10. Beziehungsprivilegien

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Kapitel 10 – Beziehungsprivilegien

Du fragst mich, ob ich oft an dich denke.

Ich weiß nicht.

Ich habe einmal an dich gedacht und es hat nie wieder aufgehört.

(aus der unerschöpflichen Sammlung anonymer Social Media Zitate)

Sie frühstückten weiter und machten sich schließlich auf den Rückweg. Es war ein angenehm milder Tag für November. Lory war sich irgendwie unsicher, wie sie sich verhalten sollte. Sie hatte zugestimmt ihm eine Chance zu geben. Aber eine Chance zu was. Irgendwie war ihr das nicht vollkommen klar. Sie zögerte etwas, bevor sie es ansprach.

„Wir haben das Thema zwar angeschnitten, aber wenn du sagst, dass du eine Chance willst. Was genau willst du dann, Alex? Ich weiß nicht so recht, was du darunter verstehst. Eine Freundin, eine Fickbeziehung oder, naja keine Ahnung."

Alex sah zu ihr runter und runzelte einen Moment die Stirn. „Lass es doch einfach auf uns zukommen. Ich will dich treffen und bei dir sein und natürlich denke ich auch an Sex. Ich denke verdammt oft an Sex. Ich werde allen die mich nach dir fragen sagen, dass du meine Freundin bist. Ich meine Chris weiß eh schon, dass ich bei dir bin. Er saß gestern neben mir, als du angerufen hast. Ich werde ihn nicht anlügen."

„Verlange ich auch nicht", versichert sie. „Aber das beantwortet meine Frage. Ich denke, dass ist okay für mich." Irgendwie ganz zufrieden mit der Situation griff sie nach seiner Hand.

„Willst du jetzt Händchen halten?", fragte er belustigt und Lory schenkte ihm ein süßes Lächeln. „Ich mag es eben mit meinem Freund Händchenhaltend durch die Stadt zu gehen."

Alex schnaubte belustigt, zog sie allerdings nur etwas näher neben sich, legte seinen Arm um sie.

„Wie lange kannst du heute noch bleiben?", wollte Lory wissen und Alex sah auf die Uhr.

„Ich muss spätestens morgen Nachmittag heimfahren. Ich habe meinem Vater noch versprochen ihm die neue Baustelle zu planen, damit er den Kostenvoranschlag rauschsicken kann."

„Wohnst du bei deinem Vater?", wollte sie wissen.

„Fast. Ich wohne obendrüber."

Überrascht sah Lory zu ihm hoch.

„Mich würde das Wahnsinnig machen. Ich bin so froh zuhause weg zu sein", schnaubte Lory. Alex zuckte nur mit den Schultern.

„Als ich noch beim Bund war, habe ich die meiste Zeit in der Kaserne gewohnt. Ab und zu hatte ich mal Anwandlungen, dass ich eine Wohnung brauche, aber dann kamen lange Auslandseinsetzte und ich habe es sein lassen. Als ich Zivilist wurde, habe ich mir hier in München eine Wohnung gesucht. Aber dann hat mein Großvater sich ein Bein gebrochen. Mein Vater brauchte mehr Hilfe in der Firma und es hätte sich nicht gelohnt. Jetzt bin ich in die Wohnung von meinem Großvater obendrüber gezogen, da er die Treppe nichtmehr rauf kommt. München ist einfach zu teuer, um eine leerstehende Wohnung zu bezahlen."

„Also pendelst du jeden Tag rein?"

„Unser Haus liegt in Bergkirchen. Das ist die A8 raus Richtung Augsburg. Ich brauch mit dem Motorrad keine zwanzig Minuten. Im Winter länger, wenn ich Autofahre."

„Geht vom Fahrtweg eigentlich. Mit öffentlichem Verkehr hast du die halbe Stunde schnell zusammen", sagte Lory verstehend. Sie brauchte allein zur Schule fast zwanzig Minuten.

„Bei uns gibt es nur einen Bus. Da bin ich länger als eine Stunde unterwegs. Ich vermeide es wenn möglich. Hamza, ein Freund, hat eine Wohnung in der Stadt. Manchmal schlafe ich einfach dort", erklärte Alex unbekümmert.

Loreley - Singularität der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt