«Wann verziehst du dich eigentlich wieder?» Noè war an der Uni und ich kam aus der Tonbooth. Ben ließ meine Stimme abspielen und schnitt die Teile zurecht. Lex und Marco hatten es sich auf dem Sofa hinter Ben bequem gemacht.
Meine Frage war an Marco gerichtet gewesen. Offensichtlicherweise. Ihn hier im Musikstudio zu haben, ging mir vollkommen gegen den Strich. Das hier war nicht Bens Studio. Seins war ja in LA. Hier in New York arbeiteten wir mit einem anderen Produzenten zusammen. «Dario, bitte», warnte Lex mich.
Ich langte nach meiner Wasserflasche und zuckte mit den Schultern. «Er ist klarerweise für Noè hier in New York. Da braucht er mir nicht beim Musik aufnehmen zuschauen.» Noès Vater seufzte und sah mich unzufrieden an. Was? Nur, weil ich etwas reifer und erwachsener geworden war, würde das doch nicht heißen, dass ich ihn auf reife und erwachsene Art und Weise hier dulden würde. Schließlich war ich immer noch ich.
Während meine Freundin also an der Uni war und Prüfungen ablegte, musste ich mich mit ihrem unsicheren und beleidigten Vater abgeben, dessen Fresse ich momentan nicht sehen wollte. Vor allem nach letzter Nacht, als er und Lex einfach in unser Zimmer gelatscht gekommen waren. Meine Fresse, wenn die 20 Minuten früher gekommen wären, wäre Marco die Wände hoch.
Er war nicht darauf eingegangen, dass ich mit Noè gelernt hatte. Diese Tatsache wollte er mir nicht gutschreiben. Es mochte dumm klingen, aber ich hoffte, Noè würde gut abschließen, denn sonst würde Marco sicherlich noch behaupten, dass ich kein guter Lernpartner war und Noè immer noch an ihrem Studium hinderte.
Ich hatte nicht gut gepennt. Noè auch nicht, doch wir beide hatten dem anderen nichts darüber erzählen wollen. Wir hatten es nicht einmal angesprochen. Flashbacks hatten mich heimgesucht und Harmony hatte mich die ganze Nacht begleitet. Noè war sicherlich 8-mal aufgestanden und ins Bad gegangen. Ich hatte sie ein- oder zweimal sogar weinen hören.
Ich war mir nicht sicher wieso, aber es überraschte mich nicht. Schließlich würden die Wunden einer verstorbenen Mutter nie vollständig heilen. Um ehrlich zu sein, wollte ich mir nicht einmal vorstellen, wie sich so ein Verlust anfühlte. Ich wollte mir nicht einmal denken, wie krass ich am Rad drehen würde, würden Mom oder Giorgia etwas passieren.
Ich setzte mich zu Lex und schielte kurz zu Marco rüber, der etwas am Handy machte. Ich musste etwas sagen. Auch, wenn nur ungern, hielt ich es für nötig, ihm zu sagen, dass ich mir um Noè Sorgen machte. «Noè braucht dich», meinte ich dann nur ganz leise, aber er hatte mich schon gehört.
«Was?» Ich sah ihm kurz in die Augen und seufzte, «Sie braucht dich. Ihr geht's nicht gut. Mir will sie's nicht wirklich zeigen, weil sie mich nicht damit belasten möchte, aber sie vermisst ihre Mutter. Sie braucht ihren Vater.» Lex schien überrascht. «Und weil wir zwei uns nicht verstehen und sie das Gefühl hat, du bist wütend auf sie, wird sie auch nicht von allein zu dir kommen und dir sagen, dass sie dich braucht.» Nun war es Marco der seufzte. Er rieb sich dabei den Nacken und schien nachdenklich.
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Painkiller 2.0
RomanceDie Fortsetzung von Painkiller! Band 1- 4 (bis Kapitel 37) sind im Buch Painkiller zu finden. Hier geht es mit Band 4, Kapitel 38 weiter :) Band 1; Abgeschlossen Band 2; Abgeschlossen Band 3; Abgeschlossen Band 4; Abgeschlossen Band 5; Laufend