Ihre Worte hatten den gewünschten Effekt, innerhalb von wenigen Augenblicken kehrte absolute Stille ein. Dann, auf einmal, kam wieder Leben in die Halle, unzählige Stimmen füllten den Raum und vereinigten sich zu einem ohrenbetäubenden Lärm, ähnlich dem Summen eines aggressiven Bienenschwarms.
"Habt ihr das gehört?" "Sie sagte sie tanze nicht" "Sie hat den König
einfach abgelehnt" "Unmöglich, ein Skandal" "Noch nie passiert"Wie eine Welle wurden ihre Worte durch den gesamten Saal getragen bis sie selbst den Letzten erreicht hatten. Sie zwang sich, die Geräusche
auszublenden und fokussiert ich auf ihren Gegenspieler.Sogleich stellte sie fest, dass er sich enorm gut unter Kontrolle hatte.
Trotzdem entging ihr nicht, wie erst ein Anflug von Verwirrung, Ungläubigkeit und schließlich Zorn über seine sonst so perfekten Züge huschte. Fasziniert beobachtete sie die Wirkung der Wut auf seinen Körper. Er wurde, so kam es ihr vor, noch größer und imposanter, seine Aura der Macht wuchs ins Unendliche mit jeder Verstreichenden Sekunde. Kiefer, Wangenknochen und Augenbrauen zeichneten sich deutlicher ab als je zuvor, sein dunkelbraunes Haar schien plötzlich schwarz, die grasgrünen Augen um Nuancen dunkler. Dieser Mann, nannte man ihn nun König oder Verbrecher, war der geborene Krieger. Da war dieser Glanz in seinen Augen, das Jagdfieber, der Geruch der Beute. Hatte er sie vorher anziehend gefunden stand in seine Zügen nun das pure Verlange, er begehrte sie. Regieren, reden, Entscheidungen fällen, das alles blieb ihm ein Rätsel, aber auf die Jagt verstand er sich. Das Spiel der Triebe, das Erhaschen der Beute, die Freude
des Kriegers welchem die Schlacht bevorsteht und die pure Lust, wenn sein Schwert zum ersten Mal Blut trinkt. Sie kannte Männer wie ihn, und wusste sie zu kontrollieren, einzusetzen, auszuspielen. Sie hatte den Köder ausgelegt und er hatte angebissen. Nun kam der interessante Teil, bis zu diesem Zeitpunkt war dies seine Feier gewesen, sein Spiel. Sie seine Auserwählte. Jetzt war es das ihre.Ihr Spiel, ihre Regeln!
"Was für eine Vergeudung!", seine Stimme lies augenblicklich wieder Stille einkehren, wie der Theaterdirektor, welcher nach der Pause den zweiten Akt ankündigte, "Ich bin sicher ihr wärt eine ausgezeichnete Tänzerin." Langsam ließ er seinen Blick an ihrem Körper hochwandern, es schien als wolle er sich jedes noch so kleine Detail für immer ins Gedächtnis brennen. Sie fühlte sich nackt und ausgeliefert, aber in einer wunderbaren, besonderen Weise. Sein Blick war nicht abschätzend, nicht wie der anderer Männer, welche sie als bloßes Objekt betrachtet hatten. Sie fühlte sich als würde sie unter seinen Augen aufblühen, eine Rose die endgültig aus ihrer Knospe brach, sie sonnte sich darin, genoss jede Sekunde. Dann trafen sich ihre Blicke und sie war verloren!
Monate lang hatte sie auf diesen Moment trainiert aber nichts und niemand hätte sie hierauf vorzubereiten vermocht. Sie wusste um seine Macht, sein Talent andere zu beeinflussen aber die Situation traf sie trotzdem gänzlich unvorbereitet. Er schlug ein wie ein Komet, brachte sie aus dem Gleichgewicht und setzte sie in Brand. Er weckte etwas in ihr was viel zu lange geschlafen hatte, endlich durfte sie leben, Spaß haben, ihre vollen Kräfte entfalten. Endlich ein Gegner auf Augenhöhe.
