Kapitel 6

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Eric hielt Cathleen noch eine Weile in seinen Armen, beruhigte sie und strich ihr sanft übers Haar. Als er das Gefühl hatte, dass er Cathleen alleine lassen konnte, stand er auf.

Cathleen allerdings, klammerte sich an Erics Hand.

„Bitte geh nicht! Noch nicht!", bat sie Eric mit weinerlicher Stimme.

Eric seufzte und ließ sich auf dem Bett nieder. Cathleen lehnte sich an ihn.

Eric hielt noch eine Weile ihre Hand. Dann stand er endgültig auf und verschwand aus dem Raum. Er ließ Cathleen alleine zurück. Nein, er ließ sie nicht zurück, er machte sich nur Frühstück, doch Cathleen kam es vor, als wäre sie alleine auf dieser weiten Welt. Sie kam nicht mit den Geschehnissen klar, konnte es nicht verarbeiten. Immer und immer wieder tauchten die Bilder der Leichen in ihrem Kopf auf. Und immer wieder tauchten Bilder des Eindringlings in ihrem Kopf auf. Sie fühlte sich unsicher, alleine und im Stich gelassen. Wie ein verletztes Reh, welches seine Mutter verloren hatte. In der Hoffnung auf Rettung, und doch starb es am Schluss. Würde es so kommen? Würde Cathleen, wie das verletzte Reh, sterben? Oder war es doch nur eine Metapher für ihren Gemütszustand? Sie wusste es nicht, niemand wusste es. Nur die Zukunft und die lag in anderen Händen.

Mit wackelnden Knien stand Cathleen auf, machte sich auf den Wegs ins Bad. Sie drehte den Wasserhahn auf, formte mit ihren beiden Händen eine Kuhle und wartete bis das Wasser in diese Kuhle floss. Als es genug war, wusch sie damit ihr Gesicht. Sie nahm sich ein blaues Handtuch und wischte sanft über ihr Gesicht. Die Wassertropfen versiegten und ließen ein angenehmes Gefühl in ihrem Gesicht zurück. So verweilte sie vor dem sauberen Spiegel mit den Händen auf das Waschbecken gestützt, bis es an der Tür klopfte.

„Cate, ist alles in Ordnung?", fragte Eric mit fester Stimme. Irrte Cathleen sich, oder schwang da Sorge in seiner Stimme mit?

„Ja, alles in Ordnung! Ich habe mir nur mein Gesicht gewaschen, ich komme schon!", rief sie schnell.

Sie raffte sich auf und öffnete die Tür mit einem schweren Ruck. Die Tür öffnete sich leicht und leise. Die Scharniere machten keinen Laut, die Tür knarzte nicht einmal.

Durch die Wucht und die Kraft, die Cathleen benutzte, haute sie die Türklinke mit voller Wucht gegen Erics oberen Bauchbereich. Dieser stöhnte unter Schmerzen, lachte allerdings gleichzeitig. Cathleen brauchte einige Momente bis die verarbeitete, was gerade geschah. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihren Fehler erkannte.

„Oh, scheiße, es tut mir leid!", rief sie aufgebracht. Eric musterte sie kurz verwundert, unter Lachen, dann wurde sein Lachen allerdings ansteckend und auch Cathleen prustete los. Sie wusste, dass diese Situation alles andere als lustig war und doch bekam sie sich gar nicht mehr ein. Irgendwann hielt sich Cathleen den Bauch, da dieser dank des Lachkrampfes wehtat, und versuchte sich zu beruhigen.

Auch Eric wurde leiser und entspannte sich leicht. Grinsen musste er allerdings noch und dieses Grinsen, war das Schönste was Cathleen je gesehen hatte.

„Es tut mir wirklich leid, das wollte ich nicht!", gab sie niedergeschlagen zu und senkte den Kopf.

„Ach, alles gut, es war ja nicht deine Absicht", sagte Eric. Cathleen sah ihn traurig an.

„Es war trotzdem meine Schuld!", stellte sie klar. Eric seufzte und sah sie an.

„Wenn du meinst...", sagte Eric nachdenklich.

Eric ging zu seinem Küchentisch und winkte Cathleen zu sich, als Zeichen, dass sie sich an den Tisch setzen sollte.

Cathleen folgte Eric zögernd; sie fühlte sich unwohl in ihrer Haut. Cathleen war Polizistin, sie wusste das sie ihre Schwächen nicht zeigen durfte, und doch tat sie es Eric gegenüber.

„Möchtest du etwas essen?", fragte Eric. Cathleen schüttelte mit dem Kopf.

„Nein, ich habe keinen Hunger. Aber danke für das Angebot, ich denke ich gehe auf die Arbeit", sagte Cathleen leise. Eric sah sie besorgt an.

„Bist du sicher? Willst du nicht lieber auf mich warten?", fragte Eric. Cathleen schüttelte mit dem Kopf.

„Eric, ich brauche nicht bei allem deine Hilfe. Ich muss auch alleine im Leben klarkommen, ich werde nicht immer dich an meiner Seite haben! Außerdem möchte ich gerne ein bisschen alleine sein. Dann kann ich nachdenken", erklärte Cathleen.

Eric nickte akzeptierend; auch wenn er sich Sorgen um Cathleen machte.

Diese ging mittlerweile zu ihrem Auto und fuhr los zur Wache. Eric schaute ihr hinterher; er hatte ein sehr ungutes Gefühl bei der Sache.

Als Cathleen bei der Wache angekommen war, machte sie sich sofort auf den Weg zu ihrem Büro.

Ihr Partner war noch nicht da, also schmiss sie den Computer an und bearbeitete die Akten, die noch offen standen. Irgendwann holte sich Cathleen einen Kaffee aus der Cafeteria und schlürfte daran, während sie eine neue Akte zu den neuen Polizeischülern anzulegen, die bald ihr Studium bei ihnen vollbrachte. Seufzend lehnte sie sich nach hinten, heute konnte sich Cathleen einfach überhaupt nicht mehr konzentrieren. Ihre Gedanken schweiften immer wieder zu den mysteriösen Mordfällen an, die sie gleichzeitig mit ihrer Entführung verband. Sie atmete tief und zittrig aus und wandte sich wieder den neu angelegten Akten zu, um noch einmal zu kontrollieren, ob sie alles richtig angelegt hatte. Vor allem Heute durfte sie keinen Fehler machen, das käme nicht gut rüber gegenüber ihres Chefs.

Schließlich kam ihr Partner Parker Logan in das Büro und setzte sich gegenüber von Cathleen in seinen Bürostuhl. Automatisch schaute sie hoch.

„Hey!", murmelte sie leise.

„Na das nenne ich mal eine tolle Begrüßung!", lachte Parker Logan sarkastisch. „Aber ich wünsche dir natürlich auch einen schönen Morgen! Jedenfalls, wir haben einen neuen Auftrag mit der Hundestaffel", erklärte er. Jetzt schaute Cathleen überrascht hoch.

„Ein Auftrag mit der Hundestaffel? Das kommt nicht häufig vor, was ist denn passiert?" fragte Cathleen neugierig.

„Irgendjemand wird vermisst. Wir sollen die Hundestaffel ein bisschen unterstützen. Sie sind gerade in der Nähe eines Lagerhauses, sie suchen in dem Wald da hinter. Unsere Aufgabe ist es, das Lagerhaus und die Umgebung drum herumzusuchen", erklärte Parker Logan. Cathleen zog eine Augenbraue hoch und schaute sie suspekt an.

„Wieso müssen wir dann die Hundestaffel unterstützen? Das können die doch auch übernehmen!", bemerkte Cathleen. Ihr Partner zuckte nur mit den Schultern.

„Der Chef möchte das so. Keine Ahnung warum, aber du weißt ja, dass er im Moment schlechter Laune ist, also sollten wir ihn nicht weiter stören, sondern einfach jetzt losfahren", sagte Parker Logan. Cathleen nickte und stand auf.

„Okay, dann los!"

Die beiden stiegen in den Polizeiwagen und fuhren los zum Lagerhaus, welches größer war als gedacht. Es lag weit außerhalb und Cathleen fragte sich, wie sich überhaupt eine Person hier hin verirren konnte, vertraute aber auf Parker und folgte ihm.

„Sicher das hier irgendjemand ist?", fragte Cathleen zweifelnd. Parker nickte nur und machte sich auf den Weg zum Lagerhaus, in dem sich alle möglichen Sachen befanden. Von Traktoren bis hin zu Leitern. Die beiden verließen die Hütte wieder und machten sich auf den Weg, den Wald ein bisschen zu durchsuchen.

„Ich checke den Wald ab, du kümmerst dich um die Lagerhalle!", befahl Parker und machte sich auf den Weg in den Wald.

Cathleen befolgte still seine Befehle, da sie etwas bemerkt hatte. Ein paar kleine Blut Tropfen auf dem Boden. Sie bückte sich kurz; plötzlich merkte sie etwas spitzes in ihrem Hals. Bevor sie reagieren konnte, wurde alles schwarz.


Geschrieben von Amelie

Tote öffnen keine TürenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt