Kapitel 3

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Aus Lilljas  Sicht

Als ich über das Gelände unseres Gestüts ging, fühlte ich mich immer wieder von der Schönheit und Modernität unserer Anlage beeindruckt. Die Stallungen waren architektonische Meisterwerke aus robustem Holz und Glas, die sowohl funktional als auch ästhetisch ansprechend waren. Sie ließen viel Licht herein und boten den Pferden gleichzeitig einen komfortablen Rückzugsort.

Die weitläufigen Weiden und Paddocks waren von eleganten weißen Zäunen umgeben, die das Bild einer perfekt gepflegten Umgebung abrundeten. Überall auf dem Gelände sah man unsere Mitarbeiter bei der Arbeit, die mit Hingabe und Fachwissen die Pferde versorgten. Modernste Technologie unterstützte sie dabei, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere zu gewährleisten.

Unser Haupthaus war ein beeindruckendes Gebäude aus Stein und modernem Design, das sowohl Gemütlichkeit als auch Luxus ausstrahlte. Große Terrassen luden zum Verweilen ein und boten einen atemberaubenden Blick über das gesamte Anwesen. Innen herrschte eine Atmosphäre von Eleganz und Komfort, mit stilvoller Einrichtung und Details, die unsere Verbundenheit zur Pferdezucht und -pflege unterstrichen.

Das Gestüt war nicht nur ein Ort der Arbeit, sondern auch ein Ort des Lebens und der Leidenschaft für meine Familie. Jeden Tag fühlte ich mich privilegiert, Teil dieser besonderen Umgebung zu sein, die Tradition und Moderne auf so harmonische Weise vereinte.

***

Steph und ich liefen gemeinsam durch die große Stallgasse. Die Boxen waren alle leer, die Pferde standen entweder in der Herde auf der Koppel oder mit ihrem Paddockkumpel auf dem Paddock. Lediglich Bittersweet stand noch drinnen, die sollte gleich in die Führmaschine gehen. Die Fuchsstute hob ihren Kopf und grummelte freundlich zur Begrüßung.

Gemeinsam putzten wir meine Stute. »Sag mal, was war das gestern eigentlich für eine schräge Aktion mit dem alten Blake? Und wieso warst du auf einmal so wild darauf Louis Pferd mitzunehmen?« begann Steph. Ich bückte mich, um die Hufe der Fuchsstute auszukratzen. »Hm« machte ich bloß.

Der Gedanke an Louis Blake sorgte für ein seltsames Bauchgefühl. Ein Kribbeln, das ich nicht kannte. »Lillja?« Steph schaute mich prüfend an. Dann ging sie auf Bittersweets anderen Seite in die Knie und blickte unter ihrem Bauch durch zu mir.

»Du findest ihn gut? Aber was ist mit Nikola? Also, nicht, dass es mich stören würde, wenn du ihn loswerden würdest ...« Sie grinste frech. Ich verdrehte die Augen. »Lass Nikola in Ruhe, Steph, ich weiß, du magst ihn nicht, aber er ist wirklich nett!« Nun war Stephanie an der Reihe, mit den Augen zu rollen. »Genau das ist es, er ist nett. Zu nett. Und zu brav. Und viel zu ängstlich. Das ist wie ein Pferd, das niemals auch nur irgendwo, irgendwelche Grenzen testet, weil es Angst vor dem hat, was hinter dieser Grenze ist!«

 Ich musste lachen. Steph war doch echt das Beste. »Du kannst doch Nikola nicht mit einem Pferd vergleichen. Und abgesehen davon will ich ihm nicht weh tun.« Steph seufzte dramatisch. »Alles klar erwischt, du bist definitiv auch zu nett.« Sie schaute mich so mitleidig an wie ein lahmendes Pferd.

Gemeinsam brachten wir Sweety in die Führmaschine und machten uns auf den Weg Richtung Sattelkammer um Stephs Sachen zu holen. Leise raschelte Heu. Wir drehten uns um. In der Box direkt neben der Sattelkammer stand doch noch ein Pferd in der Box.

»Hey, was macht Hill Song denn hier drinnen?«, fragte Steph mitleidig. Alle anderen waren draußen. Das hübsche, schwarze Pferd war ziemlich staubig und wirkte im künstlichen Licht fahl und grau. Neugierig kam der Wallach zu uns an die Boxentür. Sein Sozialgitter war geschlossen, die beiden Boxen neben ihm stets leer und die Tür zum Paddock ebenfalls zu. Vorsicht öffnete ich die Boxentür und streichelte den Wallach. Er war aufgeschlossen und freundlich. Erfreut ließ er die Streicheinheiten über sich ergehen. Seine Ohren hingen da, wie die eines Hasen. Er genoss es auch mal geschmust zu werden. Steph verzog das Gesicht. Leider hielt Familie Blake nicht viel davon, mit ihren Pferden zu schmusen.

Nikola kam die Stallgasse entlang. Steph mochte Nikola nicht und Nikola mochte Steph nicht. Ich lächelte ihn erfreut an. »Hey!« Er rümpfte die Nase. Er mochte den Geruch im Stall nicht und das Pferd vor ihm war seiner Meinung nach definitiv viel zu schmutzig. Obwohl, ich könnte das Pferd waschen und desinfizieren und es wäre der Ansicht meines Freundes nach immer noch zu schmutzig und stinkig. »Hallo«, grüßte er bloß trocken. Ich wollte ihn umarmen, doch er wehrte mich ab. Ich roch nach Pferd, das war ein absolutes No-Go. Mühsam schluckte ich meine Enttäuschung runter.

Steph beeilte sich, sich zu verabschieden. Sie umarmte mich und flüsterte mir ein »Sorry« zu. Ich schon Hill Song ein Halfter auf und band ihn auf der Stallgasse an. Es würde gewiss nicht schaden, würde ich ihn putzen. Ich begann mit seinen sehr schmutzigen Beinen. Dankbar legte der Wallach seine Nase auf meiner Schulter ab.

Ich lächelte. Der Rappe hatte einen wunderschönen Charakter. Er machte nie jemanden vom Personal Probleme und war einfach ein Goldstück. Während ich ihn putzte, kam ordentlich Schmutz runter. Ich war nie der Auffassung gewesen, dass Louis sein Pferd schlecht behandelte, im Gegenteil er ging immer fair mit dem Tier um, doch er ließ sich nicht genug Zeit. Er studierte soviel wussten Steph und ich. Er kam eigentlich nur in Begleitung seines Vaters, der ihn immer darauf hinwies, dass es die Leistung des Pferdes nicht änderte, wenn er es putzte oder groß streichelte.

Nikola beobachtete mich kritisch. »Ist das nicht der Gaul von Blake? Was hast du denn mit dem zu tun, dass du sein Pferd putzt?« War er eifersüchtig? Auf Louis? Na toll! »Ja, das ist das Pferd von Louis. Er stand so schmutzig da und hat mir leidgetan.«Ich ergriff die Mähnenbürste und begann seine Mähne zu entwirren.

»Das kann doch auch jemand anders tun, ich mag das gar nicht, dass du Blake einen Gefallen tust!«

»Bist du eifersüchtig?«

»Ach komm, quatsch doch nicht so einen Müll!« 

»Du bist eifersüchtig! Auf wen mehr? Auf Louis oder auf sein Pferd? «

Er schaute mich vorwurfsvoll an. »Tut mir leid, dass ich ein Problem damit habe, dass meine Freundin einem Jungen gefällt, welcher annähernd jedes Mädchen im Stall gefickt hat. Denkst du, ich habe Bock, dass du die Nächste bist? Mensch Lillja du kennst die Gerüchte über ihn selbst!« Er verdrehte genervt die Augen.

Damit drehte er um und ging. Seine Worte lösten eine seltsame Leere in mir aus. Ich streichelte gedankenverloren Hill Songs Hals. Er tänzelte ungeduldig, zog an seinem Strick. »Du willst raus, hm?« Kurzentschlossen griff ich nach seinem Strick und führte ihn nach draußen in Richtung Sandpaddocks. Als wir an anderen Pferden vorbeiliefen, blieb er stehen. Er stand nie mit anderen zusammen, sosehr er es wollte. »Gleich großer, versprochen.«Dann stellte ich kurzentschlossen Bittersweet zu dem Wallach dazu. Die beiden begrüßten sich freundlich. Dann ließ der Wallach sich glücklich in den Sand fallen und wälzte sich zufrieden. Ich machte ein Bild, suchte Louis Nummer aus dem Stallchat und schickte es ihm. In dem Moment, in dem ich auf senden tippte, raste mein Herz. Und ich wusste nicht, warum.













Only One KissWhere stories live. Discover now