Lucy Bronze
„Hi Baby, wie geht es dir?"
Von meiner Wohnung aus habe ich einen erstklassigen Blick auf den schönen Stadtpark. Meistens, wenn ich wie jetzt telefoniere oder einfach nur ein bisschen gedankenverloren in die Ferne starren will, sitze ich auf der Fensterbank zum Park hin. Gerade kann ich beobachten, wie ein junges Pärchen auf der einzigen Bank im gesamten Park (zugegeben: der Park ist auch nicht sonderlich groß) sich eng aneinander kuscheln.
Wie gerne ich jetzt in Lucys Armen dort sitzen würde. Wir telefonieren zwar regelmäßig – fast jeden Abend – aber das reicht mir nicht. Ich würde meine Freundin gern mal wieder in den Arm nehmen und sie küssen können.
„Ich vermisse dich ganz schrecklich. Ansonsten geht es mir gut. Ich bin ein bisschen erschöpft. Das Training war heute echt hart", war ihre Antwort.
Nach ungefähr einer Stunde hörte sich Lucy langsam müde an. Widerwillig beendeten wir das Telefonat. Sie schickte mir viele Luftküsse durch das Handy und ich verabschiedete mich mit den Worten: „Ich liebe dich, Luce."
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Nach einer unruhigen Nacht holte mich Beth(any England) ab. Ich hüpfte in ihr Auto. Die Blonde lehnte sich über die Mittelkonsole und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
„Guten Morgen" strahlte sie mich an. Beth und ich sind schon immer sehr gute Freunde gewesen. Aber seit einiger Zeit ist das Verhältnis zwischen uns irgendwie anders geworden. Ich fühle mich von ihrer Aufmerksamkeit und den Komplimenten geschmeichelt, aber im Hinterkopf habe ich immer Lucy im Sinn. Immer wenn es zu einer Situation kommt, in der Beth mir zu nahe ist, sehe ich Lucy neben uns stehen. Das hat schon irgendwie etwas Schizophrenes. Als ob diese geistartige Gestalt mich vor Dummheiten schützen will. Ich schüttelte den Kopf, um den Schatten auf dem Rücksitz in meinem Augenwinkel zu vergessen. Lucy ist nicht hier, sondern in Spanien – und vermutlich rennt sie gerade schon dem Ball hinterher.
Ich konzentriere mich wieder auf Beth. Als die Blonde auf den Parkplatz abbog, schien sie mit sich zu ringen. Schließlich fragte sie mich neugierig: „Wie geht es eigentlich Lucy? Hast du mit ihr gesprochen?"
Ich erzählte ihr die Kurzfassung von dem, was Lucy mir gestern erzählt hatte und hielt nebenbei nach einem möglichen Parkplatz Ausschau. Wie immer sind wir die Letzten.
„Und wie ist das so. Also ich mein. Vermisst du sie nicht?"
„Natürlich. Ich vermisse sie sehr. Aber wir telefonieren ja fast täglich. Es ist nicht das gleiche. Aber manchmal tut es einfach nur gut, ihre Stimme zu hören. In drei Wochen habe ich sie ja wieder. Sie fliegt für ein verlängertes Wochenende hier her. Dann kannst du sie auch wiedersehen."
Beth reagierte nicht darauf. Jedenfalls nicht besonders begeistert: „Hm", war ihr einziger Kommentar zu der eigentlich sehr erfreulichen Nachricht. Stattdessen legte sie den Rückwärtsgang ein und versuchte das Auto in die winzige Parklücke zu manövrieren.
Wir drei waren alle mal sehr gut befreundet. Das Goldene Trio könnte man sagen. Aber als Lucy und ich überglücklich unsere Beziehung bekannt gaben, kippte die Stimmung irgendwie ein bisschen. Der Höhepunkt war ein heftiger Streit zwischen den beiden. Ich weiß nur, dass die beiden seither kein Wort mehr miteinander gesprochen haben und nicht mehr gut aufeinander zu sprechen sind. Bis heute weiß ich nicht, worum es in dem Streit ging. Ich kam erst dazu, als Lucy mit der Hand ausholte. Glücklicherweise konnte ich durch mein Eingreifen Schlimmeres verhindern.
Beide stritten natürlich alles ab. Also hackte ich nicht weiter nach. Aber es verletzte mich, dass die zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben sich nicht mehr verstanden. Ich wünsche mir manchmal, dass alles so ist wie früher.
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Der Tag heute war beschissen – ehrlich.
