Rozdział 1

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Ein letztes mal sehe ich nochmal in den Spiegel bevor ich das Haus verlasse.Vater hat Wert draufgelegt das, dass Kleid aus einem möglichst durchsichtigem Stoff besteht. So das die Person, welche in meine Richtung schaut, auch ein möglichst guten Eindruck von mir kriegt. Der Schnitt war Recht einfach gehalten, ein Knie-langer Rock und Ärmel bis zu den Ellenbogen. Das Material war Formbetonend bis zu der Hüfte, ab da fiel es dann aber auch schon in leichten Wellen runter. Im allgemeinen ein schlichtes und bequemes Kleid. Wenn nicht ein kleines Detail. Es bestand ganz aus Spitze! Und drunter durfte ich keine Unterwäsche anziehen. Daher kam auch mein Unwohlsein. Zum Glück war es erst Februar, ich kann mir also ein Mantel drüberziehen. Rein zu der Beerdigung. Welche hoffentlich möglichst lang anhält. Wenn ich könnte würde ich von diesem Leben weglaufen. Den wenn man ehrlich bleibt, dann ist diese Familie doch gar keine richtige Familie. Und solch ein Leben ist auch keins! Ein Vater der mich für jede Kleinigkeit schlägt, Brüder die nach Beispiel ihres Vaters vor dem Einschlafen töten und keiner von ihnen Frauen wert schätzt. Für die ist eine Frau doch nur ein Spielzeug. Zur Befriedigung der eigenen sexuellen Gelüste. Frauen sind nur Ware, die man ver- und abkaufen kann oder einfach weg gebt. Ein Glück dass wenigstens der jüngste von uns allen davon noch nicht betroffen ist. Nichtsdestoweniger klebt bereits das Blut unschuldiger an seinen Händen. Den so ist das in der Mafia nun mal, wir werden im Blut geboren, im Blut werden wir vermählt und im Blut sterben wir.
Mutter tat es auch so. Bei der Geburt von Max verlor sie zu viel Blut als das man hätte beide retten können. Vater hatte, auch wenn es seine Frau und Kind gewesen sind, an der Geburt nicht teilgenommen. Jedoch traf er die Entscheidung wer gerettet werden sollte. Eine Entscheidung die ich nie werde akzeptieren können.
Am Auto komme ich an als Max und Wiktoria bereits drin sitzen. Vater fängt mich ab noch bevor ich ebenfalls in diesem verschwinden kann und entblößt mich vor aller Augen. Mein erster Gedanke ist es mich wieder zu bedecken. Doch dafür kassier ich eine heftige Backpfeife, meine Hände werden auch sogleich festgehalten. Allein schon der Gedanke dass diese Kleid so absolut garnichts verdeckt, ruft Übelkeit hervor. Ich bin doch kein Spielzeug um mit mir umzugehen. Ich habe auch Gefühl! Diese Gefühle sagen mir auch das das ganze hier sehr falsch ist. Aber eben auch diese versetzen mich jedes Mal in diesen Zustand. in diesen tauben und lähmenden Zustand, wo ich nicht in der Lage bin irgendwas aus mir heraus zu bringen. Schon gar nicht daran zu denken irgendwas dagegen zu unternehmen. Paralysiert steh ich also da und lasse mich von ihm begutachten. Trotz niedriger Temperaturen ist mir heiß, zugleich laufen mir kalte Schauer den Rücken runter. Am liebsten hätte ich ihm die Backpfeife zurück gegeben, doch dafür fehlt mir der Mut. Mir fehlt ja selbst der Mut um ihm ins Gesicht zu schauen. Ich fühle mich dreckig und benutzt. Obwohl noch niemand mich in dem Sinne angefasst hat. Wann wird er endlich genug haben?! Das ist krank! Meine Hände werden schon taub vom Blutmangel, als er sie endlich los lässt. »Und benimm dich! Du sollst seine Aufmerksamkeit erlangen; hast du mich verstanden?« »Ja Vater aus.« »Dann bewegt jetzt dein Arsch in deines Bruders Auto.« Schnell verhülle ich wieder alles mit meinem Mantel. Ich habe diesem Mann schon so oft den Tod gewünscht. Kein Erwachsener Mann sollte so eine 13. Jährige behandeln. Und schon gar nicht ihr Vater! Doch in der Mafia zählt nur der Mann. Denn eine Frau hat ja keine Ahnung von Politik und vom Business. Luca hat schon angefangen mit den Fingern ungeduldig auf das Dach seines Autos im Rhythmus zu schlagen vor lauter Ungeduld. »Wozu, er wird dir das Ding sowieso vom Leib ziehen sobald ihr beide euch in einem beheiztem Raum anfindet.« Ruft mir mein lieblings Bruder zu. Manchmal würde ich ihn am liebsten einfach mit einem seiner Messer erstechen. Natürlich trägt er auch eine Waffe mit sich. Doch der 29 Jährige liebt es sich manchmal auf eine Messerstecherei einzulassen anstatt sein Gegner einfach zu erschießen. Also bleibe ich stillschweigend und die Haut an meinen Fingernägeln zupfend sitzen. Die Zigarette aus dem Fenster werfend fährt er auf die Autobahn Richtung Süden rauf. Ich Versuche mich mit anderem unnötigen Zeug abzulenken.
Endlich nach einer halben Stunde Fahrt sind wir angekommen. Catedal de Sevilla sticht schon von weitem ins Auge und lockt Touristen. Die letzte Ehre dem Verstorbenem wird unter dem Schutze der Nacht erwiesen. Aus einem einfachen Grund, bei Tage sind hier zu viele Touristen und zu viel Polizei. Langsam steigen wir einer nach dem anderen aus. Die Kapelle ist noch verschlossen, jedoch stehen davor bereits Frau Montez und ihr Sohn Dante Montez. Der einzige in der Erbfolge seines Vaters. Genau diesen Mann will mein Vater als sein neuen Schwiegersohn. Diesen fast zwei Meter großen, breit gebauten und absolut tödlichen 30 Jährigen. Allein sein Anblick bereitet mir kalte Schauer. Er wird mich doch noch beim vergewaltigen umbringen. Ich muss wohl unbewusst langsamer geworden sein, denn erst ein nicht ganz so sanfter Ruck am Arm reißt mich aus den Gedanken raus. »Beweg dich und steh nicht so rum wie eine heilige Kuh! Und starr die Leute nicht so an.« Meine Nervosität wächst mit jedem weiterem Schritt den ich in Richtung der beiden mache. So ist es glaube ich also auch kein Wunder, das beim Beileid aussprechen und beglückwünschen des jungen Capo,ich die Reinfolge vertausche. In Folge meiner Verwechslung klingt es also so als wenn ich froh über den Tod der Oberhauptes der Familia. Doch der Spanier hebt bloß eine seiner perfekten Augenbrauen, nickt kurz ab und befiehlt mir mithilfe einer Handgeste weiter zu gehen. Hastig sprach ich mein Beileid auch seiner Mutter aus. Obwohl ich den Eindruck bekomme das Frau Montez sogar richtig froh ist, dass ihr Mann verstorben ist. Oh Gott, jetzt verspüre ich sogar noch weniger das Bedürfnis seine Frau zu werden. Langsam führen die anderen Gäste ein, die sich ebenfalls vom im Sarg liegendem verabschieden wollen. Einer nach dem anderen begrüßen sie den großen Spanier, sowie seine rechte Hand mein Bruder. Vor ihm sollte ein bestimmter Alvaro diese Position erhalten. Doch mein Vater wollte schon immer mehr Macht innerhalb der Familia haben. Das ist allerdings nur über zwei Wege möglich. Der erste war das mein Bruder die Position des Consejero erhielt. Dafür wurde sein Rivale ganz leise aus dem Weg geräumt. Der zweite Weg wäre der mich an den Capo zu vermählen. Und wenn ich so sehe was sich hier abspielt, sieht's so aus als wenn Vater sein Willen wiedereinmal durchgesetzt bekommen hat. Denn hinter Frau Montez versteckt und vor allem hinter den Männern, sieht es so aus als wenn ich bereits dem Capo gehören würde.
Sobald der Sarg reingetragen und an seiner Stelle abgelegt wurde dürfen wir in den beleuchteten Raum eintreten. Sogleich such ich meine Familie auf und setzte mich zu ihnen. Natürlich hat sich nur Max darüber gefreut, Vater hätte, wenn er könnte, mich erwürgt. Jedoch befinden wir uns Grade in der Öffentlichkeit, so bin ich also vorerst vor ihm sicher. Wir müssten noch gute 15min warten bevor alle versammelt waren und der Pfarrer endlich Anfangen konnte. Mein letzter Aufenthalt in der Kirche ist fünf Jahre her. Als Vater zwei Wochen nach Mutters Tod erneut heiratete. Ich hatte damals Grade einmal acht Jahre. Damals durfte ich Mutter nicht hinterher trauern. Demzufolge hatte ich das Gefühl, als die Messe anfing, als wenn ich in der Zeit zurück gereist wäre zu vor fünf Jahren. Als wenn Mutter im Sarg läge. Dank dessen konnte ich vergessen was ich an habe und aus welchem Grund ich eigentlich hier bin.
Fast eine halbe Stunde später kommt der Tote unter der Erde endlich zur Ruhe. Die Gäste dürfen sich wiederum im Festsaal des Hotels, in dem die Trauerfeier stattfindet, wiederfinden. Und genau hier beginnt meine persönliche Hölle. Ich werde nicht länger in der Lage sein mich zu verstecken. Sobald ich in das Gebäude eintrete und den Mantel ausziehe. Ich kriege das Gefühl als wenn er sich im Winde hebt, oder aber jemand schon seine dreckigen Finger unter ihn gesteckt hätte. Ich bin so darauf konzentriert diesen verfluchten Mantel zu richten das ich gar nicht bemerke wo ich hin laufe. Mit meinem Glück laufe ich auch direkt in Dante Montez hinein. Als wenn das auch noch nicht reicht ist sein Brustkorb so hart und durchtrainiert das ich von diesem direkt in die Arme von Fernando Diaz abpralle. Der Ruf dieses Mannes, brutal und gnadenlos zu sein, eilte ihm zu seinen Bestzeiten weit voraus. Sodass man ihn bis zum heutigen Tage an dafür respektiert. In die Arme jemandes wie ihn zu fällen war das letzte was ich heute erreichen wollte. »Entschuldigung!« Schnellst mir möglich mache ich dem älterem Platz das er weiter gehen kann. »Du solltest besser auf deine Umgebung acht geben, Babygirl.« Sich zu mir runterbückend, so das nur ich ihn hören kann, ergänzt er noch; » Und erst Recht mit solcher Bekleidung wie die deine.« Trotz dessen das ich sein etwas heiseren Bariton heute zum ersten Mal höre, bin ich in der Lage ein herabwürdigendes lächeln herauszuhören. Mir läuft ein kalter Schauer den Rücken runter. Seine Augen verraten ihn, wie viel Genugtuung er aus meiner Angst schöpft. Ich kann fühlen wie mir alles zu viel wird und Tränen in den Augen aufkommen. Und er, er steht da einfach nur da mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen. Eigentlich macht er auch nichts weiter. Allerdings die Art wie er da stand, sein Verhalten, sein ganzes Wesen stahlte solch eine Dominanz aus, dass ich es nicht weiter aushielt. Mein Herz drohte jeden Moment mir aus meinem Brustkorb raus zu springen als ich den verdammten Mantel von mir riss auf den Hacken warf und rein rannte um mich auf meinen Platz zu setzen. Jeden Moment würde ich gleich auf schluchzen. Warum muss ausgerechnet ich das Glück haben auf dieses Monster zu treffen. Wiktoria, welche neben mir sitzt, durchschaut mich Recht schnell. Sofort nimmt sie meine Hände in ihre und drückt sie bekräftigend. Ich habe das Gefühl meine Eingeweide drehen sich alle. »Shhh, atme, atme! Ich weiß dass ist nicht so einfach, doch wenn du dich jetzt nicht zusammenreißen tust machst du es dir selbst nur noch schwerer. Schließ die Augen. Nimm ein tiefen Atemzug. Jetzt zahle langsam von zehn runter und atme dabei aus. Geht es jetzt besser?« Ich schließe die Augen und zahle von zehn runter wie mir befohlen, und tatsächlich, es hilft. Alles kehrt wieder zurück auf seinen Platz. Der Magen beruhigt sich wieder, die Lungen nehmen wieder die arbeiten auf und das Gehirn wird wieder rational. Das ist sowohl gut als auch schlecht. »Besser, danke.« Wiktoria umarmt mich nochmals bevor sie sich auf ihrem Platz wieder richtig hinsetzt. Ich wische die Tränen die mir doch entwischt sind weg, nehme nochmals tief Luft und setze mich richtig hin. Zwar ist noch mein ganzer Körper unter Spannung, dich der Kopf arbeitet nun anders. So das ich den Eindruck erwecke ruhig zu sein. Soviel es eben Brauch um den Abend zu über dauern. Den das ist es was ich vor habe. Überdauern. Den ganzen verdickten Abend zu über dauern. Allerdings je länger ich hier sitze, desto mehr habe ich den Eindruck als wenn mein Gehirn zu sehr arbeiten würde. Bis zum Moment wo ich wieder los heule. In der Zwischenzeit sind wir schon zum Augenblick gekommen, wo sich alle Gäste an ihren Plätzen eingefunden haben und Dante Montez sein Glas erhielt. »Meine werten Brüder!« Alle im Saal versammelten schwiegen sofort beim klang dieser bekannten heiseren Stimme. »Werten Brüder, Freunde, Familie. Wir haben uns heute hier versammelt um meinen Vater zu verabschieden, Capo Aleksander Montez. Einst einmal ein, ein Bruder, ein Ehemann und Vater. Sein Namen kannte man in ganz Spanien. Fühl sein Name so erschütterte den ganzen Raum Furcht. Und sein Ruf eilte ihm oft voraus. Unter Freunden und Familie war er ein Schild, ein zu Hause und ein sicherer Anker. Für den Feind allerdings oft das Ende, ein albtraum. Kaum einer ist lebend aus einer Auseinandersetzung mit ihm herausgekommen. Alejandro Montez war nicht für sein langes reden, sondern für sein Handeln bekannt. Was es auch gewesen sein mag, alles lief nach seinen Vorstellungen. Es war nämlich Alejandro Montez der unseren Namen weiter getragen hat. Als sein Sohn liegt es in meiner Verantwortung, seine verbliebenen Wünsche für uns zu erfüllen. Jedoch werde ich dies auf meine Art tun! Wir werden uns nicht länger im verborgenen halten, im Schutze der Unterwelt. Heute tritt unsere Familia in eine neue Era ein! Eine Era der Erleuchtung!« Ein Ohren betäubender Applaus stieg im Saal auf, ganz so als wenn er Grade ein Oskar erhalten hätte. Capo wartet sein Applaus nicht einmal ab, stattdessen leert er sein Glass mit einem Zug aus und hebt er nochmals in die Luft. »Fur meinen Vater und seine Errungenschaften!« »Für Capo!« Die Männer leeren ihre Gläser ganz nach dem Beispiel Capos, wärend die Frauen nur etwas daraus trinken. In der Regel darf ich gar kein Alkohol trinken. Deswegen verzieht sich auch mein Gesicht als das sprudelnde Getränk mein Hals hinunter läuft. Definitiv werde ich dies nicht noch einmal freiwillig trinken.
Zum Glück habe ich es bis hier hin auch ohne ausgekommen. Durch z.B. ofte Besuche auf der Toilette oder durch nur so tun als ob. Im großen und ganzen ist der ganze Abend Recht unspektakulär. Es haben sich wie immer Grübchen gebildet an Leuten die miteinander reden. Einige blieben für sich, doch für den Großteil der Frauen blieb der Abend uninteressant. Für mich ist er nicht nur uninteressant, die Zeit scheint auch gar nicht vergehen zu wollen, oder nur in Zeitlupe. Wenn das aber noch nicht ausreicht, habe ich ständig das Gefühl die Leute starren mich an, sehen das was ich so verzweifelt versuche zu verstecken.

Nur ein Kuss zum MordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt