Der Anfang

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Der mysteriöse Mann ging Rachel nicht aus dem Kopf. Auch als sie mit Kate das Abendessen gekocht hat, und Kate doch die Musikbox sich zuerst geschnappt hat, blieb die Gestalt Rachel im Hinterkopf. Sie hatte ein sehr ungutes Gefühl, doch versuchte es zu verdrängen und nicht weiter zu beachten, so wie im Prinzip alle ihre schlechte Emotionen. Rachel wusste, dass es nicht gut für sie ist, doch sie hat sich schon dran gewöhnt, um andere Leute mit ihrem unnötigem Gejammer nicht zu nerven. Jedenfalls verging der Abend mit Kate sehr spaßig. Sie haben gekocht und zur Musik getanzt. Sogar Sophie's und Rachel's Mutter hat ihnen geholfen, als sie nach Hause kam. Kurz gesagt — die beiden hatten den wahrscheinlich letzten richtigen Spaß ihres Lebens, ohne es zu wissen. Es ist interessant wie die Zukunft mit dem Leben spielen kann.

Rachel stieg in den Schulbus unzufrieden ein, denn sie hatte sich heute Morgen mit Sophie gestritten, die sich nicht für ihre Matheklassenarbeit vorbereitet hat und deswegen den ganzen Morgen geheult hat.
Das ist ja ihre eigene verdammte Schuld, dachte Rachel, die geht mir wirklich auf die Nerven mit ihrem heulen.
Sie setzte sich ans andere Ende des Busses, steckte sich ihre Kopfhörer rein und schaltete ihre Lieblingsmusik ein, um wenigstens etwas in Laune vor der Schule zu kommen. Sie schreibt letztendlich heute einen Deutschtest und hat in den ersten beiden Stunden Sport. Da muss sie fit dafür sein. Doch die Musik brachte nicht viel. Auch Kate konnte ihr nicht mehr helfen. Rachel lief an ihr vorbei in Richtung Turnhalle, ohne einen Wort zu sagen. Das passierte sehr selten, also war Kate natürlich etwas besorgt. So ein Verhalten von Rachel, die normalerweise immer vor Freude strahlte und warm zu einem war, war auf jeden Fall kein gutes Zeichen, und das wusste Kate zu gut.
„Rachel...?", fragte Kate, als sie Rachel eingeholt hat. „Was ist los?"
„Sophie", antwortete Rachel kalt und einfach, ohne in Kate's Richtung zu schauen.
Darauf verzichtete Kate auf eine Antwort und ging einfach weiter neben ihrer Freundin. Sie wusste, dass man Rachel am besten jetzt alleine lässt, damit sie was auch immer zwischen ihr und ihrer kleinen Schwester passiert ist, in Ruhe verarbeiten konnte.

Im Umkleideraum angekommen, zogen sich die beiden an ohne einen einzigen Wort auszutauschen, während sich die anderen Mädels aus ihrem Kurs energisch unterhielten. Eine fragte nach Deo, die andere lies sich Deutsch nochmal durch, noch eine machte das selbe mit Chemie. Keine einzige Seele in diesem Raum hatte bis jetzt tatsächliche, ernsthafte Sorgen, die wichtiger waren als alles andere was sie hatten.

Rachel war eine der Ersten, die sich fertig umgezogen haben und in die Sporthalle gegangen sind. In der Halle war es kühl, aber trotzdem angenehm, denn Rachel vertrug generell Kälte besser als Wärme. Der Lehrer war schon da und untersuchte Etwas in seinem Handy, während ein paar Jungs sich schon aufwärmten. Rachel setzte sich auf die Bank und wartete auf die anderen und den Lehrer, damit der Unterricht beginnen konnte. Rachel wusste schon, dass dieser Schultag monoton und langweilig sein wird. Klingel, Unterricht, Klingel, Pause und so weiter. Und das alles mit dem unangenehmen Gefühl von leere, dass Rachel heute anscheinend nicht mehr loslassen wollte.

Der Rest des Kurses kam endlich rein und der Unterricht konnte begonnen werden. Der Lehrer erklärte ihnen den Ablauf der heutigen Stunde. Einlaufen, dehnen und Basketball. Rachel mochte Basketball nicht, obwohl sie gut spielen konnte.
„So", fing Herr Colins an, „lauft euch mal fünf Runden ein, und dann stellt ihr euch in einen Kreis. Und lauft hinter dem Tor, denn sonst wäre das eine unfaire Abkürzung."
Alle fingen an zu laufen. Manche schneller, manche langsamer. Einige unterhielten sich währenddessen. Rachel lief alleine, so vertieft in ihren Gedanken, dass sie nicht merkte, wie alle vor ihr auf einmal anhielten und sie gegen einen Jungen stoßen musste, der vor ihr stand.
„Oh Gott, es tut mir leid, ich —", fing sie an, doch konnte ihren Satz nicht beenden, denn sie hörte ein ekliges Geräusch, als ob jemand schlimm würgen musste, der von der Mitte der versammelten Menschenmenge kam.
Ein Mädchen musste stark würgen und alle versammelten sich um sie herum, einige mit verzogenen vor Ekel Gesichtern, die anderen besorgt. Herr Collins stürmte durch die Menge durch zu dem Mädchen.
„Sarah? Was ist denn mit dir los?", fragte er verwirrt, bückte sich runter und reichte ihr ein Taschentuch, doch Sarah nahm es nicht an. Es war als ob sie komplett weg, in ihren eigenen Leiden und Schmerzen war. Ihre Haut sah auch nicht mehr gesund aus — sie wurde blass, aber gleichzeitig auch etwas Grün. Auf jeden Fall sah sie nicht mehr gesund aus. Sarah musste husten und als Herr Colins ihr die hand reichen wollte, um ihr beim aufstehen zu helfen, hörte Rachel plötzlich einen Schrei. Er kam von Herr Colins. Sie riss ihre Augen auf als sie sah was passierte.

Der Lehrer wurde gebissen.

Und nicht leicht. Er wurde so stark gebissen, dass ein Hautfetzen von seiner Hand runterhing und Blut auf den Boden tropfte. Sarah schmiß sich auf den Lehrer, der wieder höllisch aufschrie. Der Anblick war verstörend und alle rundum fingen an auch zu schreien, weinen und panisch wegzulaufen. Doch einige versuchten Sarah von dem Lehrer wegzuziehen, die den Lehrer komplett zu zerreißen versuchte, was leider auch ein großer Fehler war. Diejenigen wurden auch brutal gebissen. Rachel sah sich das mit aufgerissenen Augen an, unvorteilhaft jedoch in einer Schockstarre. Sie konnte nicht wirklich realisieren, was für ein Schreck gerade vor ihren Augen passierte. Der Lehrer lag jetzt auf dem Boden blutunterlaufen und bewusstlos, während Sarah immer noch auf ihm saß. Dann schaute sie hoch, direkt auf Rachel, die immer noch in der Schockstarre war. Da sah Rachel Sarah's Augen, wenn man das überhaupt noch Augen nennen konnte. Sie waren schwarz. Komplett und völlig dunkel und schwarz. Es lies einen kalten Schauer Rachel's Rücken herunterlaufen.
„RACHEL!", hörte sie plötzlich hinter ihr eine vertraute Stimme. Es war Kate. Doch nie hatte Rachel ihre Freundin so panisch erlebt. Ihre Stimme zitterte, gefüllt mit kalter Angst.

Rachel drehte sich um und sie hatte Glück, dass alle anderen zurzeit nicht auf sie konzentriert waren, eingeschlossen Sarah, die sich wieder einem anderen Opfer zugewandt hat.
„Komm her, verdammt! Wir müssen hier verschwinden!", rief Kate zu ihr und deutete mit einer schnellen und kurzen Handbewegung, dass Rachel ihr folgen soll.
Rachel kam aus ihrer Schockstarre raus und rannte Kate hinterher, die mittlerweile schon fast die nicht mehr wiederzuerkennende Sporthalle verlassen hatte. Rachel lief nach ihr, ohne sich umzudrehen, denn was sie sehen würde wenn sie das tat, wollte sie nicht mehr wissen. Sie liefen raus zurück ins Schulgebäude mit der Hoffnung Hilfe zu finden, doch auch da war es auch schon hoffnungslos. Zerfetzte Körper von Schülern und Fachkräften lagen verstreut au f dem Boden, der auch schon fast völlig blutunterlaufen war. Leute die noch am leben waren, liefen panisch weg in alle Richtungen, die sich näher am Ausgang befanden. Die Leichen waren in so einem üblen Zustand, völlig zermatscht und zerrissen, dass Rachel sich übergeben musste.
„Fuck, Rachel!", erwiderte Kate als sie ihre Freundin erbrechen sah. „Komm schon. Das kannst du später machen!"
Rachel reiste sich zusammen, strich mit ihrem Ärmel über ihr Mund und die beiden liefen weiter zum Ausgang. Ein paar mal mussten sie den unmenschlichen Kreaturen ausweichen, doch die haben Glück gehabt, dass die sich schnell zu anderen gewandt haben, die einfacher zu kriegen waren. Und schon waren Rachel und Kate fast am Ausgang, als Rachel Etwas wichtiges einfiel, aber auch gleichzeitig Etwas unheimlich schreckliches.

Sophie.

„Warte!", rief Rachel zu Kate und drehte sich um. Sie konnte ihre Schwester jetzt nicht alleine lassen.
„Was zur Hölle machst du?!", fragte Kate komplett entsetzt und verwirrt, als sie in Rachel's Richtung zurückschaute.
„Sophie.", sagte Rachel mal wieder und lief davon. Kate's Augen weiteten sich, als sie Sophie's Namen gehört hat. Stimmt, sie konnten die auf keinen Fall zurücklassen. Jedoch war es viel zu gefährlich und riskant wieder in die Schule reinzugehen, auch mit dem Ziel jemanden zu retten. Keiner wusste überhaupt ob Sophie noch am leben war, was eigentlich unwahrscheinlich schien. Doch Rachel war es egal. Sie musste ihre Schwester finden und sicher hier rausbringen und keine einzige Seele konnte sie aufhalten genau das zu tun.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 04 ⏰

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