Das Training lief schlecht. Wir kamen natürlich zu spät. Ich konnte mich nicht richtig konzentrieren und zu allem Übel knickte ich gegen Ende auch noch um. Zwar war es keine schlimme Verletzung, aber vor lauter Wut und Enttäuschung über mich selbst schoss ich eine Wasserflasche vom Rand ins nirgendwo und fluchte was das Zeug hält.
Ich hatte heute keine Lust auf gar nichts mehr. Dementsprechend war ich auch genervt, als Lucy mich bei unserem Telefonat über Beth ausfragte. Ausfragen ist vielleicht falsch formuliert. Sie war ebenfalls nicht bei bester Laune und ließ mich das auch wissen.
Ich verstand nicht viel. Es strengte mich an, nach so einem Tag aufmerksam zuzuhören. Außerdem redete sie so schnell und aufgebracht, dass ich nur an einige Wortfetzen mitbekam, um was es überhaupt ging. Es ging anscheinend darum, dass sie eine Schlagzeile gesehen haben soll. In der Beth und ich eng umschlungen auf dem Trainingsplatz stehen. Das taten wir öfter und bisher hatte sie das noch nie gestört. Dachte ich zumindest. Lucy kann schnell eifersüchtig werden. Aber normalerweise nur, wenn sie einen triftigen Grund dazu hat. Den gebe ich ihr eher selten und Beth ist so ziemlich die Einzige, die ich außer Lucy noch so nah an mich ranlasse. Auf freundlicher Basis versteht sich – das weiß Lucy eigentlich auch.
Naja, aber was soll man machen. Ich kann es ihr nicht verübeln. Wenn die Freundin in einem anderen Land ist und einem ein Haufen Schlagzeilen und Edits vor die Nase fallen, würde mir das vermutlich auch nicht gefallen.
Nach dieser „Diskussion" war eine Zeit lang Ruhe. Ich hatte keine Lust, mich erneut anschreien zu lassen und Lucy offenbar auch keine, sich mit mir zu unterhalten. Mir soll es recht sein. Ist doch ihr Pech, wenn sie nicht einsieht, dass Beth und ich nur gute Freunde sind. Ist mir doch egal – redete ich mir immer wieder ein. Aber ehrlich gesagt tat mir das unglaublich weh. Ich will mich wieder mit ihr vertragen und jeden Abend ihre Stimme hören.
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Unser Streit war wie vergessen, als ich kreischend losrannte. Da ist sie endlich. Mit einer Reisetasche und ihren Kopfhörern um den Hals kam sie uns entgegen. Sie ließ auf den letzten Metern ihre Tasche fallen und wirbelte mich durch die Luft. Ich schlinge meine Arme und Beine um ihren Körper. So fest, dass sie mich nie wieder verlassen kann und küsse sie leidenschaftlich. Wie ich das vermisst hatte.
Als ich mit den Füßen wieder auf dem Boden stand, wir uns aber immer noch fest umarmten und sie mir irgendwelche Liebeserklärungen gegen meinen Hals murmelte, sah ich Beth im Augenwinkel.
Zu meinem Überraschen hatte sie sich dazu bereit erklärt, mich zu begleiten, um Lucy vom Flughafen abzuholen.
Jetzt steht sie mit einer genervten Miene hinter uns und tippt ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.
Die Begrüßung zwischen den beiden „Todfeindinnen" fiel genauso bescheiden aus, wie ich es erwartet hatte – ein kurzer, liebloser Handschlag und das wars. Aber den Blick, den sie sich zuwarfen, sprach Bände.
Das erste, was Lucy tat, als wir meine Wohnung betraten, war: sich erst mal die Schuhe auszuziehen, die Tasche achtlos im Flur fallenzulassen und sich gemütlich auf meine große Couch zu fläzen. Sie schloss für einen Moment die Augen und lächelte glücklich.
„Ach, wie sehr ich diese Couch vermisst habe. Dich natürlich auch, mein Herz", grinste sie zu mir hoch. Ich konnte nicht anders, als mich halb auf sie drauf zu legen und mich eng an sie zu kuscheln. Die Ältere drückte mich an sich und küsste meine Stirn.
Was ich nicht bemerkte, ist, wie Lucy gar nicht mich anschaute, sondern ihr Blick geradewegs Richtung Wohnzimmertür ging.
2. Teil folgt....
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Woso OneShots
FanfictionFrauenfußball.... (Für Vorschläge und Ideen bin ich immer offen)