"Das will ich nicht leugnen, Eure Majestät. Meine Talente sind vielfältig, auch über das Tanzen hinaus!", sie warf ihn ein vielsagendes Lächeln zu, lehnte sich in ihrem Sessel zurück und genoss den entrüsteten Aufschrei der Menge. Dies war ein Machtkampf der Superlative und bis jetzt hielt sie
sicher die Fäden in der Hand. Sie wartete bis sich die Adligen wieder etwas beruhigt hatten, dann fügte sie in sachlichem Tonfall hinzu: "Aber ich
bleibe dabei, ich tanze nicht!"Ein Blick in sein Gesicht verriet ihr, dass auch er ihr kleines Spielchen
genoss. Wie auch sie schien er selten Gelegenheit zu haben, seine vollen
Fähigkeiten spielen zu lassen. "Nun, dann müsst Ihr heute Abend wohl eine Ausnahmen machen." Sein Tonfall schien ihr mehr als nur einen Tanz zu versprechen und die Menge gab sich erneut sichtlich geschockt. Dennoch, das bezweifelte sie nicht, genossen die meisten unter ihnen wohl das sich darbietende Schauspiel. Machtkämpfe waren etwas, womit sich der Mensch stets begeistern ließ.Sie genehmigte sich erneut einen Blick in sein Gesicht. Dieses Mahl
vermochte sie jedoch nichts darin zu lesen, keine Verwirrung, keinen Zorn,
nur das Funkeln seiner Augen war nach wie vor erkennbar. Er hatte die Zeit scheinbar genutzt um seine Verteidigung wieder in Stellung zu bringen, ein weiteres Mal würde ihr der Überraschungseffekt nicht helfen. Sein Gesicht war wieder ein Rätsel, an dessen Rüstung ihre Blicke einfach abprallten. Alles was sie zu sehen vermochte waren strahlende Augen, kräftige, männliche Züge, ein sinnlicher Mund und eine perfekte, muskulöse Statur. Noch nie zuvor hatte sie sich so stark zu jemandem hingezogen gefühlt, sie musste
gegen den ständigen Drang kämpfen, sich ihm in die Arme zu werfen und ihm schien es nicht anders zu gehen. Es gelang ihr nicht, den Blick von ihm
abzuwenden, sie war wie gefesselt. Sein Körper, sein Wesen, er war eine
komplette Spiegelung ihrer selbst. Schaute sie in sein Gesicht, sah sie das ihre. Waren sie nicht beide nur Schein und Trug, versteckt hinter einer Rüstung aus Schönheit und Perfektion, Reize und Triebe ihre größte Waffe. Geboren um andere zu manipulieren, unglaublich mächtig und unglaublich gefährlich. Es war ihr als kämpfe sie gegen einen Schatten ihrer Selbst.Doch dies war nicht die Zeit für Zweifel, sie hatte einen Auftrag. Viel
konnten sie gewinnen, noch mehr verlieren. Sie durfte diesen Mann nicht noch näher an sich heranlassen, war nicht genau das sein Ziel! "Nicht aus den Augen verlieren wer du bist, nicht aus den Augen verlieren wer er ist, nicht vergessen was er getan hat!""Warum sollte ich?", sie zwang sich, ihrer Stimme etwas Unbedarftes,
Verführerisches zu geben, die Wut und den Trotz nicht die Überhand gewinnen zu lassen."Euer König befielt es Euch!", die Spannung im Saal wurde nahezu
unerträglich. Seine Augen gegen ihre, weibliches Feuer gegen männliches
Temperament. Eine Sekunde, zwei Sekunden, die Stille noch immer ungebrochen."Stets zu Diensten Eure Majestät!", mit diesen Worten erhob sie sich, begleitet vom einsetzenden Raunen der Zuschauer. Äußerlich gab sie sich kalt und emotionslos auch wenn sie innerlich am liebsten gelacht hätte.
Dies war noch immer ihr Spiel, sie war noch immer am Zug, auch wenn es manch einem im Raum nicht so erscheinen mochte.
Er bot ihr seinen Arm an und sie nahm ihren Platz zu seiner Rechten ein.
Ehrfurchtsvolle Stille senkte sich über die Halle. Seine Aura verband sich
mit ihrer, gemeinsam waren sie düsterer, schöner und kraftvoller denn je zuvor. Ein Hochgefühl stieg in ihr auf, sie spürte ihre Macht, ihre Jugend und ihre Schönheit. Die Stunde war gekommen, diese Nacht gehörte nur ihr. Langsam spürte sie die Kräfte in sich aufsteigen, fühlte wie die Energie immer größer wurde, bis sie drohte, mit einem gewaltigen Knall auszubrechen.
Sie zwang sich, sie zurück zu halten, immer mehr zu sammeln, sich voll und ganz auf das einzulassen, was vor ihr lag. Dies war nur der furiose Auftakt, der Kern ihrer Attacke würde leiser und sanfter ausfallen. Wie ein Gift welches sich gemächlich den Weg durch die Venen des Körpers bahnt,
vorsichtig und unbemerkt, war auch sein Todesurteil schon lange geschrieben und versiegelt. Ganz im Stillen, nur für seine Ohren bestimmt, fernab der Öffentlichkeit und dennoch tödlich würde sie heute Abend die Arbeit tausender endgültig zu Ende bringen.Die angesammelte Energie entlud sich schließlich in einem kraftvollen
Windstoß, als sie, Arm in Arm mit ihm, in Richtung Tanzflächen schritt. Ihre Haare lösten sich und wehten wie eine düstere Wolke der Finsternis um ihr vor Macht strahlendes Haupt, der im Sitzen unsichtbare Schnitt vorne in ihrem Kleid wurde von der Böe geöffnet und zeigte ihre langen, bloßen Beine. Er verblasste neben ihr, das ganze Universum drehte sich einzig und alleine um sie. Er hatte die erste Runde verloren und es würde nicht bei einer Niederlage bleiben. Diese Nacht war ihre Nacht!Ihr Spiel, Ihre Regeln, ihr Sieg!
*0*
Anmerkung:
Das ist also die zweite Hauptperson der Geschichte. Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!
Ich würde mich sehr freuen wenn ihr kommentierend oder voted!
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der Preis der Freiheit
FantasiDer Walzer brachte sie erneut zusammen und sie begannen sich im Takt der Musik zu drehen. Er lenkte sie an den Rand der Tanzfläche, abseits der anderen Paare. „Wo soll das alles enden?". Sie spürte die Dringlichkeit in seiner Stimme und wurde sich p...