Er hat sich verändert. Wie alle anderen Menschen, die mir einmal nahegestanden sind, auch. Veränderung ist etwas ganz Natürliches und sollte selbstverständlich sein. Doch nicht für mich. Ich komme sehr schwer mit Veränderung klar.
Ich bin immer dieselbe Dalia geblieben, die ich war. Unscheinbar, ein Streber und nie sonderlich beliebt. So habe ich meine Liebe für Bücher entdeckt. Durch sie tauche ich heute noch in neue, spannende Welten ein und kann jemand sein, der ich nicht bin. Ich kann mutig, wunderschön, eine Kriegerin, eine Prinzessin, oder einfach nur ein normales Mädchen sein. Normal. Was ist eigentlich normal? Die Bedeutung dieses Wortes hat sich über die Jahre stark verändert.
Vor hunderten von Jahren war es normal, Frauen, die nicht normal waren, auszugrenzen und ihnen schlimme Dinge anzutun. Heutzutage kann man sich das nicht mehr vorstellen. Es war auch normal, dass die Frauen sich zu Hause nur um die Familie kümmern sollten, während ihre Ehemänner auf Reisen und Abenteuer gehen durften. Eine eigentlich ziemlich unfaire Arbeitsteilung. Ich habe einmal eine Theorie gehört, dass früher (ich rede von der Steinzeit) die männlichen Höhlenmenschen auf die Jagd gegangen sind, die einzigen Menschen, die zu Hause waren, eben die Frauen waren. Genau diese haben dann die bahnbrechenden Erfindungen gemacht. Das Rad zum Beispiel. Bewiesen ist das natürlich nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es so war. Wieso wir trotzdem in einer Gesellschaft leben, in der immer noch viel zu große Unterschiede herrschen, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen oder erklären.
Bis heute hat sich auch einiges geändert. Vieles ist jetzt besser, aber immer noch nicht vollkommen. Die Gleichberechtigung aller Geschlechter muss noch optimiert werden. Diskriminierung und Rassismus müssen bekämpft werden. Und dafür stehe ich auch.
Ungerechtigkeit konnte ich früher mit Zehn Jahren schon nicht ausstehen. Ich wollte selbst für Gerechtigkeit sorgen und bin für das eingestanden, woran ich geglaubt habe. Leider wurde das nicht immer gut aufgenommen. Ich habe mich für die Tiere eingesetzt und wurde selbst eines genannt. Ich habe mich für eine bessere Zukunft eingesetzt und wurde immer nur kritisiert. Die Menschen können manchmal schon ziemlich stur und unwillig sein, zu lernen. Aber anstatt weiter zu versuchen, meine Meinung zu vertreten, war es mir wichtiger, von anderen Kindern gemocht zu werden, sodass ich zu jemandem wurde, der ich nicht war.
Jetzt würde ich es anders machen. Jetzt gehe ich meinen eigenen Weg. Niemand soll mir und meinen Plänen jemals wieder im Weg stehen. Leichter gesagt als getan. Aber zumindest in meinem Kopf weiß ich, wer ich bin und sein will. Oder bilde ich mir das alles nur ein?
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Wenn die Chrysanthemen blühen
RomanceNach ein paar aufregenden Jahren überall auf der Welt zieht die 16-jährige Dalia zurück in die Stadt, wo sie auf ihrer neuen Schule Freunde und Verbündete kennenlernt. Und eventuell auch die große Liebe. Sie verzaubert nicht nur ihre Freunde mit ih...