11. Schlechtes Timing

43 6 0
                                    

Kapitel 11 – Schlechtes Timing

Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß,

nicht alles glaubt, was man hört

und über den Rest einfach lächelt.

(aus der unerschöpflichen Sammlung anonymer Social Media Zitate)


Als Lory am Montag in die Schule ging, war sie etwas unsicher, ob sie Lea von Alex erzählen sollte. Eigentlich wollte sie Schule und Privates getrennt halten, aber in letzter Zeit verstanden sie sich ziemlich gut und Lea tratsche nicht. Doch bevor Lory sich dafür entscheiden hatte, schienen sich die Ereignisse zu überschlagen.

„Hast du schon gehört? Das von Melanie?", wollte Lea wissen, als sie sich nach der ersten Stunde in Physik setzten.

„Du meinst wegen dem Typ, der sie belästigt hat?", wollte Lory wissen. Sie hatte sowas in einer Schul-WhatsApp Gruppe gelesen, dem aber nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt.

„Ja, es soll auf einer Halloweenparty am Donnerstag gewesen sein, zusammen mit ein paar Meisterschülern. Alex hat sie angegraben und sie wohl ziemlich bedrängt mit ihm zu schlafen."

Lory war einen Moment wie vor den Kopf gestoßen. „Alex? Alexander Reiter?", vergewisserte sie sich.

„Ja", stimmte Lea zu. „Ich meine zuzutrauen ist es ihm schon. Du kennst ihn etwas besser. Hättest du das gedacht."

„Wann war das? Ich habe das gar nicht mitbekommen", wollte Lory wissen und hatte ein flaues Gefühl im Magen.

„Es waren wohl schon alle weg. Melanie meinte sie seien ziemlich lange geblieben und sie sei schon etwas angetrunken gewesen, das hätte er ausnutzen wollen, aber sie hat ihn zurückgewiesen."

Lory warf Melanie einen Blick durch den Klassenraum zu. Sie sah eigentlich aus wie immer. Nichts deutete darauf hin, dass sie vielleicht etwas Traumatisches erlebt hatte. Lory wusste aber auch, dass man nicht jedem seine Sorgen ansehen konnte. Eigentlich schätzte sie Alex nicht wie jemanden ein, der versuchte sich Sex von einem Mädchen abzupressen. Nicht nach Freitag oder hatte sie sich so getäuscht?

Sie grübelte die ganze Stunde darüber nach und als es zur Pause klingelte, passte sie Melanie ab.

„Ich habe gehört, was passiert ist. Alexander aus Mathe, ich kanns kaum glauben", sagte Lory und gab sich besorgt.

„Man schätzt ihn gar nicht so ein, aber ich glaube er war auch einfach viel zu betrunken", sagte Melanie. Irgendwie irritierte Lory diese Aussage. Sie war sich fast sicher, dass Alex nüchtern gewesen war, als sie ihn Donnerstagabend getroffen hatte.

„Aber er hat nichts gemacht, oder?", wollte sie wissen.

„Er hat es versucht, hat gemeint er hat wirklich Interesse, aber als ich dann nicht mit zu ihm wollte, ist er ziemlich aufdringlich geworden. Ich musste mich losreißen und bin weggerannt", erzählte sie mit dünner Stimme.

„Gab es denn niemanden der dir geholfen hat?", wollte Lory wissen. Sie musste dringend herausfinden, was wirklich vorgefallen war. Nicht, dass Melanie übertrieb. Doch Melanie schüttelte den Kopf.

„Die meisten waren schon weg. Es war kurz vor Sperrstunde."

„Bist du dir sicher?", hakte Lory nach und war jetzt absolut misstrauisch.

„Ja, wenn ich es dir doch sage", beharrte Melanie energisch und Lory war sich sicher, dass sie log. Entweder sie verwechselte Alex oder aber sie hatte sich alles ausgedacht.

Loreley - Singularität der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt