Der Geburtstag meines Bruders steht unmittelbar vor der Tür und während ich mich gerade fertig machte, denke ich darüber nach ob ich irgendwann mal genauso wie meine Schwester sein werde. Sie ist wunderschön, fast schon makellos. Ihre langen schwarzen Haare passen perfekt zu ihren eisblauen Augen und immer wenn sie durch einen Raum läuft, fallen alle Blicke auf sie. Es ist nicht so, dass ich eifersüchtig auf sie wäre. Aber manchmal, wäre ich einfach gerne so wie sie. Sie ist so verdammt offen und hat keine Angst zu sagen was sie denkt. Ich dagegen - ich bin meistens total verschlossen. Ich traue mich ja nicht einmal irgendeinen Jungen in meiner Schule anzusprechen. Vielleicht sollte ich Nina einfach mal fragen, ob sie mir ein paar Tipps geben kann. »Kommst du, Ionela?«, höre ich ihre Stimme. Ich habe ganz vergessen, dass ich in ihrem Ankleidezimmer stehe, weil ich mir etwas zum anziehen ausgeliehen habe. »Oh, ehm. Natürlich.«, stottere ich und laufe ihr nach. Sie sieht wie immer perfekt aus. Ihre weiße Cargo Hose, die ihr locker an den Hüften sitzt, lässt sie noch attraktiver wirken, als sie es eh schon ist. Das schwarze Top unterstreicht ihre absolut makellose Taille und ich bin mir sicher, dass sie heute Nacht nicht alleine schlafen wird. »Ich hole uns was zu trinken.«, sage ich. Sie nickt und macht sich auf den Weg zu ihrer besten Freundin und unserem Bruder. Levi, ist mir schon immer am wichtigsten gewesen. Er ist der perfekte große Bruder und immer für mich da. Ganz im Gegensatz zu unserer anderen Schwester. Mikasa ist ein Nerd und sie nervt jeden von uns. Vor allem mit Nina hat sie ein Problem, von dem keiner weiß wieso. Als ich wieder bei meiner Schwester ankomme, steht sie zusammen mit Mikey und den anderen am Pool. Mein Blick fällt sofort auf den Jungen neben ihr. »Du - du spielt doch Volleyball oder?«, frage ich stotternd, nachdem sie uns alle vorgestellt hatte. »Ja .. du etwa auch?«, fragt Armin lächelnd. »Ja, aber ich bin nicht so gut.«, gebe ich offen zu. »Ach, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.« Er kratzt sich lachend am Hinterkopf und entlockt mir damit ein schüchternes grinsen.
Reiß dich mal zusammen, ist ja peinlich., ermahne ich mich selbst.
»Willst - willst du was trinken?« Verdammt, warum fange ich die ganze Zeit an zu stottern? Zu meiner Verwunderung, willigt er dennoch ein und läuft mit mir zu der kleinen Bar, die mein Bruder extra aufstellen lassen hat. ,,Was willst du trinken?", fragt er mich lächelnd. Für einen kurzen Moment, verliere ich mich in dem hellen blau seiner Augen, allerdings fasse ich mich ganz schnell wieder und antworte ihm auf meine dümmliche Art und Weise. ,,Bier - ja bier." Er lacht und lässt sich von dem Typen an der Bar zwei Flaschen reichen. ,,Danke", sage ich lächelnd und nippe wie ein Anfänger an der blöden Flasche. Ich weiß selber nicht, was mit mir los ist und deshalb versuche ich so wenig wie möglich zu sagen. Es ist schon dumm genug, dass ich ihn wegen einem Drink frage und dann nicht einmal selbst was zu trinken hole. ,,Du scheinst nervös zu sein.", höre ich ihn sagen. ,,Liegt wahrscheinlich daran, dass ich noch nie wirklich mit einem Typen geredet habe, der nicht mein Bruder ist.", gebe ich offen zu. Aus irgendeinem Grund habe ich keine Probleme mich Armin zu öffnen. Er scheint mir ein netter Kerl zu sein, auch wenn er mit Eren befreundet ist. ,,Das lässt sich ändern. Willst du mit zu mir kommen? Wir trinken etwas mit meinen Freunden und du kannst dich locker machen." Er grinst mich süß an, weshalb ich sofort nicke ohne auch nur darüber nachzudenken.
