2 - Das Warten des Drachen

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Magisches Erbe
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Kapitel 2

Über den Bergspitzen auf der einsamen Insel ging die Sonne unter und sie tauchte den Talkessel in ein feuriges Licht

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Über den Bergspitzen auf der einsamen Insel ging die Sonne unter und sie tauchte den Talkessel in ein feuriges Licht.

Zum ersten Mal sah Vin sich um. Sie hatte sich aufgesetzt und lehnte nun an Atlas' Körper, der wiederum direkt an den Felsen lag, dort, wo bis eben noch der letzte Fleck Sonnenschein gewesen war. Innen stieg der Fels nicht ganz so steil an, wie es auf der anderen Seite, die Vin emporgeklettert war, gewesen war. Palmen wuchsen hier nicht. Lediglich einige trockene Sträucher, die zwischen den Felsspalten überleben konnten.

So saßen sie da, schon eine ganze Weile nun.

Vin dachte daran, was Atlas gesagt hatte. Reden, bis die Sterne am Himmel stehen. Ob auch er daran dachte? Doch sie wollte nicht mit ihm sprechen. Denn wenn sie miteinander sprachen, dann würden sie irgendwann unweigerlich auf die Feuerechse zu sprechen kommen und keiner von ihnen wollte das. Außerdem war Vin sich nicht sicher, ob da noch ein Hauch eines Vorwurfes war in ihr. Sie kannte nun seine Gründe, warum er fortgeblieben war und sie fühlte sich nicht länger so, als wäre sie für ihn nie wichtig gewesen. Und dennoch... Die Verbindung, die sie einmal gehabt hatten, war weg, es existierte nur noch ein einzelner seidener Faden davon, der in jedem Moment durchreißen konnte. Diese Tatsache hing zwischen ihnen wie dicke Luft, doch Vin wollte nicht darüber sprechen. Wollte nicht wissen, was es bedeuten würde und was sein konnte. Sie wollte nicht die Gewissheit haben, dass sie ihn verlieren würde, wo sie ihn doch gerade erst wiedergefunden hatte.

Sie genoss das Schweigen. Die Ruhe, die hier herrschte. Das war so anders als alles, was sie gewohnt war. Zuhause, auf dem Martkplatz des Dorfes war es immer voll und laut gewesen, also hatte sie sich oft in das Gewächshaus zurückgezogen. Aber auch von dort hatte sie durch die gläsernen Wände die Vorbeigehenden sehen können, über das kleine Feld hinweg auf dem nahegelegenen Sandpfad. Dann, in dem Schloss des Königs, auf der Drachenfeste, da war immer irgendetwas los gewesen, wegen dem sie nicht hatte zur Ruhe kommen können. Da waren immer Menschen um sie herum gewesen. Auf dem Schiff nicht groß anders.

Jetzt, da war sie mit ihren Drachen alleine. Es war beinahe ein wenig so wie zu dem Zeitpunkt, als sie und Atlas gemeinsam geflohen waren. Doch jetzt flohen sie nicht. Sie hatten kein Ziel außer überleben. Und das verschaffte ihr eine innere Ruhe, der sie die ganze Situation mit einem Mal gar nicht mehr so schlimm finden ließ.

Vin spürte, wie ihre Lider träge wurden. Sie hatte die Nacht davor schon nicht geschlafen, als sie an Bord des Schiffes gewesen war, da die Echse dann angegriffen hatte. Dies merkte sie jetzt deutlich in ihrem ganzen Körper und hinzu kam noch, dass sie sich heute mehr als verausgabt hatte. Sie wollte es nicht aussprechen, aber sie hatte gedacht, sie war kurz davor, zu sterben. Noch etwas, über das sie mit Atlas nicht sprechen wollte.

Sie wartete noch, bis die Sonne vollends verschwunden war und ihr letztes Licht mit hinter die Bergkette genommen hatte, bis es dämmerte und die Sterne über ihnen schwach zu leuchten begannen. Vin war nicht oft am Meer gewesen, aber das war ihr lebhaft in Erinnerung geblieben: wie die Sterne heller zu leuchten schienen, je näher sie am Wasser war. Und hier, umgeben von Wasser, leuchteten sie so hell, wie Vin es noch nie zuvor gesehen hatte. Doch sie kam nicht gegen die Schläfrigkeit an, sog den Anblick einmal in sich auf, dann wurde sie von der Müdigkeit übermannt.

Der Fall des Drachen [3] - Magisches ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt