3. Im Flur

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Am Tag nach dem Desaster beschloss ich, mein Leben wieder in geregelte Bahnen zu steuern, was für mich so viel bedeutete, wie keinen Alkohol mehr zu trinken und Karla Kruger bei der Arbeit meiden. Ich musste sie vergessen, ich hatte es total vermasselt.

Selbst meine beste Freundin Jasmin hörte mir erstaunt zu, als ich ihr am nächsten Tag mit dröhnendem Schädel am Telefon davon berichtete. Ihre Reaktion war nicht gerade, was ich mir erhofft hatte.

„Du hast sie wirklich gefragt, ob sie Interesse an baggern hat? Tut mir leid, Briony, aber das ist so köstlich," prustete Jasmin heraus und konnte sich kaum beruhigen. Großartig, statt Mitgefühl zu zeigen, amüsierte sich Jasmin auf meine Kosten.

"Ja, sehr witzig", erwiderte ich trocken, während sie sich auf der anderen Leitung die Lachen kaum verkneifen konnte.

„Und was sollte das mit dem Namenswechsel? Da hast du dich wirklich selbst übertroffen. Aber mal Ernst, ich check's nicht ganz."

Ich seufzte schwer. „Na ja, mein Vorname ist englisch und ihr Nachname auch. Briony Kruger und Karla Bäumer, das klingt doch logisch", versuchte ich mich zu verteidigen. Selbst für meine Ohren klang das nüchtern betrachtet ziemlich lahm.

"Oh Briony, oh je. Das ist wirklich eine Nummer für sich", kicherte sie. "Du hast dir ja schon einige doofe Sprüche geleistet, aber das hier, auf einem Firmenfest, das ist echt der Gipfel."

„Ich weiß, ich war völlig daneben," gab ich kleinlaut zu „Es ist immer das Gleiche – Wenn mir eine Frau wirklich gefällt, dann sage ich solchen Schwachsinn. Als ob ich sie absichtlich vertreiben wollte. Vielleicht will mein Unterbewusstsein, dass ich Single bleibe, und deshalb kommen solche Sachen raus", sinnierte ich.

„Jetzt wirst du aber kreativ," mahnte Jasmin.

„Stimmt auch wieder." Meine beste Freundin kannte mich einfach zu gut. „Nach dem Vorschlag mit dem Namenswechsel hat Karla mich dann einfach ohne ein weiteres Wort stehen gelassen. Das war es. Meine Traumfrau will nichts von wir wissen," seufzte ich theatralisch.

„Na ja es wäre komisch, wenn sie deinen Namen angenommen hätte," gab Jasmin zu bedenken. „Gut, dass du nicht direkt mit ihr zusammenarbeitest. So schnell wirst du ihr sowieso nicht mehr über den Weg laufen. Sie hat dir doch erzählt, dass sie nur vorübergehend in München ist. Dann ist das Thema jetzt durch. Wir haken Karla Kruger endgültig ab. Das war's. Wäre wahrscheinlich eh nicht gut gegangen und es bewahrt dich wenigstens vor weiteren Schwierigkeiten in der Arbeit." Jasmin klang bestimmt. Typisch! Für sie war das Thema damit erledigt.

„Sieht so aus", stimmte ich zu, obwohl es mir schwerfiel. Ich fand Karla wirklich anziehend. Aber sie hatte mich ohne Umschweife stehen gelassen – Karla hatte kein Interesse an mir.

Nach einer Weile beendeten wir das Telefonat und verabschiedeten uns. „Vergiss nicht, am Mittwoch ist wieder Frauenparty bei Max im Glöckl," erinnerte Jasmin.

„Ja ja, ich komm schon," brummte ich und wollte auflegen.

"Ach übrigens", hielt Jasmin mich noch einmal zurück. "Hast du mitbekommen, dass Tanja und Chris sich getrennt haben? Anscheinend hat Chris sie mit dieser Blondine aus der Kneipe betrogen."

Ich stöhnte gequält auf. "Nicht schon wieder Beziehungsdrama! Ich brauch jetzt was anderes. Ich glaube, ich schlafe noch ein bisschen und schaue dann Tennis."

Jasmin lachte. Sie wusste, dass ich gern Tennisspiele verfolgte, wenn ich abschalten wollte. "Okay, kein Frauenkram mehr. Bis dann, Briony. Und verhalte dich brav, bis wir uns sehen."

Ich legte auf und schüttelte den Kopf. Jetzt musste ich nur noch Karla aus meinen Gedanken verbannen.

Das restliche Wochenende verging wie im Flug. Ich verfolgte einige spannende Tennismatches und genoss dabei den Anblick der athletischen Spielerinnen in ihren kurzen Röcken. Außerdem nutzte ich die Zeit, um an der frischen Luft spazieren zu gehen und mich etwas zu verwöhnen. Dazu gehörte mir ein gesundes Essen zuzubereiten und mir anschließend ein paar der übrig gebliebenen Gurkenscheiben auf die Augen zu legen.

Permission to fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt