Kapitel 3

7 2 0
                                    

Nachdem Cathleen auch die Nachbarn von Rosalia und ihrem ermordeten Mann Stephen nach etwas ungewöhnlichem, was sie beobachtet haben könnten, befragt hatte, kehrte sie zu Parker zurück.

„Fehlanzeige", sagte sie niedergeschlagen, als Parker sie erwartend ansah. „Die Nachbarn haben nichts bemerkt. Bei den Johnsons, die direkt nebenan wohnen, war keiner zuhause, und die Holders haben einen Sohn, der sehr laut Rockmusik in seinem Zimmer hört. Sie können den Schuss der Waffe nicht gehört haben."

„Und die Nachbarn gegenüber?", fragte Parker. „Vielleicht haben die etwas mitbekommen."

Cathleen nickte. Das konnte tatsächlich sein. Wenn der Schütze keinen Schalldämpfer genutzt hatte, dann musste irgendwer den Schuss gehört haben. Also vielleicht die Nachbarn gegenüber der Cains.

Cathleen stieg zusammen mit Parker eine fein gesäuberte Marmortreppe zur Haustür hinauf und drückte auf den Klingelknopf, unter dem der Name Gachot eingraviert war.

Einen Moment herrschte Stille, dann konnte Cathleen jemanden kommen hören, der sich lautstark mit einer anderen Person unterhielt.

Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen und ein Teenager, Cathleen schätzte ihn auf siebzehn Jahre, stand vor ihnen.

„Ja? Kann ich Ihnen helfen?", fragte der Junge gelangweilt. Er hatte braunes, verwuscheltes Haar, trug einen roten Hoodie und eine verwaschene Jeans.

„Guten Tag, Cathleen Lloyd vom Shelstead Police Department. Das ist mein Kollege Parker Logan", sagte Cathleen. „Sicher haben Sie bereits mitbekommen, dass ihr Nachbar, Stephen Cain, heute gegen neun Uhr dreißig ermordet wurde."

Cathleen hatte vorhin beobachten können, wie die Presse bereits vor dem Haus der Cains gestanden und einen Beitrag gefilmt hatte. Ein Mord in Shelstead hatte sich schnell herumgesprochen.

„Wer?", fragte der Junge.

„Ihr Nachbar. Stephen Cain. Er wohnt direkt gegenüber von Ihnen", sagte Logan nun und wies auf das Haus.

„Sorry, hab nichts mit denen zu tun. Ich kann Ihnen nicht helfen", gab der Junge von sich und wollte die Tür vor Cathleen und Parker schließen, doch Cathleen stellte ihren Fuß in die Tür.

„Haben Sie vielleicht etwas gehört, was sich wie ein Schuss angehört haben könnte?", fragte sie.

Der Junge schüttelte den Kopf. „Nee. Ich hab Eishockey geschaut. Ich hab nichts gehört. Schönen Tag." Mit diesen Worten schloss er die Tür.

Cathleen seufzte. Sie hasste Misserfolg. Vor allem jetzt, in ihrem allerersten Mordfall.

Auch Parker schien enttäuscht, als sie zu ihrem Wagen liefen. Die Spurensicherung war längst gefahren und die Leiche wurde in die Gerichtsmedizin nach Santa Rosa gebracht.

„Wir sollten aufs Revier fahren und auf den Bericht der Forensik warten. Vielleicht liefern sie uns einen neuen Hinweis", überlegte Parker.

Cathleen nickte zustimmend. Ihr Partner hatte recht. Doch wusste sie auch, dass der Bericht nicht vor Morgen auf ihrem Schreibtisch liegen würde. Sie saßen fest.

Es gab keinen Hinweis auf eine bestimmte Person, die Stephen Cain etwas antun wollte. Und sie hatte vergessen, Eric Carter nach Feinden zu fragen. Sie war zu stark abgelenkt gewesen. Es waren nicht immer ihre Gefühle gewesen, die sie so aus dem Konzept gebracht hatten, wie ihr Kollege vermutete, sondern etwas anderes. Sie kannte Eric irgendwo her. Ganz fern sah sie das Bild eines jüngeren Erics. Doch woher kannte sie ihn? Aus der Schulzeit definitiv nicht. Dann hätte sie sich sofort an ihn erinnert. Es musste nach der Schule gewesen sein.

Tote öffnen keine TürenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt