Ich rannte so schnell ich konnte die dunkle Gasse entlang.
Das einzige Licht kam von dem Mond, welcher hell am Himmel schien und den Lichtern der Stadt, die dafür sorgten, dass es in Paris nie wirklich dunkel wurde.Meine Beine taten langsam weh und mein Atem wurde unregelmäßig, doch ich konnte nicht aufgeben.
Vor mir sah ich die Silhouette des Mannes, den ich seit ungefähr zehn Minuten verfolgte.
Er war dunkel gekleidet und hatte sich seine Kapuze über den Kopf gezogen, um sein Gesicht zu verbergen.Ich hatte ihn in der Metro entdeckt, als ich auf dem Weg zum Twilight Tonic war.
So hieß der Unterschlupf von mir und meinen Kollegen.
Unter der Bar war ein geheimer Keller, indem wir uns jeden Abend trafen um wichtige Sachen zu besprechen oder Pläne zu schmieden.Wir hatten auch Gesprächstermine für Kunden, die entweder einen Auftrag für uns hatten, oder glaubten einen Vampir gesehen zu haben.
Wir sind nämlich Vampirjäger und unser Job ist es, diese Monster aufzuspüren und zu vernichten.
Manchmal kamen auch Leute zu uns um Schutz zu suchen, wenn sie das Gefühl hatten, dass ein Vampir sie verfolgte oder sie in Gefahr waren.In den häufigsten Fällen ging es um Familienmitglieder oder Freunde, von denen sie vermuteten, dass sie Vampire waren.
In den meisten Fällen, urteilten die Kunden zu voreilig. Aber manchmal hatten sie auch recht.Bei den Mann, der vor mir lief, war ich mir aber zu 99 % sicher, dass es sich um ein Vampir handelte.
Ich hatte alles über Vampire studiert und mir so viel Wissen wie möglich angelesen.Dieser Mann war ein Vampir. Nicht weil er dunkel gekleidet war und sein Gesicht vor mir versteckte.
Auch nicht weil er vor mir wegrannte.Es war die Art, wie er mich völlig ignoriert hatte, als ich in die Metro gestiegen bin.
Er war alleine in dem Wagon und er hatte noch nicht einmal aufgesehen.In einer Stadt in der es um diese Uhrzeit von Vampiren wimmelte, hätte jeder Mensch geguckt, ob ich eine Gefahr war oder nicht. Ob ich ein Vampir war oder nicht.
Jeder hätte aufgesehen um sich zu vergewissern, dass er nicht jeden Moment angegriffen werden würde.Das war sein Fehler gewesen. Er hatte keine Angst gezeigt, obwohl er alleine war.
Sein nächster Fehler war, dass er nicht anfing wegzurennen, als er aus der Bahn ausstieg und ich ihn offensichtlich hinter her lief.Ich wusste es sofort. Er hatte sich sein nächstes Opfer ausgesucht. Und zwar mich.
Das war der dritte Fehler, den er gemacht hatte.
Als ich am Ausgang der Metrostation angekommen war, war er plötzlich verschwunden.
Ich sah mich kurz unauffällig um und lief dann weiter. In dieser Gegend war kaum jemand unterwegs.Ich ging schnellen Schrittes den Fußweg entlang, bedacht darauf so zu tun, als sei ich eine ängstliche junge Frau auf dem Weg nach Hause in ihre Wohnung.
Plötzlich wurde ich in eine dunkle Seitengasse gezogen und an die kühle Hauswand gedrückt.
Der Mann baute sich vor mir auf und stemmte seine Arme rechts und links von mir gegen die Wand.
Sein Haar war dunkelbraun und er hatte blaue Augen, die funkelten.
Er war wunderschön. Doch das waren sie alle.„Was treibt sich so ein hübsches junges Mädchen wie du Nachts alleine herum?" Sein Atem streifte meine Haut. Er war nicht wie man denken könnte kühl, sondern angenehm warm.
In jeder anderen Situation, wäre man wahrscheinlich dahin geschmolzen.„Es ist gefährlich um diese Uhrzeit alleine Unterwegs zu sein," sagte er und sah mir tief in die Augen, ein charmantes Lächeln auf seinem Gesicht.
Vampire waren dafür bekannt, dass sie gute Verführungskünste hatten. Ihr gutes Aussehen und ihre charmante Art sowie ihr seriöses Auftreten waren alles Dinge die dazu beitrugen.Doch er versuchte nicht mich zu verführen. Ihm war klar, dass ich mittlerweile wissen musste was er war.
„Und trotzdem bist du alleine unterwegs," antwortete ich mit einem leisen flüstern.
Er fing an schief zu lächeln. „Anders als du, gibt es auch nichts wovor ich Angst haben muss," säuselte er in mein Ohr.Ich musste mir das grinsen verkneifen. Oh wie falsch er doch lag. Er hatte sich das als Opfer ausgesucht, wovor er am meisten Angst haben sollte.
Er lehnte sich ein Stück zurück und sah mich durchdringlich an.
„Du bist ein hübsches Mädchen." Er strich sanft eine rote Haarsträhne hinter mein Ohr, die mir ins Gesicht gefallen war.Dann streichte er den Rest meiner Haare hinter meinen Rücken, so das die linke Seite meines Halses frei war.
Ich atmete tief durch, als er sich nach vorne lehnte und...„Was zur Hölle?" fluchte er und wich zurück. Er hatte seine Hand an seine linke Seite gepresst und sein Gesicht war vor Schmerz verzogen.
Blut lief seine Hand hinunter.Geschockt sah er zu mir und dann auf das silberne Messer in meiner Hand.
Mein erster Angriff kam unerwartet. Es war ein leichtes ihn in die Rippen Richtung Herz zu stechen.
Doch als ich das zweite Mal zustehen wollte reagierte er schnell und sprang zur Seite.Vampire sind, anders als die meisten glauben, durchaus verletzbar.
Ihre Wunden heilen zwar deutlich schneller als die von Menschen, manchmal dauert es nur wenige Stunden, aber sie sind nicht unverwundbar.
Auch wenn es nicht einfach ist sie zu töten, kann man sie schwächen.Um zu überleben brauchen sie Blut das durch ihre Adern fließt. Deswegen trinken sie das von anderen Menschen.
Somit können sie, wenn sie zu viel Blut verlieren, sterben. Jedoch ist dies fast unmöglich, da ihre Wunden viel zu schnell wieder heilen und somit ein zu großer Blutverlust immer verhindert wird.Der einfachste Weg einen Vampir zu töten, ist es ihn verdursten zu lassen. Es dauerte ungefähr 4 Tage bis ein Vampir all das Blut in seinem Körper abgebaut hat.
Eine schnellere aber nicht immer zuverlässige Variante ist ein Stich mit dem Messer durch das Herz, jedoch muss das Messer dort bleiben, bis der Vampir das ganze Blut verloren hat, damit sich die Wunde nicht wieder von selbst heilen kann.
Wenn es ihm also gelingt das Messer vorher zu entfernen, ist diese Variante sinnlos.„Denkst du mit deinem kleinen Messer kannst du dich vor mir beschützen," fragte er und fing amüsiert an zu grinsen. Seine Fangzähne waren nun deutlich zu erkennen.
Ich erwiderte sein grinsen. „Nein, das glaube ich nicht."
Aber ich hatte nicht nur ein Messer, sondern so einige andere Waffen und Talente, von denen ich jederzeit Gebrauch machen konnte.Nun ging er zum Angriff über und stürzte auf mich zu. Geschickt wich ich ihm aus.
Ich war im Vorteil. Zwar war er größer und deutlich stärker als ich, Vampire waren fast dreimal so stark wie Menschen, jedoch hatte ich eine Waffe und vernünftige Kleidung.Er trug unter seinem Kapuzenpullover einen feinen Anzug, dessen fester Stoff es schwierig für ihn machte sich vernünftig zu bewegen.
Ich trug dagegen eine schwarze weite Cargohose und eine schwarze kurze Jacke mit Kapuze.Bei seinem nächsten Angriff, bei dem er mich an die Wand presste, gelang es mir ihn mein Messer erneut in die Rippen zu fahren.
Er stöhnte schmerzerfüllt auf und wich zurück. Ohne eine Sekunde zu zögern zog ich das Messer wieder heraus und stach diesmal Richtung Herz.Ein erstickter Schrei entführt ihm und seine Augen waren voller Entsetzen weit aufgerissen.
Scheinbar hatte ich ihn doll genug verletzt, denn anstatt auf einen weiteren Angriff über zu gehen, entschied er sich zu fliehen.
Er riss das Messer aus seinem Herzen und ließ es auf den Boden fallen.Wie nachlässig, es hätte ihm von Nutzen sein können.
Er sah mich noch einmal mit aufgerissenen Augen an und machte dann auf den Absatz kehrt.
Ich musste anfangen zu Grinsen. Schnell hob ich das Messer auf und nahm dann die Verfolgung auf.Als ich die Gasse verließ war er noch nicht weit gekommen, doch als er mich bemerkte fing er an zu rennen.
Ihm war sicherlich mittlerweile bewusst, was mein Job war.
Normalerweise sind Vampire zu Fuß viel zu schnell, als das es sich lohnte ihnen hinterher zu rennen.Er war jedoch verletzt und geschwächt. Zwar nur für einige Stunden, doch das reichte mir.
Die anderen werden im Twilight Tonic wohl noch ein wenig auf mich warten müssen.
DU LIEST GERADE
Dark Desires
VampireSoll ich euch ein Geheimnis verraten? Vampire exestieren. Aber nicht die Fabelwesen, die ihr aus alten Geschichten kennt. Keine Draculas in langen schwarzen Umhängen, die auf verlassenen Burgen oder alten Friedhöfen wohnen. Sie leben unter uns. Lauf...