Marta Torrejón
„Ingrid du blöde Kuh. Gib mir mein T-Shirt wieder her. Ich finde das nicht lustig", wütend schnappe ich nach dem sich in der Luft rotierenden Shirt.
Die Jüngere konnte sich kaum halten vor Lachen. Hielt mir aber nach einem weiteren bösen Blick meinerseits das Trikot vor die Nase.
„Nimm es doch", kicherte sie mit ihrem niedlichen Akzent. Sie kann mittlerweile ziemlich gut Deutsch sprechen. In unserer gemeinsamen Zeit in Wolfsburg sind wir unzertrennlich geworden. Ich habe ihr Deutsch und sie mir Norwegisch beigebracht. Unsere Kommunikation besteht seither aus einer wilden Mischung. Unseren Teamkollegen und dem Land, in dem wir nun leben geschuldet, kommt ab und zu auch ein wenig Spanisch hinzu.
Als Erklärung, was gerade vor sich ging: Eine Situation wie diese kam nicht selten vor. Schon in Wolfsburg hatte Ingrid die nervige Angewohnheit, mir meine Kleidung (egal um was es sich handelt...ob es nur meine Schuhe, ein T-Shirt oder sogar meine Sport-Boxershorts sind (ja, das kam auch schon vor)) zu klauen und danach die nächste halbe Stunde vor mir weg zu rennen. Als wenn ich nichts Besseres zu tun hätte und wir nicht ohnehin schon immer zu spät sind.
Nun renne ich nur in Unterwäsche (ich habe ja aus meinen Fehlern gelernt und diese schon in weiser Voraussicht in die Kabine mitgenommen) und in ein Handtuch gewickelt hinter Ingrid her. Die anderen warten glücklicherweise schon draußen. Dort sollen wir uns nämlich zu einer Ansprache unserer Teamkapitänin versammeln.
Nach ein paar weiteren wüsten Verwünschungen und ein paar fliegenden Turnschuhen – die, wie sich später rausstellte, Patri gehörten – nahm die Norwegerin den Ausgang ins Visier. Ohne dass ich auch nur eine Chance hatte (Sorry, aber in einem Handtuch gewickelt und mit Badelatschen an den Füßen ist wohl niemand wirklich schnell) verschwand sie durch die Tür.
Das Team hatte sich mittlerweile an unsere Spielereien gewöhnt. Mapi meinte einmal zu ihrer Freundin: „Wir haben extra Zeit eingeplant. Der Termin ist äußerst wichtig. Da können wir nicht riskieren, wegen euch wieder zu spät zu kommen."
Naja, im Endeffekt sind die anderen ohne uns losgefahren und Mapi, die bei uns wartete, ist stinksauer in ihrem Zimmer verschwunden. Ingrid ist zwar rauf gegangen und hat sich entschuldigt....
Aber übel nehmen sie uns das immer noch.
Da ich ihr schlecht im Handtuch, wo es sich womöglich noch löst, hinterher sprinten kann. Schnappe ich mir ein beliebiges Trikot und ziehe es mir eilig über.
Das Handtuch lasse ich auf den Boden fallen. Für Ordentlichkeit ist jetzt keine Zeit. Die Latschen kicke ich auch von meinen Füßen und stürme ihr hinterher.
Ingrid, mittlerweile schon am anderen Ende unseres Trainingsplatzes, hatte vor den anderen kurz begeistert mit meinem Shirt gewedelt. Sie rechnet wohl nicht damit, dass ich ihr so schnell folgen würde und knüpfte sich erst mal gemütlich die Schuhe zu.
Da schoss ich auch schon aus der Kabine, drängelte mich durch die Mannschaft und schrie so laut und schrill ich nur konnte. (Natürlich auf Deutsch)
„Ingrid! Ich warne dich.... Usw."
Die anderen aus unserem Team fingen an, mit den Köpfen zu schütteln oder zu lachen. Einige, darunter Aitanna, Patri und Mapi feuerten Ingrid an, während Sandra, Mariona und Frido eher mir zu riefen.
Nach einer Weile geschicktem Einkesseln konnte mir Ingrid gar nicht mehr entkommen.
Schneller, als sie Maria Leon sagen konnte, rannte ich auf sie zu und tackelte sie mit voller Wucht um. Zu meinem Glück lachte sie lauthals auf und konzentrierte sich nicht mehr auf mein Trikot, sodass ich es ihr entreißen konnte.
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Woso OneShots
FanfictionFrauenfußball.... (Für Vorschläge und Ideen bin ich immer offen)