Ronni befand sich überpünktlich in der Rasthütte und hielt hin und wieder Ausschau nach Finn.
Als er ihn schließlich aus der Ferne erblickte, ging er vorfreudig grinsend in die Hütte zurück.
Der Weg, den Finn noch zurückzulegen hatte, ermöglichte es Ronni, einen Zettel und einen Stift hervorzuholen und folgende Sätze aufzuschreiben, um Finn weiterhin unter Druck zu setzen.
Ich finde Frau Kramer voll sexy
Jedes Mal wen ich sie seh würd mir gans warm ums hertz
Wen sie vor mir steht kan ich gar nicht anders als auf ihre heisen Beine zustahren wo ich immer sofort einen steifen hab
Ronni lachte kurz auf, als er all das schrieb.
Bald darauf hörte er, dass sich schnelle Schritte der Hütte näherten, worauf er den Zettel und den Stift in seiner Jackentasche verschwinden ließ.
Anschließend ging er an den Eingang der Hütte, von wo aus er Finns letzte Schritte grinsend verfolgte, bis dieser letztlich vor ihm stand.
„Freut mich, dass du es geschafft hast.", sagte Ronni belustigt. „Hast du die Moneten dabei?"
„Ja.", antwortete Finn leise.
„Sehr schön, aber komm doch erstmal herein!", erwiderte Ronni, worauf Finn ihm in die Hütte folgte. „Nimm ruhig Platz!", fügte Ronni hinzu und deutete auf eine Holzbank.
Als Finn sich setzte, hörte er wenig später ein kurzes Knacksen und merkte dann nur, wie das Brett unter ihm zusammenbrach und er auf den Boden fiel.
Ronni fing anschließend lauthals an, zu lachen, während sich Finn wieder erhob.
„Sorry, aber das sah echt witzig aus. Ich konnte ja nicht wissen, dass das Holz schon derart morsch ist.", fügte Ronni erheitert hinzu. „Na, dann rück' schon raus mit der Kohle!"
„Ich kann dir das Geld nicht geben.", erwiderte Finn entschlossen.
„Was? Warum nicht?", wollte Ronni wissen. „Hast du etwa vor, mich zu verarschen?"
„Nein, ich will mich einfach nicht von dir erpressen lassen.", gab Finn zurück.
„Da wird Frau Kramer sich aber freuen.", erwiderte Ronni zynisch.
„Erzähl' es ihr doch von mir aus, aber dann werde ich ihr auch sagen, dass du meine Hausaufgabe abgeschrieben hast und deine Eins unverdient ist.", entgegnete Finn.
„Hör' sich einer das an!", sagte Ronni gelangweilt. „Du musst erstmal nachweisen, dass ich überhaupt abgeschrieben habe. Außerdem hast du mir die Kohle versprochen. Brauchst du erst eins auf die Fresse, damit du endlich damit rausrückst?"
Er kam bedrohlich auf Finn zu, der ein paar Schritte rückwärts lief und schließlich mit dem Rücken an der Hüttenwand stand.
„Ich habe keine Angst vor dir.", sagte Finn, obwohl ihm die Stimme zitterte.
„Das glaub ich dir aufs Wort.", gab Ronni ironisch zurück, als er direkt vor Finn stand.
Einen Augenblickspäter packte er ihn fest am Nacken. Anschließend zog er ihn kurz von der Wand weg und drehte ihn um, um Finns Bauch gegen die Wand zu drücken.
„Ich glaube, deine liebe Mama und auch dein Vorzeigebruder wären sehr traurig, wenn du ab heute nicht mehr zu Hause auftauchen solltest.", fuhr Ronni drohend fort. „Also, überleg' es dir!"
Er beobachtete, wie Finns Hand in die Innentasche von dessen Jacke ging.
In der Annahme, dass Finn das Geld holen würde, ließ Ronni ihn gewähren und lockerte sogar den Griff am Nacken, blieb aber trotzdem dichter hinter ihm stehen.
Im nächsten Augenblick zückte Finn jedoch das Messer und rammte dieses Ronni in den Unterleib.
Ronni taumelte ein paar Schritte zurück, wobei Finn das Messer festhielt und somit wieder in die Hand bekam.
Mit einem Blick aus Wut und Entsetzen schaute Ronni zu Finn und presste seine Hand auf die Verletzung, um das herausquellende Blut aufzufangen, was jedoch durch dessen Menge sehr schwer war.
„Warte, du...!", keuchte Ronni und schlurfte wieder ein paar Schritte auf Finn zu.
Dieser warf das Messer Ronni entgegen, der jedoch ausweichen konnte, wodurch es scheppernd auf den Boden fiel.
Entsetzt sah Finn, dass Ronni sich schwerfällig danach bückte und blickte sich verängstigt um.
Sein Blick fiel auf das zerbrochene Brett der Bank, wo er sich vorhin hatte setzen wollen.
Er griff sich dieses und schlug es Ronni gegen den Kopf, als dieser sich wieder aufrichtete.
Keuchend ließ Ronni das Messer fallen und fasste sich mit der anderen Hand an den Kopf.
Im gleichen Augenblick schlug Finn ein weiteres Mal auf ihn ein.
Er wiederholte dies noch einige Male, wobei Ronni zu Boden sank und dort liegen blieb.
Trotzdem schlug Finn verzweifelt weiter, bis Ronni sich nicht mehr regte und sein Kopf übersät von Blut war.
Zitternd und laut vor Aufregung ausatmend, ließ Finn das Brett fallen.
Wie gelähmt stand er einen Augenblick vor Ronnis Leiche und wischte sich mit der Hand über die Stirn.
Als sein Blick auf das Messer fiel, hörte er plötzlich Stimmen, die sich der Hütte näherten.
„Hey, Samson! Bist du schon da?", rief eine junge männliche Stimme, die Finn sofort bekannt vorkam.
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Blankenthal: Vier Fliegen mit einer Klappe
Misteri / ThrillerBlankenthal Teil 3: Die vierköpfige Neuntklässler-Gang um Norman Ludwig hat sich den schüchternen zwölfjährigen Finn als Opfer ausgeguckt. Eines Tages erwischen sie ihn, als er sich etwas zu Schulden kommen lässt und nutzen diese Gelegenheit, um ihn...