KAPITEL 15

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Sally war so begeistert, sie sprang im Dreieck und lief sofort raus, um es jedem im Haus sofort zu erzählen. Jeff hingegen lachte nur auf und mir stiegen vor Wut die Tränen in die Augen. Wie konnte er sowas nur sagen? Meine Lippe bebte vor Wut.

„Willst du mich verarschen?"

Meine Stimme war erst ein Flüstern, doch dann sprang ich auf und wurde laut. So richtig laut!

„Du sagst einfach so, du liebst mich?! Habe ich vorhin Chinesisch gesprochen? Jemand, der einen liebt, tut einem nicht so weh, wie du es getan hast! Jemand, der einen liebt, demütigt einen nicht, schlägt einen nicht und setzt nur seinen Willen durch! Du liebst mich?! Guck, was du mir angetan hast!"

Mit diesen Worten zog ich mein Oberteil hoch. Es waren mehr Narben an meinem Körper als ich zählen konnte. Manche leicht, manche tief und das JTK an meiner Brust war die furchtbarste Narbe von allen. Mir liefen vor Wut heiße Tränen meine Wange runter. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre dieses Mal ausnahmsweise Jeff gestorben. Wie konnte er es wagen, mir eine Liebeserklärung zu machen! Nein, wie konnte er es wagen, mich heiraten zu wollen! Ich zog mein Oberteil wieder runter und wischte mir die Tränen weg. Ich wollte ihn nicht mal mehr ansehen, so wütend war ich. Aber was konnte ich schon gegen ihn ausrichten? Mir blieb nichts anderes übrig, als das alles zu erdulden. Gerade als ich mich abwenden und das Zimmer verlassen wollte, packte Jeff mich am Handgelenk und zog mich zu sich. Er umarmte mich von hinten und egal wie sehr ich mich wehrte, er ließ mich nicht los. Erst als ich mich etwas beruhigte, sprach er.

„Ich werde mich bessern, solange du bei mir bleibst."

Ich hörte auf, zu weinen. Musste ich mir meine Ohren mal wieder putzen? Hatte ich mich verhört? Sowas würde Jeff doch niemals zu mir sagen. Gerade als ich mich zu ihm umdrehte, durchstieß ein heftiger Schmerz meinen Kopf und ich klammerte mich an Jeffs Hoodie.

„JEFF! KOMM SOFORT IN MEIN BÜRO!"

Es war Slenderman und er schien ganz und gar nicht über die Neuigkeiten erfreut zu sein.

„Geht's?"

Jeff seine Worte sorgten dafür, dass ich wieder aus dem Schmerz gezogen wurde. Sofort sprang ich auf und schob ihn in den Flur.

„Ja! Geh du zu Slenderman und erklär ihm, dass das alles ein Missverständnis ist, und ich suche so lange Sally. Hoffentlich kann ich sie davon abhalten, noch mehr Leuten davon zu erzählen."

Jeff wollte etwas erwidern, doch ich ließ ihn nicht. Ich stürmte schnell durch die Gänge. In der Hoffnung irgendwo Sally herumstreunen zu sehen und ihr hoffentlich die Situation erklären zu können, dass wir offensichtlich nicht heiraten werden und dass das alles nur ein blöder Witz von Jeff war.


✿ ✿ ✿


Wie schwer konnte es sein, ein Geisterkind zu finden? Lasst es euch sagen, sehr schwer! Egal wo ich sie gesucht hatte, nirgendwo fand ich sie. Was ich dafür aber fand, war eine Flasche Whiskey. Ich saß im Esszimmer und gerade als ich das zweite Glas auf dem Tisch absetzte, schob jemand neben mir den Stuhl beiseite und setzte sich zu mir. Ich sah die Person nicht direkt an, aber aus meinem Augenwinkel konnte ich Ben erkennen.

„Wie eine glückliche Braut siehst du aber nicht gerade aus", spottete er.

„Sally?" – „Sally."

Ich trank das Glas aus.

„Sie hat es mittlerweile wohl wirklich schon dem ganzen Haus erzählt."

Innerlich grinste ich in mich hinein. Ich war noch nie so ein großer Fan von Whiskey, aber langsam begann das Zeug zu wirken. Ich schenkte mir noch ein Glas ein. Am besten sollte ich niemals aufhören zu trinken.

„Natürlich, schließlich ist das ein Jahrtausendereignis!"

Ben seine Stimme holte mich wieder aus meinen Gedanken.

„Wow, ihr seid wohl keine wirklichen Beziehungsmenschen, was?"

Ich lachte spöttisch, ehe ich noch einen Schluck nahm.

