten an andere Überlebende weiter zu geben? Alena war doch kein Versuchskaninchen gewesen, dass man einfach so auf Monster zuschickte und zusah was passierte. In der Hoffnung Informationen zu bekommen. Auf der anderen Seite wusste ich, dass es die reine Vernunft war, nach einem solch fatalen Unfall andere Überlebende zu warnen. Also stimmte ich zu.

Ich musste sogar, denn so wie es aussah war das schon meine erste Probe, ob die Wiedereingliederung gelingen würde. Zu allem ja und Amen sagen, denn ohne meine Gruppe war ich tot. Der Mann nickte anerkennend und sah nochmal kurz zu der Frau auf, die mich vorhin über den Vorfall aufgeklärt hatte. Diese übernahm wieder das Wort.

„Raftellyn, du bist nun entlassen, wir werden euch benachrichtigen sobald wir beschlossen haben, wie wir weiter vorgehen." Ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte auf die Runde, bis Ayaz mich plötzlich am Arm packte und grob durch die Tür zurück auf den Nebengang zog. Dann schloss er die Tür hinter sich, ging mit mir zurück auf den zweiten Hauptgang und drehte sich dann um.

„Es tut mir so leid. Ich.. hätte ich gewusst was passiert wäre, hätte ich doch sehen können was die Anderen verfolgt oder überfällt." Verzweifelt raufte er sich seine schulterlangen, braunen Haare.

„Dann hättest du auch nichts ändern können." Mein Ton war kühl, ganz unpassend zu meinen Gefühlen die im Inneren tobten. „Du und ich, wir wissen beide, dass niemand die Gruppe hätte retten können. Wendigos sind zu mächtig."

Ayaz schüttelte ungläubig den Kopf, ich fuhr unbeirrt fort. „Vielleicht kannst du ja bald sehen, ob es Überlebende gibt, die Serkan nicht ermordet hat. Welche die vielleicht flüchten konnten." Auch wenn nicht einmal ich daran glaubte, denn der Wendigo war zu mächtig um etwas zu übersehen und zu hungrig um sein Essen mit anderen zu teilen. Es laufen zu lassen.

Die unausgesprochene Tatsache stand zwischen uns. Wir beide zuckten zusammen, als Stimmen sofort wieder lauter wurden. Sie kamen aus dem Zimmer indem wir gerade gewesen waren. Ayaz zog mich auf die Seite und ich drehte mich um, hörte wie zwei Wachen den verletzten Mann von gestern in Richtung des Raumes zerrten, aus dem wir gekommen waren. Anscheinend war das dieser Toni und Toni wehrte sich sichtlich.

The chosenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt