Kapitel 9

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Wincent saß mit seinen Freunden in einem gemütlichen Café zusammen und erzählte begeistert von seinem Date mit Julia am Vorabend. Sein Gesicht strahlte vor Freude, als er die Details des Abends Revue passieren ließ.

"Es war einfach unglaublich", schwärmte er. "Wir haben uns am See getroffen, sind spazieren gegangen, haben alte Geschichten ausgetauscht und sind dann ins Café um die Ecke gegangen. Es war, als ob die Zeit stillgestanden hätte, und wir hätten all die schönen Momente wieder miteinander erlebt."

Seine Freunde hörten aufmerksam zu, aber in ihren Augen lag eine gewisse Skepsis. Einer von ihnen räusperte sich und fragte: "Das klingt ja alles sehr romantisch, aber seid ihr sicher, dass das wirklich so eine große Sache war? Vielleicht war es einfach nur ein nettes erstes Date."

Wincent schüttelte energisch den Kopf. "Nein, das war mehr als nur ein erstes Date. Es war ein Neuanfang, eine Möglichkeit, unsere Vergangenheit wieder aufleben zu lassen und unsere Gefühle füreinander zu erneuern."

Ein anderer Freund runzelte die Stirn. "Aber was ist, wenn Julia sich immer noch nicht an alles erinnern kann? Du weißt, dass das eine große Belastung für euch beide sein kann."

Wincent seufzte. "Ja, ich weiß, aber ich glaube fest daran, dass wir das gemeinsam durchstehen können. Liebe überwindet alles, oder nicht?"

Ein dritter Freund meldete sich zu Wort. "Das mag ja sein, aber du solltest nicht zu viel erwarten. Erinnerungen sind nicht einfach zurückzubringen, und selbst wenn Julia sich an ein paar Dinge erinnert, bedeutet das nicht automatisch, dass alles wieder so wird wie früher."

Wincent nickte langsam. Er wusste, dass seine Freunde recht hatten, aber er wollte nicht die Hoffnung verlieren. "Vielleicht habt ihr recht, aber ich kann einfach nicht aufgeben. Julia ist etwas Besonderes, und ich werde alles tun, um sie zurückzugewinnen."

Seine Freunde sahen ihn nachdenklich an. Sie wussten, wie sehr er Julia liebte und wie sehr er darum kämpfen würde, sie glücklich zu machen. Auch wenn sie skeptisch waren, unterstützten sie ihn in seinem Bestreben, für ihre Beziehung zu kämpfen.

"Na gut, Wincent", sagte einer von ihnen schließlich. "Wir hoffen einfach, dass alles gut wird und ihr beide glücklich werdet. Aber sei vorsichtig und übereile nichts."

Wincent lächelte dankbar. "Danke, Jungs. Ich werde vorsichtig sein, versprochen. Aber ich kann einfach nicht aufhören, an uns zu glauben."

Julia saß nervös auf dem Stuhl vor Tobias' Schreibtisch, als er die Tür öffnete und sie überrascht ansah. Doch bevor er etwas sagen konnte, hob sie abwehrend die Hand.

"Ich weiß, dass es eine Weile her ist, Tobias, aber ich muss mit dir reden", begann sie hastig.

Tobias nickte und ließ sie eintreten. Er schloss die Tür hinter sich und setzte sich ihr gegenüber. Die Spannung zwischen ihnen war greifbar, als Julia nach den richtigen Worten suchte.

"Erinnerst du dich an unsere Trennung?", fragte sie schließlich leise.

Tobias nickte traurig. "Natürlich erinnere ich mich, Julia. Es war eine schwierige Zeit für uns beide."

Julia atmete tief durch, bevor sie fortfuhr. "Ich habe damals gesagt, dass ich rausfinden wollte, wer ich wirklich bin. Ich weiß, dass ich dich verletzt habe, aber ich musste diesen Schritt gehen."

Tobias sah sie nachdenklich an. "Ja, das hast du gesagt. Du wolltest Zeit für dich selbst, um herauszufinden, was du wirklich willst."

Julia nickte langsam. "Genau. Und jetzt, Jahre später, bin ich immer noch auf der Suche. Ich weiß nicht, ob ich jemals wirklich herausgefunden habe, wer ich bin."

Tobias legte sanft eine Hand auf ihre und sah ihr tief in die Augen. "Julia, das ist völlig in Ordnung. Wir alle machen diese Reise, um uns selbst zu finden, und manchmal dauert es länger, als wir denken. Wichtig ist, dass du den Mut hast, weiterzumachen und nach Antworten zu suchen."

Julia fühlte Tränen in ihren Augen aufsteigen, als sie Tobias' Worte hörte. Sie hatte nicht erwartet, dass er sie verstehen würde, nach all den Jahren des Schweigens zwischen ihnen.

"Danke, Tobias", flüsterte sie und drückte seine Hand. "Danke, dass du mir zugehört hast."

Tobias lächelte sanft. "Es tut mir leid, dass ich damals nicht mehr für dich da sein konnte, Julia. Aber ich hoffe, dass du die Antworten findest, die du suchst. Und wenn du jemals jemanden zum Reden brauchst, bin ich hier."

Julia lächelte schwach und stand auf. Die Last, die sie so lange mit sich herumgetragen hatte, schien plötzlich ein wenig leichter zu werden.

"Danke, Tobias", sagte sie noch einmal, bevor sie das Büro verließ.

Während sie den Heimweg antrat, fühlte Julia eine Mischung aus Trauer und Erleichterung. Sie wusste, dass die Suche nach sich selbst noch lange nicht vorbei war, aber sie war dankbar für die Erkenntnis, dass sie nicht alleine war. Und mit diesem Gedanken fühlte sie sich ein wenig mutiger, ein wenig entschlossener, den nächsten Schritt auf ihrer Reise zu gehen.

Schneeflocken der ErinnerungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt