Missbraucht

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Ein Volksfest und eine Chefin, die darauf bestand, teilzunehmen, um Spaß zu haben

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Ein Volksfest und eine Chefin, die darauf bestand, teilzunehmen, um Spaß zu haben. Aus Spaß wurde schnell ernst und veränderte das Leben des jungen Mädchens für immer.

Jeden Tag erfahren Frauen, Männer und Kinder Gewalt.

Körperliche, seelische und sexuelle Übergriffe prägen sie für ihr ganzes Leben.

Viele reden darüber und genauso viele schweigen aus Angst.

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In der Luft Gerüche von süßer Zuckerwatte, leckerer Bratwurst und weiter hinten frische Klöße mit herrlich, brauner Soße. Ein einfaches und sehr beliebtes Gericht bei Kindern, aber auch Erwachsene drängten sich an mir vorbei, um an diese Leckerei zu kommen. Wie jedes Jahr, wenn Bergkirchweih war und Erlangens Bürger zu Tausenden in die Bierkeller strömten. Mittlerweile ein teurer Spaß, den sich viele nicht nehmen ließen. Mit fast sechzehn Euro für ein Maß Bier, entschied ich mich lieber dazu, Wasser zu trinken.

Nicht, weil ich geizig war, mehr aus dem Grund heraus, dass später noch einige turbulente Fahrten auf verschiedenen Karussells geplant waren. Ganz oben auf meiner Liste stand der freie Fall und dann, wenn ich diesen überleben würde, der Breakdancer.

„Danach fahren wir aber noch mit dem Autoscooter, oder?" Fragend stupste mich meine beste Freundin an, deutete bereits auf das Fahrgeschäft und hatte dieses Glänzen in den Augen.

„Du kriegst dein Gerangel, wenn ich meinen Breakdancer hatte." Fies grinste ich, aber ich liebte diese Art von Karussell. Je schneller und wilder, umso besser.

Meine Freundin sah das anders, verdrehte genervt die Augen und sah alles andere als begeistert aus. „Freier Fall, okay, aber nicht dieses Monster. Ich kotze nur wieder und dann ist der Berg gelaufen."

Leise seufzend gab ich nach. Es hatte keinen Zweck, mit ihr zu diskutieren und ich wollte uns beiden diesen besonderen Tag nicht verderben. „Gut, Biene, du hast gewonnen, ich fahre alleine."

„Geht doch", lächelte sie mir zu, hakte sich bei mir unter und gemeinsam schlängelten wir uns durch die Menschenmassen zum Freien Fall. Wie zu erwarten, standen enorm viele an, darunter hauptsächlich Teenager, die eindrucksvoll nach oben starrten. Die Höhe war schon beeindruckend und man fiel ganze 100 Meter in die Tiefe, nachdem man zuvor hochgezogen wurde. Einige Male und genau das war es, was ich jetzt brauchte. Frei fallen, ohne aufzuschlagen. Nervenkitzel und Adrenalin pur.

„Das wird der Wahnsinn, ich sag's dir", brüllte ich Sabine beinahe schon an, da die Musik so laut war, dass man kaum sein eigenes Wort verstand. Typisch für einen Rummel und doch liebte ich genau dieses Feeling, wollte es am liebsten immer spüren. Zu lange hatte ich verzichtet, mich von meiner Vergangenheit leiten und einschüchtern lassen. Ich wollte frei sein, mein Leben so leben, wie ich es wollte und alles andere hinter mir lassen.

„Wir sind dran." Meine Freundin stieß mich sanft an, drängte mich dann schon nach vorne zu den Sitzen und setzte sich direkt auf den neben meinem. „Was ist? Schiss?", neckte sie mich.

„Ach was." Gelassen setzte ich mich auf den Platz neben sie, nahm aber dennoch ihre Hand und grinste sie herausfordernd an. „Mal sehen, wer von uns beiden lauter schreien kann."

Meine Freundin nahm die Herausforderung an und ich sah genau, dass sie bereits sicher war, diese für sich zu gewinnen. So gerne ich sie hatte, aber ich war lauter. Sehr viel lauter und der Sieg gehörte mir. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck spürte ich, wie wir langsam nach oben gezogen wurden. Höher und höher. Die Menschen unter uns wurden klein wie Ameisen. Die Spannung stieg, ich konnte es kaum mehr erwarten, zu fallen, den Kick zu genießen.

„Bereit?", hörte ich meine Freundin fragen, die genauso hippelig tat. Ich konnte nur noch nicken, dann fielen wir auch schon und ich hörte sie schreien. Laut, kräftig, voller Lebensfreude. Meiner blieb aus. Ich konnte nicht, war zu aufgedreht, genoss dieses irre Kribbeln in meinem Bauch, welches dem Gefühl einer Achterbahnfahrt glich. Biene hatte gewonnen, den Sieg erlangt und ich gönnte es ihr von Herzen. Fest drückte ich ihre Hand, schenkte ihr ein Lächeln, als sie erneut schrie. Es beruhigte mich, zeigte mir, wie stark meine Freundin war. Dafür liebte ich sie, wie ich nie einen anderen Menschen geliebt hatte und vermutlich nie tun würde.

Meine Vergangenheit hatte mich geprägt, verändert und nicht jedem Menschen konnte ich trauen. Sabine hingegen schon. Sie war immer da, hatte mir in den schwersten Stunden zur Seite gestanden und mir immer wieder Mut gemacht, mein Leben nicht aufzugeben.

„Süße, du bist toll, so wahnsinnig toll. Und du hast gewonnen." Ein ehrliches Lächeln legte sich auf meine Lippen, während wir bereits unten angekommen, die Sicherheitsbügel vorschoben und aufstanden.

„Du hast mich gewinnen lassen", beschwerte sie sich erst, dann aber zog sie mich in eine Umarmung, seufzte tief. „Lass uns zum Autoscooter gehen, okay?"

„Hey, ich wollte Breakdancer." Beide lachten wir herzhaft, ehe wir unseren Weg fortsetzten, den mauligen Menschen hinter uns Platz machten.

Wir mussten uns einigen. Jeder für sich fahren oder auf den jeweils anderen warten? Beides klang fair, doch dann hatte Sabine einen ganz anderen Vorschlag. „Lass uns erst gebrannte Mandeln holen, ja? Du weißt, ich liebe diese Dinger."

Ihrem bettelnden Blick konnte ich schlecht widerstehen. „Also schön, holen wir deine Plombenzieher und entscheiden dann."

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