„Ah, ich vergesse immer, dass du von manchen Dingen keine Ahnung hast. Na ja, dass Monster und Monster einander heiraten passiert so ungefähr einmal in einem Jahrhundert. Dass ein Mensch und ein Monster heiraten, aber nur einmal in einem Jahrtausend, wenn überhaupt."

„Aha", gab ich uninteressiert zurück.

Ich konnte mir auch gar nicht vorstellen, warum. Ich meine, wer würde nicht gerne mit einem Monster zusammen sein? Freiwillige vor! Ich lachte innerlich in mich hinein. Gott, ich habe vergessen, wie lustig ich bin. Wieso hab ich eigentlich nicht vorher mal angefangen zu trinken?

„Ja, niemand hat gerne eine Schwachstelle. Besonders da Menschen viel zerbrechlicher sind als wir, und da sollte man eben zweimal überlegen, ob man seine Lebensspannen miteinander verbinden will."

„Aha."

Ich hatte Ben zwar nur mit einem Ohr zugehört, aber plötzlich realisierte ich, was er gesagt hatte. Ich stellte mein Glas auf den Tisch und spitzte meine Ohren.

„Warte, was hast du gerade gesagt?"

„Wenn man bei uns heiratet, dann teilt man seine Lebensspanne mit der des anderen. Das heißt ihr werdet gleich alt und wenn der eine stirbt, dann stirbt sein Partner auch. Das gilt dann nicht nur für dieses Leben, sondern auch für alle zukünftigen werdet ihr zusammen sein. Dann gibt es noch so Dinge, dass du immer spüren kannst, wo der andere gerade ist und ob er in Gefahr schwebt und ja. So romantischer Schrott eben. Das heißt für dich, du wirst länger leben. Ich glaub' der bekannteste Fall, war tatsächlich Dracula. Er hat sich in einen Menschen verliebt und sie in seinem Schloss festgehalten. Sie hat paar Mal versucht abzuhauen, das fand er nicht so toll und hat ihre Familie und das gesamte Dorf ausradiert. Das fand sie nicht so toll und hat sich sofort nach der Zeremonie einen Dolch ins Herz gerammt. Den hatte, sie glaub in ihrem Kleid versteckt. Jeff war eigentlich auch derjenige, der sich am meisten lustig über die Story gemacht hat und jetzt sieh ihn an."

Ben lachte, aber meine Gedanken überschlugen sich. Nicht nur, dass ein Entkommen dann wirklich unmöglich war, nein er würde mich dann über dieses Leben hinaus verfolgen. Sofort stand ich auf und taumelte in Slenderman's Büro. Jeff war bisher immer noch nicht von dort herausgekommen. An der Tür angekommen, platzte ich einfach ins Zimmer rein und ließ auch die Tür hinter mir offenstehen. Jeff und Slenderman sahen mich verwirrt an, aber bevor einer von beiden etwas sagen oder tun konnte, ohrfeigte ich Jeff, sodass er sogar ein paar Schritte nach hinten taumelte. Meine Hand tat danach zwar furchtbar weh und ich wusste, ich würde es bereuen, aber mein angetrunkener Mut machte hier nicht halt. Ich packte ihn an seinem Hoodie und schüttelte ihn. Wieder stiegen mir Tränen ins Auge und ich sah ihn wütend an.

„Was ist los mit dir?! Nicht nur das du mir dieses Leben ruiniert hast, nein du willst auch alle weiteren Leben von mir ruinieren? Du hast mir schon so gut wie alles genommen. Du hast mich ausgesaugt! Was willst du denn noch? Wann hast du denn endlich genug?!"

Ich spürte, wie sich ein Tentakel um meinen Körper schlang und mich von Jeff losriss. Widerwillig ließ ich los und mein Blick wanderte zu Slenderman.

„Tu etwas dagegen! Rede es ihm aus oder verbiete es ihm! Tu bitte irgendwas!"

Es herrschte eine kurze Stille im Raum, ehe seine Stimme meinen Kopf durchdrang.

„Ich kann niemanden davon abhalten, sein Leben mit dir zu teilen."

Das alles war so unfair! Warum wurden wir nicht gefragt? Warum zählte unsere Meinung nicht? Wie konnte ein Gott so etwas zulassen? Ich wischte mir die Tränen weg und sah dabei auf Slenderman's Schreibtisch. Dort lag ein Brieföffner und das war meine beste Chance, die ich hatte. Gerade als ich vorstürmte, den Brieföffner umklammerte und bereit war zuzustechen, war es mal wieder Jeff, der sich meiner Freiheit in den Weg stellte. Der Brieföffner durchbohrte nicht meinen Hals, sondern Jeff seine Hand, die er schützend vor mich hielt.


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Also das gute Ende hat gewonnen :)

Yandere Jeff the killer x Reader | wαнrer αlpтrαυмWo Geschichten leben. Entdecke jetzt