Part 26

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Samstag

Noah
Am Morgen nach unserer… nach dem Abend, an dem wir… fuck, ich will es nicht aussprechen oder auch nur denken, dass wir uns getrennt hatten- jedenfalls war Linus nicht hier. Ich hatte herausgefunden, dass er bei Jonas übernachtet hatte.

Ich mein ich weiß nicht. Vielleicht war es eher aus dem Affekt passiert. Ich liebe ihn doch eigentlich. Ist das liebe? Wieso habe ich das gesagt? Habe ich das wirklich so gemeint? Was ich weiß ist, das ihn vermisse und mein Bett kalt ohne IHN ist. Aber ich kann doch nicht einfach so wieder angebrochen kommen. Ich habe doch Schluss gemacht. Was ist nur los mit mir? Wieso habe ich das getan. Ich hasse mich selbst dafür.

Wenn er mir wenigstens geschrieben hätte das es ihm gut geht oder das er eine Unterkunft gefunden hat. Als ich gestern wieder gekommen war, war er schon weg. Ich kann ihn aber verstehen. Mit mir hätte ich auch nicht gerne etwas tu tun. Ich war so gemein zu ihm. ER hat das doch gar nicht verdient. Ich hoffe er kommt nicht auf dumme Ideen.

Linus
Ich wache auf der Couch von Jonas auf. Wir haben gestern nich viel geredet. Aber wie konnte ich auch denken das Oliver eine gute Idee war. Meine Gedanken schweifen immer wieder zu Noah. War hätte ich anders machen können. Wieso ist es so weit gekommen? Ich könnte direkt wieder anfangen zu weinen. Ich merke wie sich meine Augen mit Flüssigkeit füllen.

Ich renne ins Badezimmer schließe ab und lasse mich auf den Boden sinken. Ich will nicht das mich jemand weinen sieht. Das war nur bei Noah okay. Noah… . Meine liebe des Leben. Es sind so viele Gefühle in mir aber gleichzeitig ist alles darin so leer. Ich kann mit diesen Gefühlen nicht umgehen. Ich kann das einfach nichtmehr. Noah war mein einziger Lebenssinn.

Ich kann nicht anders und greife zu meiner Klinge. Diese verfluchte Klinge. Ich ziehe sie über meine Haut. Wieder und wieder. Wie sich die Haut aufwölbt und sich das Blut dort sammelt bis es die Haut runterrollt. Tropf. Tropf. Tropf. Ich ziehe noch einen Schnitt. Und schon kommen die Schuldgefühle. Was ist falsch mit mir? Wieso habe ich das jetzt schon wieder gemacht? Es lief doch alles gut? Ich habe vorschritte gemacht. Trännen kullern weiter über meine Wange. Ich betrachte meinen Arm… wieso Linus? WIESO?! AHHH. Ich hasse mich so so sehr. Kein Wunder der das Noah Schluss gemacht hat.

Ich wusste nicht, wie ich den Rest des Tages überstanden hatte, aber am Abend fand ich mich bis spät in die Nacht im Sportraum wieder, der im Dunkelblau der tiefen Nacht schimmerte. Stundenlang schlug ich einfach nur auf den Boxsack ein, bis ich meine Hände verbinden musste. Es tat weh, aber dieser Schmerz war das einzige Gefühl, das mich daran erinnerte, dass ich… dass ich am Leben war. Als ich dann die Kirchenuhr in der Nacht schon viel zu oft zur vollen Stunden schlagen hörte, ging ich völlig benommen die dunklen Straßen zu Jonas. Ich habe mir vorhin den Schlüssel genommen damit ich ihn nicht nochmal wecken muss.

Vielleicht sollte ich morgen einen Termin mit meiner Therapeutin wahrnehmen. Bevor ich irgendetwas unüberlegt tue. Außerdem war ich lange nichtmehr bei ihr. Noah wäre bestimmt stolz. Noah…

Wird es jemals wieder wie vorher sein? Wird dieses wunderschöne Gefühl wieder durch meinen gesamten Körper strömen und mir in jeder Zelle zuschreien, wie sehr ich diesen wundervollen Menschen… liebe?

Sonntag
Und jetzt… es war ein regnerischer Nachmittag und die perfekte Stimmung, um mich in meinem Bett zu vergraben und mir den Schmerz aus der Seele zu weinen. Aber ich befand mich noch immer im echten Leben eines normalen Schuljungen und mit der morgigen Englischklausur und all den zusätzlichen Hausaufgaben hatte ich noch wirklich viel zu tun. Noah war gut in Englisch. Er hat mir dort immer geholfen. Noah…

Es war schrecklich, funktionieren zu müssen, wenn man eigentlich nicht mehr konnte. Aber so ging es jedem oder? Oder bin ich einfach nur anders? Kaputt. Das Leben von Jugendlichen war nicht fair. Das war es nie.

Ich habe keine kraft irgendetwas für schule zu tun. Bringt es überhaut noch etwas? Ich bin sowieso zu dumm für alles. Ich hatte nicht mal gedacht jetzt noch zu leben. Ich habe keine Zukunft geplant, ich hatte keine Ahnung das es für mich noch eine Zukunft geben wird. Ich hatte… Abgeschlossen. Jonas wunderte sich auch schon langsam. Essen muss man ja auch… anstrengend. Kalorien. Mit Noah war es leichter. Ich habe es immer für ihn gemacht. Noah…

Verflucht vergiss dich aus meinem Kopf. Ich muss abschließen. Verdammt noch mal. Wieso ist das so schwer? Ich sollte meine Therapeutin anrufen. Es wäre gut. Aber dann muss ich mich bewegen. Ich muss meine Hand zu meinen Handy bewegen. Ich schaffe das alles nicht mehr.

Ich greife nach ca.30 min Zu meinem Handy und rufe meine Therapeutin an. Noah wäre stolz. Noah… Ach verdammt.

Monatg

Noah
In der schule
Als ich Linus dann zur ersten Stunde in der Englischklausur gesehen hatte, waren seine Augen gerötet, er versteckte sich in seinem Hoodie und wirkte völlig teilnahmslos.

Und in diesem Moment fühlte ich das erste mal einen Stich, einen ganz ganz tief Stich, der sich immer wieder in mein Herz grub und jedes Mal noch mehr wehtat. Aber ich saß im Unterricht, der meine einzige Möglichkeit gewesen war, mich von allem abzulenken und so ignorierte ich dieses Gefühl und starrte auf meine Klausur. Ich konnte Linus so nicht ansehen. Ich war schuld, schuld an allem. Schuld an Gefühlen, die ihm wehtaten und Problemen, die ich nicht klären konnte.

Sobald die Klingel zur Pause läutete, setzte ich meine Kopfhörer auf und verließ den Raum. Ich wollte niemanden mehr sehen, mit niemanden sprechen, niemanden hören und auch meine eigenen Gedanken übertönen. Ich ging zu den Spinden, um die Bücher für die nächste Stunde zu hohlen. Die Englischklausur lief eigentlich gut. Aber ich habe ohne Linus gelernt. Er hat Englisch ohne mich nie verstanden. Hoffentlich hat er die Klausur irgendwie überstanden. Ich schaue kurz neben mich und sehe wie Linus schnellen Ganges fast schon im Rennen zur Toilette geht. Anscheinend doch nicht so gut gelaufen. Alles meine schuld.

Als ich mich runter beugte, um das Schloss zu öffnen, spürte ich plötzlich jemanden an meiner Schulter tippen und zuckte sofort zusammen. Sophie.
S: Hey, ich weiß nicht, du siehst irgendwie traurig aus. Habt ihr euch gestritten?
N: getrennt
S: möchtest du trüber reden
Fragte sie und öffnete die Arme. Ich nahm die Einladung an und umarmte sie zurück. Es tat gut.
Ich nicke
N: nach der Schule bei mir?
Sie nickte nur und gab mir noch einen Kuss auf die Wange.
S: du schaffst das.

Vor der Zweiten Stunde sehe ich wie Linus mit Lars auf den Sitzpolstern liegt. Dort lag ich immer mit ihm. Ich würde ihm gerne reinhauen. Dieser scheiß Typ. Ich habe doch gesagt er will was von ihm. Lars Hand wandert auf Linus Oberschenkel immer Höher. Was. Es. Nicht. Noch ein bisschen näher und ich Box den um.

Die Lehrerin kommt. Zum Glück.

Wir schweigen und an. Wir schauen und nicht mal an. Im Augenwinkel kann ich sehen wie Lars seinen Arm um Linus legt. Wieso habe ich diese Gefühle wen ich dich Schluss gemacht habe. Ich verstehe es nicht.

Need YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt