Kapitel 3

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Ganz klar, er fühlt sich jetzt nicht mehr sicher bei mir. „Ja, aber das spielt keine Rolle. Du hast mir geholfen und dafür bin ich dir dankbar, also helfe ich dir. Ich beschütz dich, versprochen"
Er nickt zwar, sieht aber nicht sonderlich überzeugt aus.
Ich lege mich auf den Boden um zu schlafen, doch dann fällt mir ein, dass Tony doch Angst im Dunkeln hat. Ich werde ihm beweisen, dass er keine Angst vor mir haben muss. Vielleicht klettert er ja dann morgen nochmal auf meinen Rücken, so wie heute. Vielleicht füttert er mich dann ja auch nochmal und vielleicht hält er dann nicht mehr so viel Abstand wie jetzt und wir werden vielleicht Kumpels, zumindest solang wir hier unterwegs sind. Hoffentlich vertraut er mir dann wieder und sieht mich als seinen Beschützer.
Weshalb mir das so wichtig ist, kann ich nicht genau sagen. Womöglich brauche ich einfach die Aufmerksamkeit.
„Willst du neben mir schlafen?“, frage ich den Kleinen vorsichtig. Er nickt und legt sich neben mich auf den trockenen Boden.
„Kann ich mal dein Bein sehen?“, fragt er und fummelt ungeschickt an meinem Hosenbein herum.
Ich ziehe scharf Luft ein. Das tut weh.
Tony zieht das Hosenbein nach oben und schnappt erschrocken nach Luft. So wie er mein Bein anstarrt, scheint es sich entzündet zu haben. Ich mache mir keine großen Sorgen darum, schließlich fiel mir das Laufen heute nicht schwerer als gestern.
„Kann ich die Wunde vielleicht mit etwas Wasser und Alkohol reinigen?“, fragt der Kleine mich schüchtern. Ich nicke nur seufzend. Er macht ein viel zu großes Drama drum. Tony holt etwas Wasser aus unserem Rucksack. Das schüttet er über meine Wunde und wäscht seine Hände etwas ab, bevor er anfängt, Dreck aus meiner Wunde zu spülen. Ich muss zugeben, es ist nicht ganz angenehm, aber ich halte es aus. Anschließend holt er eine Flasche Rum aus dem Rucksack. Den scheint er beim Asiaten mitgehen lassen zu haben. Er ist geschickt, was das angeht und im Moment bin ich ziemlich dankbar dafür. Als er den Rum über die Wunde schüttet, muss ich die Zähne zusammenbeißen, um kein Geräusch von mir zu geben. Tony legt die Hand auf meinen Arm und streichelt ihn kurz vorsichtig. Ich genieße diese kleine Berührung. Als er dann endlich zufrieden ist, wickelt er ein sauberes Stück seines alten Pullovers um meine Wade. „Danke, kleiner Mann," sage
Es dauert nicht lange, da will er schon wieder anhalten. Jetzt reicht es mir. Genervt packe ich ihn und hebe ihn auf meinen Rücken. Er wehrt sich nicht und ich weiß, dass es ihm dort oben gefällt. Ich zwinkere ihm zu und er legt den Kopf in meinen Nacken und atmet tief ein. Fühlt er sich sicher oder ist es etwas anderes? Egal, er genießt es.
In der nächsten Stadt angekommen machen wir halt. Bei Mülltonnen legen wir eine Rast ein, weil es
Ich haue einem eine rein, da stürzen sie sich auf mich. Ein Messer streift mich und ich merke das meine Chancen schlecht stehen. Wir winden uns hin und her, bis ich schließlich einen mit einem Tritt in die Eier außer Gefecht setze.
Tony unterhält sich mit einem. Er will Tony bestimmt abziehen! Ich muss ihm helfen. Ich ramme dem Typ das Messer, welches sein Kumpane bei meinem Eiertritt fallen ließ, in das Bein. Sie ziehen sich schnell zurück.
Ich will mich zu Tony umdrehen und ihm gerade erklären, wie froh ich bin, dass er sich nicht anfängt zu regnen. ich und schlafe dann ein. Im Grunde ist Tony alles was ich besitze, wirklich alles.