Vor dem riesigen Gebäude bleibe ich stehen und sehe ihn fragend an. ,,Sicher, dass mich niemand schräg angucken wird?", frage ich. ,,Eren vielleicht, weil er weiß wer du bist. Aber keine Sorge, er guckt eigentlich immer schräg." Er schenkt mir ein zartes Lächeln und legt seine Hand auf meinen Rücken. Seine Berührung weckt etwas in mir, dass ich nicht kenne. Ich habee noch nie so etwas in der Nähe eines Jungen gefühlt. Es ist, als habe ich mich auf den ersten Blick in ihn verliebt. Obwohl ich nie an sowas geglaubt habe. ,,Gut. Dann mal auf in die Höhle des Löwen.", sage ich grinsend. Anders als erwartet, werde ich total entspannt von allen empfangen. Sasha erzählt mir gleich, dass sie meine Schwester kennt und total fasziniert davon ist, wie sie mit Eren spricht. Sie meint, dass sich bisher niemand getraut hat ihm die Stirn zu bieten. »Sie ist wie Levi. Und dafür bewundere ich sie.«, sage ich lächelnd. Ich liebe meine Geschwister. Naja, zumindest Levi und Nina. Mikasa ist mir egal. Sie existiert und das respektiere ich. »Willst du was trinken?«, unterbricht Armin unser Gespräch. Ich nicke und schenke ihm ein süßes Lächeln. Zumindest versuche ich süß auszusehen, aber ich weiß nicht ob es mir tatsächlich gelingt. Es vergehen einige Stunden und ich fühle mich zum ersten Mal wirklich angekommen. Sie alle sind total nett und ich würde am liebsten einfach hier bleiben, mich in Armins Arme legen und nie wieder weg gehen. Das vibrieren meines Handys weckt meine Aufmerksamkeit und als ich sehe, dass Nina mir geschrieben hat, werde ich plötzlich nervös. »Alles okay?«, fragt Armin. »Ja... aber Nina kommt gleich her um mich abzuholen.«, sage ich seufzend. »Und das ist schlimm, weil?«, will er wissen. »Ich weiß nicht, wie sie auf Eren reagiert.«, sage ich schulterzuckend. »Mach dir keine Sorgen, das wird schon.« Er lächelt und legt seinen Arm um mich. Ob es vielleicht möglich ist, dass er mich genauso mag wie ich ihn?
Zwanzig Minuten später, höre ich ein räuspern hinter mir. Es ist meine Schwester. Erschrocken stehe ich auf und entferne mich von Armin. Es ist mir peinlich, dass meine Schwester mich so sieht. »Können wir fahren?«, fragt sie. »Ja. Ich hole nur schnell meine Tasche.«, sage ich und gehe in Armins Zimmer. Als ich zurückkomme, hat sich Eren vor Nina aufgebaut und es scheint so, als würden die beiden sich streiten. »Was will der denn schon ausrichten?«, höre ich Eren fragen. »Du nervst.«, zischt meine Schwester angewidert. »Das sah gestern aber noch ganz anders aus.« Er greift mit seiner Hand an ihr Kinn und zwingt sie dazu ihn anzusehen. »Wenn du denkst, dass die letzte Nacht irgendwas zwischen uns verändert hat, dann hast du dich aber ganz schön geschnitten.«, sagt sie und schlägt seine Hand weg. Ich bin so stolz auf sie, dass sie sich von niemandem unterbuttern lässt. Um die Situation wenigstens etwas zu entspannen, laufe ich auf sie zu. »Ich bin fertig.«, sage ich. Sie nickt und läuft gefolgt von mir zum Aufzug. »Es tut mir leid, Nina.«, sage ich, als wir uns ins Auto gesetzt haben. »Was hast du dir dabei gedacht? Du kannst doch nicht einfach abhauen und niemandem von uns bescheid sagen?«, fragt sie aufgebracht. »Ich habe nicht darüber nachgedacht. Aber Armin war einfach so süß, weißt du?« Ich fange an zu schmollen und lehne mich im Sitz zurück. »Das Problem ist nicht Armin, sondern Eren.«, seufzt sie und ich spüre, dass es sie belastet. »Naja egal. Sag Levi einfach nichts davon, sonst erleben wir beide ein Donnerwetter.« Sie startet den Motor und fährt los.
