Kapitel 4

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Die Nacht war unglaublich schlecht verlaufen. Erst hatte ich nicht einschlafen können, dann war ich mehrmals wach geworden und dann war ich um fünf Uhr aufgewacht und konnte nicht wieder einschlafen.

Unruhig drehte ich mich von einer Seite auf die andere und stöhnte schließlich resigniert. Ich konnte nicht mehr liegen bleiben, also stand ich auf und streckte mich, bevor ich zu meinem Fenster lief und es öffnete. Der Wind strich durch die Vorhänge und wirbelte meine Haare umher. Ich schloss die Augen und genoss die Kühle auf meiner erhitzten Haut.

Sollte ich heute laufen gehen? Früher war ich oft mit meiner Schwester joggen gegangen, aber nach dem Unfall hatte ich es irgendwie aufgegeben. Dabei hatte es mich immer entspannt.

Kayla. Ich musste an die Kette denken, die sie mir geschenkt hatte. Sie lag noch immer in meinem Auto. Kurz überlegte ich, was ich damit machen wollte. Ich würde sie erstmal wieder in mein Schmuckkästchen legen. Und später konnte ich immer noch entscheiden, ob ich sie wieder tragen wollte. Also zog ich mir einen Pullover über und lief zu meinem Auto. Ruki schien noch zu schlafen.

Die Kette lag auf dem Beifahrersitz. Ich stand an der Fahrerseite und musste mich richtig strecken, um sie zu erreichen. Klar, ich hätte auch außen herumgehen können, aber ich hatte keine Lust.

Ich spürte das Metall der Kette und zog daran. Mit der Kette in der Hand lief ich wieder in unsere Wohnung. Erst als ich in meinem Zimmer war, sah ich mir die Kette genauer an. Der Verschluss war kaputt. Das hatte ich nicht gewollt. Schnell suchte ich im Internet einen Juwelier und beschloss, die Kette zum Joggen mitzunehmen. Ich würde einfach zum Schmuckladen laufen und sie dort zur Reparatur abgeben.


Zehn Minuten später war ich startklar und packte die Kette und ein wenig Geld in meine Bauchtasche. Dann lauschte ich an meiner Zimmertür. Auf der anderen Seite war es komplett still, also öffnete ich die Tür und schlich mich aus der Wohnung. Ich wollte keinem meiner Freunde über den Weg laufen. Dann hätte ich erklären müssen, was gestern passiert war und dazu war ich noch nicht bereit.

Meine Füße machten diesen typischen Laut, wenn sie auf den Beton trafen. Ich joggte die Hauptstraße entlang und lief zum Juwelier. Als ich den Laden betrat, klingelte ein kleines Glöckchen über der Tür.

„Hallo", sagte ich höflich und stellte mich an den Verkaufstresen.

„Wie kann ich Ihnen helfen, junge Frau?", fragte mich ein älterer, freundlich aussehender Mann.

„Ich wollte fragen, ob Sie diese Kette reparieren könnten? Der Verschluss ist kaputt." Schuldbewusst sah ich auf die Kette in meinen Händen.

„Dann lassen Sie mich doch mal das gute Stück ansehen."

Ich gab ihm die Kette und sah ihm dabei zu, wie er seine Brille ein wenig die Nase hochschob und sich den Verschluss genauer ansah. Sein Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. Dann sah er mich wieder freundlich an. „Aha, ja, das kann ich reparieren. Sie können die Kette in zwei Stunden abholen. Passt Ihnen das?" Er lächelte mich fragend an.

„Ja, das passt sehr gut. Vielen Dank. Bezahle ich jetzt oder später?"

Nachdenklich sah er mich an. „Das geht aufs Haus."

Verwundert sah ich ihn an. „Wirklich? Ich kann bezahlen."

Er schüttelte den Kopf. „Das ist ein Geschenk, Sie erinnern mich an jemanden, den ich früher einmal gekannt habe."

„Vielen Dank", flüsterte ich ein wenig verunsichert und verabschiedete mich. Als ich aus dem Laden ging, spürte ich seinen Blick im Rücken. Wer war der Mann? Er war sehr nett gewesen.

If we trust (If-we-Reihe Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt