Kapitel 7

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Nikola warf Louis einen abfälligen Blick zu, der alles andere als freundlich war. »Ach, sorry, ich hatte das Millionärskind wohl komplett übersehen«, spottete er mit einem sarkastischen Unterton. Seine Worte waren durchtränkt von Missgunst und Überheblichkeit, und ich spürte, wie sich die Spannung zwischen den beiden immer weiter aufbaute.

Louis' Miene verriet eine Mischung aus Ärger und Unbehagen über Nikolas Anwesenheit und die Art und Weise, wie er sich äußerte. Sein Kiefer war angespannt, und seine Augen hatten einen stechenden Ausdruck, während er Nikola direkt ansah. Es war deutlich, dass er versuchte, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten, aber die Provokation war offensichtlich nicht leicht zu ignorieren.

Ich selbst war inzwischen hin- und hergerissen zwischen der Verärgerung über Nikolas Angriff und dem Bedürfnis, die Situation zu entschärfen. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich die aufgeladene Atmosphäre spürte, die den Reitplatz durchdrang. Royal unter mir bewegte sich unruhig, als würde er die Anspannung ebenfalls wahrnehmen.

»Nikola, komm schon«, versuchte ich beschwichtigend einzugreifen, obwohl meine Stimme eine leichte Frustration nicht verbergen konnte. »Es ist okay, Louis und ich waren gerade am Trainieren.«

Nikola ignorierte meinen Versuch der Beschwichtigung und richtete seine Aufmerksamkeit weiterhin herausfordernd auf Louis. »Das erklärt aber immer noch nicht, warum du hier bist«, fuhr er fort, ohne den Blick von Louis abzuwenden. »Und vor allem nicht, warum du ausgerechnet mit ihr trainierst.«

Die Worte hallten in der Luft nach, und für einen Moment war es still. Die Sonne war fast vollständig hinter dem Horizont verschwunden, und die letzten Strahlen tauchten die Szenerie in ein warmes Abendlicht. Doch die Harmonie, die vorher zwischen Louis und mir bestanden hatte, war durch Nikolas unerwartetes Auftauchen und seine provokative Art gestört worden. Als nun auch noch die Flutlichtanlage anging schien das Drama perfekt zu seiin.

Louis' Gesicht verzog sich zu einem teuflischen Grinsen, als er Nikola spöttisch ansprach: »Ach, so wie es aussieht, ist Lillja wohl nicht sonderlich interessiert daran, deine Freundin zu sein.« Seine Worte trafen Nikola wie ein Schlag ins Gesicht, und ich konnte sehen, wie sich sein Gesicht vor Wut verzog. Eine unangenehme Stille legte sich über den Reitplatz, während Nikola mit geballten Fäusten dastand.

Der Ausdruck auf Louis' Gesicht wurde noch höhnischer, als er merkte, dass seine Worte tief getroffen hatten. Er lachte abfällig, seine Augen funkelten vor Überlegenheit. Louis wusste genau, wie er Nikola provozieren konnte, und er genoss es offensichtlich, ihn aus der Reserve zu locken.

Nikola rang sichtlich mit seiner Wut. Sein Blick wanderte zwischen Louis und mir hin und her, bevor er sich endlich entschloss, zu handeln. Mit schnellen Schritten betrat er den Reitplatz, bereit, das Pferd zu beruhigen. Doch das, was dann geschah, übertraf alles Erwartete.

Royal, der sensible Schimmelhengst, spürte die Spannung in der Luft. Er wurde unruhig, schnaubte nervös und schien zu spüren, dass etwas nicht stimmte. Als Nikola versuchte, ihn zu beruhigen, wirkte er noch mehr aufgebracht. Plötzlich brach Royal in einen schnellen Galopp aus, als würde er vor etwas fliehen.

Ich versuchte den Schimmelhengst zu beruhigen, doch er galoppierte einfach weiter. Die Spannung in ihm war spürbar, und ich merkte, wie er zunehmend nervöser wurde. Seine Hufe trommelten auf den Boden, als würde er vor etwas Unbekanntem fliehen. Als wir an Nikola vorbeiritten, versuchte er, die Zügel von Royals Halfter zu ergreifen, um ihn zu beruhigen. Doch das war der Moment, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Der Schimmel begann wild zu buckeln, sein weißes Fell schimmerte im Sonnenlicht, während er versuchte, seinen Unmut auszudrücken. Ich kämpfte darum, im Sattel zu bleiben, während er wild um sich schlug. Für einige Runden gelang es mir noch, meine Balance zu halten, doch bei einem besonders heftigen Buckler wurde ich schließlich aus dem Sattel geschleudert.

Ich flog durch die Luft, ein hilfloses Gefühl, als ich unkontrolliert in einen aufgebauten Oxer krachte. Der Aufprall war hart, und für einen Moment schnitt die Luft aus meiner Lunge. Es dauerte eine Weile, bis ich mich sammeln konnte und meine Atmung wieder normalisierte.

"Lillja!" hörte ich durch einen Nebel hindurch Louis' erschrockene Stimme rufen. Er rannte auf mich zu, seine Augen weit vor Sorge. Als er neben mir auf die Knie fiel, legte er besorgt seine Hand auf meine Schulter und drückte mich sanft auf den Boden."

»Bleib liegen, wir müssen sicherstellen, dass du dir nichts am Rücken getan hast. Wie viele Finger siehst du? Hast du Schmerzen? Bist du bei Bewusstsein?? Lillja???«

Ich fand meine Stimme wieder, hustete etwas Sand aus meinem Mund und blickte zu Louis auf. »Es ist alles in Ordnung, ich glaube, ich habe mir nicht wehgetan«, versuchte ich ihn zu beruhigen, doch ich spürte, wie seine Wut weiter wuchs.

Louis half mir auf die Beine, und besonders dabei spürte ich, wie angespannt er war. Royal hatte sich mittlerweile etwas beruhigt und kam zu uns herüber, wobei er einen großen Bogen um Nikola machte.

»Sag mal, bist du behindert? Oder maximal beeinträchtigt im Denken??? WAS glaubst du eigentlich, wie gefährlich das war??? Sie hätte gerade sterben können!«, ging Louis nun auf Nikola los. »Was kann ich dafür, dass dein verdammtes Pferd sie abgeworfen hat???«

Damit war es um die Jungs geschehen. Aggressiv gingen sie aufeinander los. »Hey hey hey!«, versuchte ich sie zu unterbrechen, doch keiner hörte mich. Also wagte ich mich lebensmüde wie ich war dazwischen, packte Louis an den Schultern und versuchte, ihn wegzudrängen.

Als meine Augen auf seine trafen, sah ich darin die ganze Bandbreite seiner Gefühle: Sorge, Angst und auch Wut. Es war, als ob er durch meinen Blick nach Bestätigung suchte, dass ich in Ordnung war, aber auch nach Trost und Unterstützung in dieser aufgewühlten Situation.

Mein Blick antwortete ihm mit Entschlossenheit und Gelassenheit. Trotz des Chaos um uns herum versuchte ich, Ruhe auszustrahlen, um ihn zu beruhigen. Die Berührung meiner Hand auf seiner Schulter war ein sanftes Versprechen, dass ich hier war und dass wir gemeinsam durch diese schwierige Situation gehen würden.

In diesem plötzlich aufgeladenen Moment konnte ich Gewalt überhaupt nicht ertragen, und ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Sofort bemerkte Louis meine Reaktion und hielt inne. Sein Arm, der sich beruhigend um mich legte, war wie ein sicherer Hafen inmitten des Sturms.

Sein Blick, erfüllt von Hass, richtete sich auf Nikola. »Toll gemacht!«, fuhr er ihn wütend an. Nikola hob genervt die Arme. »Hä, du hast doch angefangen, du Bastard!«, entgegnete er hitzig.

»Und ich werde es zu Ende bringen! Morgen Abend, eins gegen eins!«, verkündete Nikola herausfordernd. Er schnaubte abfällig. »An deiner Stelle würde ich nicht kommen, du Millionärsspasti.«

Dann zischte er wütend davon, und Louis zog mich fest an sich, als wollte er mich beschützen und zugleich beruhigen.

Was zum Teufel war hier auf einmal los? Die Spannungen, die sich zwischen den beiden aufgebaut hatten, waren eskaliert, und ich fühlte mich wie in einem Strudel aus Emotionen gefangen, unfähig zu begreifen, wie schnell sich die Situation verändert hatte.

Only One KissWhere stories live. Discover now