»Sind das Levi und Karina?«, frage ich erschrocken, als ich das knutschende Paar in einer Ecke sehe. »Richtig.«, murmelt sie und ich weiß ganz genau, dass sie überhaupt nicht begeistert von dieser Sache ist. Ehrlich gesagt, ich auch nicht. Karina ist das, was man in unseren Kreisen eine Bitch nennt. Was nicht automatisch bedeutet, dass sie schlecht ist. Sie nimmt sich eben was sie will und das soll sie auch, aber mein Bruder ist, auch wenn es nicht so scheint sehr sensibel. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich in sie verlieben wird. Wie könnte er auch nicht? Sie ist wunderschön. Intelligent und absolut witzig. Genau das was Levi in seinem Leben brauch. Seit dem Tod unserer Mutter, habe ich ihn nicht mehr glücklich gesehen und das schmerzt mich. Ich liebe ihn und würde wirklich alles dafür tun, dass er sein Glück findet. Seufzend laufe ich die Treppen nach oben und gehe in mein Zimmer. Ich habe keine Lust mehr auf Party und außerdem bin ich total müde.
***
Am nächsten Morgen sitzen wir alle zusammen am Esstisch, als etwas passiert, dass mir einmal mehr zeigt, wie kaputt diese Familie eigentlich ist. Mikasa benimmt sich absolut anders als sonst. Fast so als würde sie versuchen Mikey zu beeindrucken. »Hast wohl ein guten Tag, was?«, fragt Nina und schaut sie irritiert an. »Musst du mich immer ärgern?« Mikasa schaut sie gespielt traurig an und ich fange fast an zu kotzen. Wie kann man nur so verlogen sein? »Nina... sie ist deine Schwester, du solltest wirklich netter zu ihr sein.«, meint Mikey plötzlich und lässt Nina schlucken. »Bitte... was?«, fragt sie aufgebracht. »Ja wirklich. Jeden Morgen meckerst du mich an. Du bist immer nur gereizt wenn du mit mir redest.«, schmollt Mikasa und in diesem Moment kann ich mich einfach nicht mehr zurückhalten. »Jetzt übertreibst du aber, Mikasa.«, sage ich genervt. »Jetzt hältst du auch noch zu ihr? Na schönen dank auch.« Wütend lässt sie ihr Brötchen auf den Teller fallen und verschränkt die Arme vor der Brust. »Ihr seid echt Scheiße.«, höre ich Mikey sagen, als er sich neben sie setzt und einen Arm um sie legt. Und dann passiert es. Sie grinst. Sie zeigt ihr wahres Gesicht, ohne das Mikey es bemerkt. Ich schaue zu Nina und merke sofort, dass sie kurz davor ist auszuflippen. Allerdings versucht sie sich nichts anmerken zu lassen und widmet sich schließlich Karina. »Und wie habt ihr geschlafen?«, fragt sie lächelnd. »Wir hätten besser geschlafen, wärst du nicht so laut gewesen.« Auf Karinas Lippen erscheint ein fieses Grinsen und ich weiß sofort, dass die beiden Mikasa provozieren wollen. Richtig so. Zeigt es ihr, Bitches! »So laut war sie doch gar nicht.«, sagt Mikey plötzlich und ich entscheide mich dazu, meiner Schwester zu helfen. »Oh doch, das war sie.« Ich beiße genüsslich in mein Brötchen und schenke Nina ein kleines Lächeln. »Na schön. Dann war ich eben laut. Ihr wart ja sicherlich auch nicht gerade leise.« Sie grinst Karina provozierend an. »Ach quatsch.«, meint Karina und sieht auf ihren Teller. »Keine Sorge. Sie war noch lauter als du.«, sage ich schulterzuckend. »Du bist heute ganz schön mutig.« Karina sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an. »Tschuldige.«, murmle ich verlegen. Es ist nicht so, dass ich mich schämen würde aber manchmal rede ich einfach ohne darüber nachzudenken. Deshalb hielt ich es für das Beste erst einmal nichts mehr zu sagen, bis wir später gemeinsam an den Strand fahren würden.
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BEHIND - those insecurities. | Armin Arlert ff | Spin off
Fanfiction[SPIN OFF ZU MEINER BETWEEN REIHE] Inmitten der Probleme ihrer großen Schwester, wollte Ionela immer nur eines. Geliebt werden. Sie wollte einen Freund, der sie niemals an seiner Liebe zweifeln lassen würde. Als sie auf der Geburtstagsparty ihres Br...