Kapitel 1.2

21 6 0
                                    

Du hast mir stets dabei geholfen, mein Leben in den Griff zu bekommen, obwohl du deines selbst nicht unter Kontrolle hattest.  Nach der Trennung von Viktor war ich zwar auch am Boden zerstört, jedoch spielt das hier in einer anderen Liga. Damals konnte ich mich zu vielen Dingen  aufraffen, mehr als heute, aber das mit Viktor war auch eine völlig andere Situation, ich befand mich in einem Gefängnis voller Lügen, Intrigen und Gewalt. Bei jedem weiteren Skandal sind die Gitterstäbe immer näher zusammengedrückt, beinahe wie kaltblütige Insekten. Am Ende waren dort keine Gitter mehr, sondern nur eine steinerne Wand, die du aufgebrochen hast, um mich dahinter vorzufinden, ein Wrack und zitternd wie Espenlaub, völlig am Boden zerstört. Du hast das Gefängnis zu einem Paradies gemacht, und jetzt hat sich das Paradies in eine Gummizelle verwandelt. Kein Tommi mehr da, der mich hier herausholt.

Mittlerweile ist es der dritte Tag, seitdem du mich verlassen hast. Tag vier, denn das unheilvoll leuchtende Ziffernblatt meines Radioweckers zeigt an, dass es bereits zwei Uhr morgens ist und wir uns somit in einem neuen Tag befinden. Das der Schmerz bereits vergangen ist, kann ich nicht sagen, viel mehr ist das Gegenteil der Fall. Immer noch warte ich darauf, dass die Türe sich öffnet und du verschmitzt grinsend dort am Türrahmen stehst, als wäre nie etwas passiert. Doch wir beide wissen, dass das nicht passieren wird.

FOREVER YOUNGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt