Kapitel 10

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Wir waren in meine Wohnung gefahren.
Joan war wütend und wollte mich wohl am liebsten erdolchen, aber sie alleine zu lassen war für mich keine Option.
Eher würde ich sterben.
„Wieso bist du hier?", fragte ich sie vorsichtig und beobachtete sie genau.
Sie war nervös und aufgebracht, verständlich, jedoch musste sie mir unbedingt sagen was vor sich ging.
„Du hast mich dazu gebracht hierher zu kommen, erinnerst du dich?"
Wie bitte?
„Was meinst du? Ich habe gar nichts getan, ich meine, wieso sollte ich dich hierher bringen, wo ich weiß, dass es für mich schon gefährlich ist? Spinnst du jetzt total?", entgegnete ich ihr, aber das machte sie nur noch wütender. Sie knallte mir ihr Handy auf den Tisch und schob es rüber.
Ich nahm an sie wollte mir etwas Zeigen.

#Joan bitte komm nach Deutschland. Ich kann nicht mehr ohne dich leben und werde mich wegen dir umbringen.#

Was zur Hölle war das denn?

„Denkst du ich hätte dir das geschrieben? Ich würde dich niemals zwingen hierher zu kommen!"
„Naja, du hast mich schließlich auch einfach verlassen, wieso also solltest du es nicht?"
Ich blieb still. Für einen Augenblick ließ sie ihre Mauer fallen und ich erkannte ihren Schmerz. Ich hatte sie im Stich gelassen, als sie mich am meisten gebraucht hatte. Ich war egoistisch.
„Du hast Recht, aber ich habe dir, außer der Nachricht in der ich mich entschuldigt hatte, keine weitere geschrieben. Ich würde dich niemals in Gefahr bringen. Ich bin gegangen, Joan, weil ich dich beschützen wollte. Sicherlich würde ich dir dann keine Nachricht schreiben, die genau das Gegenteil verlangt."

Ich setzte mich und blieb ruhig.
Er hatte sie und mich hierher gelockt. Und wir waren beide so dumm und sind hierher gekommen.

„Jetzt seid ihr beide hier. Wir sollten also eine gute Lösung finden, ehe sie uns zuvor kommen.", richtete Aleen das Wort nun an uns.
Joan schaute sie düster an.
„Und wer sind sie?", antwortete Joan nun leicht gereizt. Aleen ging auf sie zu und streckte ihre Hand aus.
„Mein Name ist Aleen. Ich arbeite für Scotland Yard."
„Ich heiße Joan.", erwiderte sie nun gelassener und setzte sich endlich hin.
„Du musst wieder gehen. Wenn du hier bleibst kann ich dich nicht beschützen."
Sie sah mich nicht an, aber schüttelte den Kopf. Wir hatten keine andere Möglichkeit. Ich konnte kaum auf mich selber aufpassen.
„Und dann? Stirbst du dann einfach und das wars? Warst du nicht kürzlich erst angeschossen worden?"
Ich winkte nur ab und ging rüber zu Aleen.
„Kannst du dafür sorgen, dass sie sicher Zuhause ankommt?", fragte ich und wollte ins Bad gehen, als Joan mich von hinten packte und gegen die Tür des Bads drückte.
Unpassend wie eh und je, aber diese Interaktion mit ihr ließ mich schaudern. Ich konnte kaum atmen, kaum denken. Alles was ich wollte war sie, in diesem Moment. Hitze durchflutete meinen Körper und ich stieß einen unkontrollierten Seufzer aus, der ihr zu verstehen gab, dass ich kurz vorm durchdrehen war.
Sie war wütend und wollte mich das spüren lassen, keine Frage, aber da war auch genau das gleiche Verlangen nach mir. Sie konnte es nicht verbergen.
„Joan...", flüsterte ich und schloss die Augen. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen.
Sie packte mich härter, öffnete die Badtür und drängte mich hinein.
Ich drückte sie nun von der anderen Seite aus an die Badtür und küsste sie am Hals. Sie stöhnte sofort auf und zerrte an meinem Hemd, welches sie versuchte aufzuknöpfen.
„Alice... Warte... ", sagte sie außer Atem und verharrte in ihrer Position. Ich hörte ihr Herz wie Wild schlagen.
„Lass uns bitte erstmal klären, wie wir aus dieser Situation rauskommen."
Ich wollte nicht aufhören, aber sie hatte Recht. Wir hatten keine Zeit und wir sollten einen kühlen Kopf dafür haben, was um uns herum passiert.
Jedoch konnte ich mich nicht von ihr lösen. Viel zu lange war es her, dass ich ihr nahe sein konnte und viel zu lange war es her, dass ich sie küssen konnte. Ich wollte diese Paar Minuten Glück für uns haben. Wenn wir uns zum letzten Mal nahe waren, dann wollte ich es genießen, fernab unserer Probleme hinter dieser Tür.
Ich öffnete die Tür, ging hinaus und zog sie mit mir ins letzte hintere Zimmer, meinem Schlafzimmer.
Auch wenn der Zeitpunkt alles andere als gut war, würde ich es jetzt wollen.
Ich warf sie aufs Bett und zog mein Hemd aus. Sie beobachtete mich dabei und tat es mir gleich. Auch sie zog sich aus, auch wenn ich einen kleinen Widerstand in ihren Augen wahr nahm. Ihre Lust war größer als die Wut. Auch wenn wir nicht viel Zeit hatten, so ließen wir einander wissen, dass wir uns immer noch liebten, egal was passieren würde.

Das war mehr Wert als alles andere.

Ich ging am frühen Abend in die Küche zurück. Aleen wollte uns Privatsphäre lassen und ist sich draußen umschauen gegangen.
Also hatten wir noch einen Moment für uns allein.
Joan folgte mir kurz darauf und hielt sich den Bauch fest.
„Fehlt dir etwas?", fragte ich und ging zu ihr herüber. Sie war nachdenklich und wirkte traurig auf mich.
„Ich habe Angst.", sagte sie und schaute mich dabei nicht an.
Ich setzte mich zu ihr und legte meine Hand auf ihre.
„Ich werde dich nicht noch einmal enttäuschen, versprochen."
Sie nickte, aber seufzte dennoch.
„Ich kann dich nicht verlieren.
Ich war so wütend auf dich und deine Aktionen. Die Nachricht von dir hat mich schon zum Nachdenken gebracht. Aber dann, als die zweite Nachricht kam, da wusste ich, dass du das nicht warst. Ich war zu stolz um dir das zu sagen. Ich hatte gehofft, dass ich dich sehe, bevor die versuchen werden dich zu finden. Ich wusste schon, dass es eine Falle ist und bin trotzdem den weiten Weg hierher gekommen, obwohl ich Angst hatte dir zu begegnen."
Ihr Geständnis machte mir Gänsehsaut. Sie hatte sich absichtlich hierher begeben und ich war gerührt.
In meiner Fantasie war es das richtige zu gehen. Aber jetzt wird mir klar, dass es die falsche Entscheidung war. Ich hätte sie nicht gehen lassen dürfen und ich konnte sie auch nicht noch einmal gehen lassen.
Ich rutschte vom Stuhl und nahm ihre Hand. Ich weinte, weil all dies so überwältigend war, aber sie war es Wert zu kämpfen.
„Wir haben wirklich einen echt beschissenen Weg vor uns, aber wenn wir da raus kommen und alles gut ausgeht, dann bitte, heirate mich. Ich will für den Rest meines Lebens mit dir zusammen sein."
Sie sagte zuerst nichts und schaute mich nur an.
Hatte ich vielleicht zu viel gesagt?
„Frag mich, wenn es vorbei ist und wir zusammen in Sicherheit sind. Frag mich und ich werde ja sagen.", sagte sie und küsste mich innig.
Wir hielten einander eine Weile lang fest.
Aleen klopfte an den Türrahmen und kam hinein.
„Ich störe hoffentlich nicht?"
„Es tut mir leid, dass wir dich in Verlegenheit gebracht haben.", sagte ich und wurde rot.
Sie winkte es ab und lachte darüber.
„Ich habe Pizza mitgebracht und Neuigkeiten vom Superintendent."
Mein Magen knurrte Wie verrückt und ich schnappte mit direkt ein Stück Pizza.
Als es plötzlich klingelte erstarrte ich.
Aleen stand auf und ging zum Fahrstuhl. Sie hatte eine Waffe in der Hand.
Ich bat Joan ins Schlafzimmer zu gehen und holte ebenfalls meine Waffe aus der Schublade.
„Denkst du er würde wirklich klingen?", fragte ich nun. Es kam mir Sureal vor.
Der Fahrstuhl fuhr aus dem Erdgeschoss hinauf und ich wurde immer nervöser. Wir hatten keinen Besuch erwartet.
Kurz bevor die Tür aufging, richtete ich meine Waffe direkt auf die Türen.
Und als sie endlich aufgingen konnte ich aufatmen. Hailey, Alex und Sam standen in dem Fahrstuhl.
Sie waren alle hier und es brachte mich fast zum weinen.
„Was macht ihr hier?", fragte ich und umarmte alle innig.
„Joan ist verschwunden.", sagte Alex ohne Umschweife und Hailey boxte sie dafür.
Ich ging in die Küche und schaute in Richtung Schlafzimmer.
Joan kam heraus und sofort fiel die Anspannung bei den anderen ab.
„Was machst du hier?", fragte Sam und umarmte sie.
„Das gleiche wie ihr. Ich konnte nicht mehr abwarten."
Sam sah sie wissend an.
Für einen Moment hatten wir noch Ruhe und Zeit zum Reden.
Aber lange würde das nicht mehr anhalten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 16 ⏰

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