Ein ganz normaler Tag

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Alles war Perfekt. Es war ein schöner Frühlingstag, die Sonne strahlte warm durch die Vorhänge durch und die Vögel sangen ihre wunderschönen Lieder. Entspannt, friedlich, ruhig... bis der gottverdammte Wecker klingelte. Wieder Schule. Man wird doch bekloppt mit dieser Oberstufe. Aber es ist es wert, wenn man ein anständiges Abitur haben will. Die 17-jährige Rachel Havering wachte auf, auch wenn sie am liebsten im Bett bleiben würde, und streckte sich kurz, bevor sie endlich aufstand und ins Badezimmer ging. Als sie die Tür hinter sich verschloss, schaute sie sich im Spiegel an. Ihre braunen, langen Haare, die glatt über ihre Schultern fielen, waren ungekämmt und ihre grünen Augen müde. Kein Wunder, wirklich. Nach noch einer nicht so tollen Nacht hätte sie nicht besser aussehen können. Ihre ständigen Schlafprobleme nervten. Der Arzt meinte die kommen vom ganzen Stress, den sie sich in der Schule machte. Dabei versuchte sie doch nur eine gute Schülerin zu sein. Viele nannten sie eine Streberin, aber sie hat es immer als ein Kompliment angenommen und nicht groß darauf reagiert, doch in Wirklichkeit tat es schon etwas weh. Jedoch würde sie doch nicht ihre wertvolle Energie an irgendwelchen Idioten verschwenden. Sie kicherte ein wenig wegen dem vielleicht etwas hochnäsigem Gedanken und fing an sich die Zähne zu putzen.

Nachdem sie fertig war ging sie in das Zimmer von ihrer kleinen Schwester Sophie und öffnete die Tür langsam. Ihre Schwester lag gemütlich im Bett, immer noch am schlafen. Rachel lächelte ein wenig als sie sie so süß daliegen sah und dann betritt sie das Schlafzimmer.
„Sophie, guten Morgen, du Schlafsack", sagte Rachel lächelnd, schaltete das Licht an und streichelte Sophies Arm damit sie aufwacht. Normalerweise sagt man ja immer „Schlafmütze", aber Rachel hat sich angewöhnt immer „Schlafsack" zu sagen, ohne einen bestimmten Grund zu haben. Wahrscheinlich fand sie es einfach lustiger. Man muss diesen Humor nicht verstehen.
Sophie stöhnte müde in ihr Kissen und öffnete unwilling ihre Augen. „Nein, ich will nicht!", protestierte sie und bedeckte sich mit ihrer Decke. Oh, diese frühen Teenager, die können wirklich einem auf den Sack gehen. Sie ist erst 13. Anfang der Pubertät. Schlimmes Alter.
„Komm. Auf. Ich mach nicht jeden Morgen das selbe. In 5 Minuten bist du unten", sagte Rachel streng und verließ Sophies Zimmer. Sophie hatte die selben glatten, braunen Haare wie ihre Schwester, doch die Augen unterschieden sich. Rachel hatte die grünen Augen vom Vater, Sophie jedoch die Braunen von deren Mutter. Beide waren umwerfend schön.