Tony tritt mir permanent in den Rücken, weshalb ich ihn in die Seite boxe, er wacht auf und haut mir eine rein.
„Hey! Lass es!“ zische ich wütend,
„Du hast doch angefangen!“ mault er zurück. Ich schubse ihn und packe alles zusammen. Wortlos hilft Tony mir.
„Tut mir leid, aber du hast mich geweckt, du schläfst so unruhig", gebe ich dann zu.
„Schon okay“, erwidert er, aber ich sehe, dass er immer noch beleidigt ist. „Soll ich dich wieder tragen?“, frage ich, in der Hoffnung, er hört auf, sich so zu benehmen. „Spinnst du?! Mit deinem Bein kannst du mich nicht mehr tragen!“ entgegnet er sauer. „Außerdem kann ich selber sehr gut laufen!“
Ich verdrehe die Augen. „Chill doch.“ erwidere ich augenverdrehend. So bockig!
Etwa eine Stunde später meckert er rum, dass er nicht mehr kann.
„Wir können nicht schon wieder anhalten, spring auf!" weiße ich an.
„Nein, es geht schon“, entgegnet er und winkt ab. Er ist so ein Sturkopf!
Ich lasse Tony zurück und besorg uns etwas zu essen.

Ich glaube, diesmal habe ich wirklich jemanden ermordet. Diesmal habe ich wirklich jemanden umgebracht. Die Frau hat sich stark gewehrt, also hatte ich keine andere Wahl, als sie zu erwürgen.
Als ich bei unserem Lager ankomme, wird Tony gerade von ein paar Obdachlosen in die Ecke gedrängt. Ich werde wütend, so wütend wie noch nie, schätze ich.
„Hey! Lasst ihn in Ruhe!“ Rufe ich und balle schon meine Fäuste.
Drei Männer, noch relativ jung, etwa 30, kommen ohne Angst auf mich zu. verletzt hat, da landet sein Knie in meiner Magengrube. Ächzend sinke ich zusammen, zu viel Kampf auf einmal.
„Ich habe mich doch nur mit ihm unterhalten, sie wollten nur essen!“ brüllt er und drückt mich gegen eine Mülltonne. „Ich hasse dich!“ fügt er hinzu und lässt von mir ab.
Ich sinke in mich zusammen und muss kotzen.
„Anton…ich wollte dir nur helfen“ sage ich unter Schmerzen.
„Lerne mal die Situation erst abzuchecken, bevor du handelst!“ entgegnet er und isst ein Brötchen.
Donner ertönt und Blitze zucken über den Himmel. Tony zuckt zusammen. Ich liebe es, wenn er Angst hat, dann fühle ich mich wichtig und nützlich, weil ich ihn beschützen kann.
Langsam und vorsichtig setze ich mich neben Tony und ziehe ihn näher an mich. Er lehnt sich seufzend an mich und schließt die Augen.
„Bitte verletze niemanden mehr, wenn es nicht unbedingt sein muss“
Kurz, denke ich nach und nicke dann schließlich.
Ich sinke in einen dösenden Schlaf, der von einem Traum durchzogen ist. Einem Traum, in dem die Polizei mich findet.
Ich packe unsere Sachen und wir brechen bei Dämmerung auf. Diese Nacht werden wir wohl keinen Schlaf bekommen.
Wir klettern durch Gärten über Zäune bis Tony nicht mehr kann. Wieder trage ich den Kleinen, was mir viel abverlangt. Er läuft irgendwann wieder von selbst.
Es muss schon nach Mitternacht sein, da klettere ich erschöpft über einen weiteren Holzzaun, der ziemlich hoch ist. Ich rutsche mit meinen vor Anstrengung zitternden Armen ab und falle. Mein Kopf schlägt hart auf einer Kante auf - ein Schuppen vielleicht - dann spüre ich, wie mein Knöchel irgendwo hängenbleibt, das wars ich gebe auf und alles wird dunkel.
   

Soooooo danke fürs Lesen:D hoffentlich gefällt es euch

Das Chaos trägt einen NamenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt