Tief atme ich ein und beschleunige meinen Schritt. Nach einem kurzen Fußmarsch stehe ich vor der vermeintlichen Eisdiele. Doch außer einem etwas traurig aussehenden Eis, dessen Gesicht schon verblasst ist, sieht es hier nicht danach aus, als ob man hier noch ein Eis bekommen könnte. Ich gehe näher an das Glas heran, wische mit meiner linken Hand über die verstaubte Glasflächen und kneifen meine Augen zusammen, um überhaupt etwas erkennen zu können. In dem kleinen Raum stehen ein paar Sessel übereinandergestapelt und Tische lehnen an der Wand. Die düstere Atmosphäre lässt mich erzittern.
Ich kann mir genau vorstellen, wir es hier früher wohl ausgesehen haben muss. Kinder essen mit ihren Eltern ein paar Kugeln Eis und tratschen mit den Angestellten. Wieso wohl geschlossen werden müsste? Ich nehme mein Handy aus meiner selbstgehäkelten Handtasche und fotografiere zuerst den Innenraum und zunächst das ganze Gebäude. Das „e" bei dem Schild mit der Aufschrift „Gelatellino" hängt schief und ist, wie das ganze Wort, ausgeblichen. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch drehe ich mich um und suche nach einem Ort, an dem ich nachfragen könnte, was passiert ist. Meine Augen bleiben an einem typisch amerikanischen Diner hängen, das mich mit seine Leuchtschildern förmlich wie ein Insekt anlockt. Ich schaue nach links und rechts, bevor ich über die Straße gehe.
Die Türe geht nach innen auf und es ertönt ein helles Klingeln. Neugierig sehe ich mich um. Es riecht nicht schlecht. Eher nach einem angenehmen Raumduft als nach dem von mir erwarteten Fast-Food Geruch. In einer Ecke an einem runden, violetten Tisch sitzt ein junges Paar, das gerade einen Milkshake gemeinsam trinkt. Außer ihnen und der Person, die gerade ein paar Gläser auswäscht, ist niemand da. Verständlich, da es 16 Uhr am Nachmittag ist und alle wahrscheinlich noch in der Arbeit sind. So leise wie möglich gehe ich in Richtung der Barhocker.Mein Plan geht nicht wirklich auf, da der anscheinend frisch aufgewaschene Boden und meine Gummischuhsohlen sich nicht wirklich vertragen. Quietschend bewege ich mich fort und versuche, nicht zu viel darüber nachzudenken, was die anderen denken könnten. Langsam stelle ich meine Tasche ab und setze mich auf einen Hocker. Eine Weile sitze ich nur da und höre der Musik im Hintergrund zu. Country Musik? Naja, egal. Es kommt mir so vor, als würde der Angestellte mich absichtlich ignorieren, also gähne ich bewusst laut, damit ich bemerkt werde. Nichts.
Seelenruhig trocknet er jetzt Teller ab und stapelt sie in ein Regal ein. Ohne mir auch nur eines Blickes zu würdigen.Langsam wird mir das zu bunt. Ich räuspere mich, verschlucke aber unabsichtlich meinem Speichel und muss husten. Nicht zu überhören, huste ich vor mich hin. Ich muss mich an der Theke abstützen und nach vorne beugen. Gerade, als ich spüre, dass mein Kopf rot anläuft, höre ich ein lautes Geräusch über mir. Ich zucke zusammen und sehe hinauf. Ein volles Glas Wasser steht für mich bereit. Hastig trinke ich einen großen Schluck und spüre, wie es mir gleich besser geht. Ich will mich bedanken, doch die Person steht nicht mehr dort, wo sie gerade eben noch war. Ich drehe hastig meinen Kopf nach rechts und erschrecke mich, als er plötzlich ziemlich nah an mir dran steht. Er sieht mich irritiert an, denn ich habe ihm gerade meine Haare ins Gesicht geschleudert.
Einen Moment lang vergesse ich zu atmen. Er ist größer, als ich gedacht hatte. Er unterbricht das Schweigen und stellt meine Tasche nicht gerade sanft auf meinen Schoß. „Bist du immer so ungeschickt?", fragt er mich fast emotionslos. Also ich hätte mir alles, aber nicht so eine Reaktion von ihm erwartet. „Musst du immer gleich so unhöflich sein?", antworte ich, ohne, mir dabei anmerken zu lassen, wie peinlich mir das alles gerade ist. Wieder Stille. Er schnaubt und dreht sich langsam weg. Ich erhasche einen Blick auf sein Namensschild. Nick. Er heißt Nick. Warte mal, Nick? Ich kenne einen Nick! Von früher! Kann er es wirklich sein?
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Wenn die Chrysanthemen blühen
RomanceNach ein paar aufregenden Jahren überall auf der Welt zieht die 16-jährige Dalia zurück in die Stadt, wo sie auf ihrer neuen Schule Freunde und Verbündete kennenlernt. Und eventuell auch die große Liebe. Sie verzaubert nicht nur ihre Freunde mit ih...