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Nachdem ich mich von den beiden verabschiedet habe, habe ich mich zuerst auf den Weg nach Hause gemacht, aber dort wollte ich aus irgendeinem Grund noch nicht hin. Also bin ich ein wenig durch die Nachbarstraßen geschlendert. Irgendwann habe ich mich auf eine Parkbank in einem nahegelegenen Park gesetzt. In diesem brennen nachts keine Straßenlaternen, sodass man gut die Sterne beobachten kann. Etwas, was ich dann auch eine ganze Weile tue. Ich merke gar nicht wie die Zeit vergeht. Als ich dann auf mein Handy schaue ist es schon fast vier Uhr morgens. Meine Mom hatte mir kein Limit gesetzt, wann ich zu Hause sein sollte, da Wochenende ist. Trotzdem ist es wohl besser wenn ich so langsam zurückgehen würde. Auf dem Rückweg kam ich wieder in der Nähe des Partyhauses vorbei, als mit plötzlich eine Gestalt entgegenkommt. Oder sollte ich besser sagen entgegenwankt? Gerade aus gehen kann sie auf jeden Fall nicht mehr. Als die Person ins Licht der Straßenlaterne tritt bleibe ich wie festgefroren stehen. Es ist Wooyoung. Er sieht nicht gut aus. Nein im Gegenteil, der Typ ist komplett durch. Er scheint auch seine Umgebung kaum noch wahrzunehmen. Es ist absolut fahrlässig ihn in dem Zustand alleine zu lassen. So viel zu seinen 'Freunden'. Was sollte ich nun tun? Ihn ignorieren? Nein das konnte ich nicht.

Bevor ich überhaupt überlegen konnte, trat ich vorsichtig auf ihn zu und bleibe dann direkt vor ihm stehen. Er sieht hoch und stützt sich mit einer Hand, an der Hausmauer neben ihm ab. Gott der ist so fertig. Jetzt erkennt er scheinbar, dass jemand vor ihm steht. Ich würde am liebsten weglaufen, denn ich habe Angst vor solchen Personen.

Sie sind einfach unberechenbar und da ich Wooyoung ja so überhaupt nicht kenne kann ich ihn auch kein bisschen einschätzen. Er sieht mich an und scheinbar erkennt er mich sogar wieder. Er versucht zu lächeln, allerdings sieht es eher nach einer Grimasse aus. „Du bist doch der Typ von vorhin...der der so unglaublich heiß ist", lallt er, bringt mich dazu ein paar Schritte nach hinten zu gehen. Bitte, bitte lass ihn kein Perversling sein. „Bist du allein unterwegs? Wo sind deine Freunde?", frage ich ihn. Er zuckt mit den Schultern, sackt ein wenig zusammen. „Keine Ahnung, die sind einfach auf einmal alle weg." Ich seufze innerlich. Sieht wohl ganz so aus, als ob ich ihn nach Hause bringen müsste. Tolle Freunde hat er da, lassen ihn in dem Zustand einfach alleine. Er könnte sich verletzen, oder noch schlimmer vor ein Auto laufen. Ich gehe wieder näher an ihn heran. „Ich bringe dich nach Hause, im Moment kann man dich nicht allein lassen.", sage ich. Er senkt seinen Blick. „Ich will nich nach Hause." „Wo möchtest du dann hin?", frage ich weiter. Er zuckt wieder mit den Schultern. Na toll. Dann nehme ich ihn halt mit zu mir. Eine andere Möglichkeit fällt mir gerade auch nicht ein. Mom wird sicher begeistert sein.

„Steig auf meinen Rücken.", fordere ich ihn auf und stelle mich mit dem Rücken vor ihn. Diese Tat verlangt von mir alle Kraft ab. Er kann mir jetzt einfach von hinten eins überziehen oder sonst was tun. „Du kanns mich doch niemals tragen", gibt der Schwarzhaarige zurück. „Ich schaff das schon, keine Sorge.", gebe ich zurück. Eine Weile passiert nichts und es macht mich fast wahnsinnig, doch dann spüre ich plötzlich zwei Hände auf meinen Schultern. Sie sind eiskalt. Ich gehe ein wenig in die Hocke, damit er es leichter hat. Irgendwann haben wir es dann geschafft und er hängt mehr oder weniger auf meinem Rücken. Vorsichtig richte ich mich auf. Er ist leichter als er aussieht. Dann mache ich mich langsam auf den Weg nach Hause. „Wo gehs du eigenlich hin?", fragt Wooyoung nach einer Weile. „Nach Hause. Zu mir", sage ich nur. Er gibt einen unverständlichen Laut von sich. Dann regt er sich ein wenig. „Mir is schlecht.", murmelt er. Ein Zittern geht durch seinen Körper. Schnell lasse ich ihn herunter von meinem Rücken und er erbricht sich in der nächsten Hecke. Ich halte ihm so gut es geht die Haare aus dem Gesicht und streiche ihm sanft über den Rücken. Irgendwann hört er auf zu würgen, weshalb ich vorsichtig aufstehe und ihn mit mir nach oben ziehe. Er lässt es widerstandslos mit sich geschehen, doch geben seine Beine nach. Er würde also wieder auf meinen Rücken klettern müssen. Dies geht erstaunlicherweise leichter als vorher. Schweigend setze ich unseren Weg nach Hause fort. Es ist auch nicht mehr weit. Jetzt musste ich ihn nur noch die Treppen hochbringen. Immerhin liegt die Wohnung von meiner Mom und mir im fünften Stock und der Aufzug ist kaputt. Ich schließe die allgemeine Eingangstür auf und betrete das Treppenhaus. Wooyoung gibt einen kurzen Laut von sich und einen Moment habe ich Angst er würde wieder kotzen, doch er war danach wieder ruhig. Er krallte sich nur ein wenig mehr in meine Schultern. Ich wagte es nicht das Licht einzuschalten. Diesen Fehler hatte ein anderer Jugendlicher hier aus dem Haus mal gemacht und danach gab es richtig Beef mit den Nachbarn. Den wollte ich mir dann doch ersparen. Vorsichtig und möglichst leise steige ich die Treppen hinauf und bin dann froh oben angekommen zu sein, da der Schwarzhaarige auf Dauer nun doch schwer wurde. Oder ich bin einfach nicht gut genug trainiert. Ich ziehe den Schlüssel aus meiner Hoodietasche und sperre die Wohnungstüre leise auf. Zu meiner Überraschung brennt im Flur noch Licht. Ist Mom etwa noch wach?

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