Geflasht

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Das ist kein Buch. Das wisst ihr bereits. Das ist eine Gedankendatenbank. Was könnte es sonst sein, wenn von einer Schweizerin verfasst - es muss eine Bank sein, logisch. Wir, ennet der Grenze zu Europa, wir können Bankgeheimnis. Was hier niedergeschrieben wird, geht niemanden etwas an und sollte nicht öffentlich rumerzählt werden. Capisce?

Seit einigen vergangenen Wochen schwimme ich im Stress, ich paddle auf der Arbeit und rudere mich durch den Aufgabensumpf. Dabei wurde ich von Erkenntnis geflasht. Vom Blitz getroffen. Doch der Blitz kam von innen und zuckte raus, mitsamt der ganzen Energie. Nun sitze ich da, ohne Energie und ohne Ladekabel. Erledigt und Ka-oo (wie schreibt man das eigentlich? K.O. / k.o. / KO / ko / Ko / kO / Kanguruh?) - egal, ihr wisst, was ich meine. Sparflamme, keine Energie mehr, Dauerschlappsein, Jupe zum Rock gestresst.

Im Leben einer Studentin, einer Schülerin, einer Mutter, einer Tochter, einer Angestellten oder einer Chefin gibt es immer wieder solche Momente. Ja, auch im männlichen Dasein, schon klar (zum Beispiel wenn der Ball am Tor vorbeirollt oder das Bier ausgeht) - kiep kuhl, Män. Wir wollen ja politisch korrekt sein. Obwohl die reine Erwähnung von Politik und Korrektheit im gleichen Satz an sich ein Paradoxon darstellt. Aber lassen wir das.

Energielos - ich muss dringend Energie tanken; so mit dem grünen Zeichen mit dem Blitz drauaf. Machen wir uns also ein paar Gedanken zum Wort "Flash".

Als erster kommt mir da so ein Faultier in den Kopf; und will nicht mehr raus. Flash; das rasende Faultier, das Tagsüber in der MFK (Motorfahrzeugkontrolle - In Deutschland nennt man das Tüf, obwohl auch andere Fahrzeuge als Töffs dort kontrolliert werden) a...r...b...e...i...t...e...t. Ach, ich liebe diesen Film! (Zoomania; oder im Original Zootopia, Anmerkung)

Im Camper habe ich so ein großes Flashligt. Das flasht überhaupt nicht, es leuchtet, permanent. Soll es auch, denn wie soll ich nachts auf die Toilette finden, wenn ich einen Strobo mit mir rumtrage? Ich muss mal, ich will nicht in die Disco! Wieso nennt man die Taschenlampe dann Flashligt, wenn sie nicht nervös blinkt? Aha - ihr ahnt es: Sie blinkt im Rhythmus des Faultiers - was einem permanenten Leuchten sehr nahe kommt.

Es gab mal einen Film mit Männern, die wie die Bluesbrothers gekleidet waren; sie jagten Aliens, also die Wesen, die als friedliche, oder auch als nicht so friedliche, Touristen unsere wunderbare Erde besuchen wollen. Diese Männer trugen auch so ein Blitzdings mit sich herum; sie kreierten gar ein neues Verb: geblitzdingst. Danach war dein Hirn chemisch gereinigt, oder besser ausgedrückt: gelichtet, erleuchtet, illuminato.

Auf der Fahrt nach und von Apulien wurde Balu (das ist der Camper, Amerkung) zweimal geblitzdingst. Das ist eine lustige Idee; sie stellen entlang der Reiseroute immer wieder, versteckt, so wie im Europapark in Rust, Kameras und Flashlights auf, welche dich dann fotografisch festhalten, wenn du vorbeirauschst. Peinlich. Beim Nasenbohren, beim SMS Schreiben, beim Grimassenmachen, alles drauf, gestochen scharf. Dann kriegst du, wie früher in der Schule, als der Fotograf vorbeikam und Bilder machte, die niemand wollte, Monate später das Bild ...

... und du bist enttäuscht. Gestochen scharf, ja. Aber: Schwarz-weiß? Zu diesem Preis? Echt jetzt? Leider hast du mit der Bezahlung der Autobahngebühr, das ist quasi die Eintrittskarte für den Vergnügungspark mit der lustigen Bezeichnung Autobahn, auch schon die Einwilligung für den Erhalt der Fotos unterzeichnet. Zurücktreten geht nicht, du musst das schlechte und deutlich überteuerte Bild kaufen und darauf vertrauen, dass dich das Blitzdings den Preis möglichst schnell vergessen lässt.

Wieso heißt es, dieser Typ (oder diese Frau, je nachdem) hat mich geflasht? Das wäre ja voll dämlich (oder herrlich, bei den Typen), wenn du jemanden sabberfließendschweißtreibendherzrasendzuckersüß findest, und dich nach dem Flash nicht mehr an ihn oder an sie erinnerst! Unsere Sprache macht hier eindeutig einen Fehler. Das sollte nicht geflasht heißen, das sollte gebauchschmetterlingliebkosekitzelt heißen. Aber daran würden sich alle die trockene Zunge, ihr erinnert euch, der Speichel ist ausgesabbert, brechen. Also doch besser geflasht. Oder auf Deutsch geblitzdingst.

Wenn euch also danach ist, mal wieder dieses herllich kribblige Gefühl von Spontanschmetterlingen in euren, von zu viel Pasta, Pizza, Insalata, Gelato, Frutti di Mare und Vino überfüllten, Bäuchen zu verspüren: Reist nach Süditalien und lasst euch von den schönen und sympathischen Menschen dort blitzdingsen - es lohnt sich. Batterien vollgeladen!

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