Nach der ganzen Morgenroutine ging sie endlich nach unten in die Küche. Normalerweise würde da jetzt doch ihre Mutter stehen und für die ganze Familie Frühstück machen, so wie es auch in jedem happy Film gezeigt wird, doch offensichtlich war sie nicht da. Natürlich war sie schon weg arbeiten so wie jeden Morgen. Ah, und von ihrem Vater war schon Jahre lange nichts mehr zu hören. Verlassen habe er sie, nach der Meinung ihrer Mutter. Arbeit war ihm anscheinend wichtiger, doch als was er arbeitete wusste sie auch nicht. Das ist passiert als sie erst fünf war. Sophie kann sich an den Vater offensichtlich garnicht mehr erinnern. Rachel nahm ihre Lunchbox und die ihrer Schwester aus dem Kühlschrank, die sie am Abend zuvor vorbereitet hat, und legte sie auf den Tisch. Aus dem Kühlschrank nahm sie auch ein paar Eier, um ihr und Sophie Rühreier vor der Schule zu machen. Nach ca. 10 Minuten kam Sophie die Treppe runtergerannt, immer noch im Schlafanzug, aber gut, Rachel war es auch.
„Zu spät", meinte Rachel mit einem kleinen lächeln, als sie die zwei Teller mit dem Rührei auf den Tisch legte.
„Ah komm, sind doch nur 5 Minuten", sagte Sophie und setzte sich an den Tisch.
„Wie kannst du schon so viel Energie haben? Gerade eben warst du doch noch todmüde."
Auf diese Bemerkung antwortete Sophie nur mit einem Zucken ihrer Schultern. Rachel reagiere darauf auch nicht mehr und sie aßen gemeinsam deren Frühstück.

Nach dem Frühstück warf Rachel die Lunchbox in ihren Rucksack und schnappte sich ihr Handy, um das Wetter zu beurteilen. Es ist Spätsommer, sonnig und wird 20 Grad Celsius warm. Hört sich doch gut an für ein Outfit bestehend aus blauen Jeans, einem rotem Top und einem schwarzen Hoodie mit einem Zipper. Die Haare hat sie offen gelassen. Perfekt. Vielleicht war sie auch eine Streberin, aber sie passt immer auf, was sie an hat. Sie würde nie einfach irgendwas anziehen, nur damit was angezogen ist. Obwohl ist doch so wie so nur ein Stereotyp was das angeht, also da muss man sich keine Gedanken machen. Macht sie aber trotzdem, weil sie sich über alles Gedanken macht. 

In der Schule angekommen und Sophie schon zu ihren Freunden gehen gelassen, traf sie ihre beste Freundin Kate Corley. Sie sind befreundet seit deren Kindheit und waren schon seit Anfang an unzertrennlich. Kate hatte lange schwarze Haare und war etwas kleiner und schlanker als Rachel, doch auch sie sah atemberaubend aus. Kein Wunder, dass sie schon seit einem Jahr mit einem auch sehr sympathischen Jungen zusammen ist. Rachel war wirklich froh für die beiden, denn manchmal sind die einfach viel zu süß zusammen.
„Hey Rachel!", rief Kate nach ihr, als sie sie durch die pubertierende Menschenmasse sah, wie sie sich zu ihr durchquetschte. „Du siehst glänzend aus. Bereit für Mathe?" Kate schafft es immer ihr ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
„Ja", meinte Rachel, „wenigstens startet der Tag gut", und lächelte etwas.
Rachel mochte Mathe komischerweise, denn sie konnte es auch und hat es eigentlich immer verstanden. Kate jedoch hasste Mathe über alles und ist nur wegen Aria nicht durchgefallen. Die beiden helfen sich in allem gegenseitig so gut sie können.
„Ha! Guter Start? Du verarschst mich doch. Wie sehr ich dich auch liebe, werde ich nie verstehen wie du Mathe so mögen kannst. Es ist doch die reine Hölle. Aber wirklich, ich finde es toll, dass du es so gut kannst. Ohne dich wäre ich hoffnungslos", meinte Kate mit einem kleinem lachen.
Rachel zuckte einfach mit den Schultern und dann klingelte die Klingel und kündigte damit die erste Stunde an. Die beiden verabschiedeten sich und gingen ihre Wege zu ihren unterschiedlichen Kursen.

Zum Mathe Leistungskurs angekommen setzte sich Rachel auf ihren Platz und packte ihren Tablet aus. Seit dem sie das Tablet hat ist es viel einfacher geworden ordentliche und verständliche Notizen zu machen. Wirklich praktisch. Ihre Mitschüler hier im LK waren zum Glück nicht so laut wie die aus dem Grundkurs. Ihr gefällt die Oberstufe definitiv viel mehr als die Mittelstufe, wo alle noch so kindisch waren.
Der Mathelehrer Herr Henrich kam rein, begrüßte seine Schüler und fing mit dem Unterricht an. Natürlich über arithmetische Folgen und so ein Scheiß. Das kann Rachel schon seit Wochen, da sie das meiste zuhause vorgearbeitet hat. Wirklich eine Streberin, würde man denken. Doch keiner kennt den Druck, der hinter ihr verflucht schwebt wie ein Schatten. Sie wünschte sie könnte so sorglos schlechte Noten bekommen wie viele andere Schüler, doch jedes mal wenn sie schlechter als 10 Punkte, also eine 2- kriegt, ist es einfach ein Untergang für sie.
„Rachel?", hörte sie auf einmal, was sie von ihren tiefen Gedanken rausholte. „Passt du bitte auf?", fragte sie Herr Henrich.
„Ja, natürlich. Tut mir leid", antwortete Rachel schnell. Der Lehrer gab ihr einen skeptischen Blick, irgendwie kann er seine Schüler manchmal lesen wie ein offenes Buch, das bewunderte Rachel. Er fuhr dann mit seinen Erklärungen weiter. Sie ist leicht rot geworden, denn sie hat etwas für den Lehrer. Sie hat es jedoch niemandem erzählt, nur Kate manchmal ein wenig erwähnt. Es ist nicht so, dass sie verliebt ist. Oh nein. Es ist einfach eine Art von Komfort und Sicherheit die von diesem Lehrer kommt. Sie kann es nicht genau beschreiben, es ist ihr auch ein wenig peinlich tatsächlich. Er ist einfach nur ein Lehrer... der auch gut aussieht. Er macht seinen Job und für ihn ist sie niemand als nur eine gute Schülerin. Doch sie fühlt sich hinzugezogen zu ihm. Wie alt ist er? Bestimmt Anfang vierzig. Und sie ist siebzehn. Sehr toll. Gott, worüber denkt sie eigentlich? Widerlich.

Rachel, du hast ernste Probleme, dachte sie.

Die Stunde verging überraschenderweise schnell, doch nicht der Schultag. Vor allem Sozialkunde und Deutsch Grundkurs waren Katastrophal. Sie hasste diese Fächer. Deutsch war definitiv nichts für sie und Sozialkunde war einfach langweilig. Natürlich ist es wichtig grob zu wissen wie die Politik und so läuft, oder wie man vielleicht ein paar Gedichte interpretieren kann, aber sie würde das nie weiter im Leben gebrauchen. In der Zukunft will sie sich bestimmt nicht mit so was langweiligem beschäftigen. Und morgen auch noch ein Deutschtest über Rhetorische Stilmittel. Einfach zum kotzen. Aber sie wird diesen Test so wie so wie üblich auf eine Eins schreiben.

„Dieser Deutschtest morgen ist so überflüssig, ich kann's nicht fassen", beschwerte sich Kate bei ihr, nachdem der Schultag beendet wurde und die beiden draußen vor der Schule auf den Bus warteten, „ich würde viel lieber ‚Loki' weiterschauen."
Rachel kicherte. Kate war wirklich ein Loki und Tom Hiddleston Fan, es ist bemerkenswert. Rachel war jedoch nicht besser. Sie selber ist übels besessen von Doctor Strange und Obi-Wan Kenobi. Marvel und Star Wars sind ihr zweites Zuhause, wo sie sich viel besser und wohler fühlte als in diesem Weltuntergang.
„Hey, Rachel. Wie wär's wenn ich heute zu dir rüberkomme und wir zusammen Deutsch lernen?", fragte Kate mit einem Lächeln. „Ich werde das alleine nie im Leben schaffen und so wird das auch etwas erträglicher."
„Ja, klar", antwortete Rachel mit einem Schulterzucken, „meine Mom ist so wie so arbeiten und Sophie ist bei ihrer Freundin den ganzen Tag."

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