❤️‍🔥Kapitel 02❤️‍🔥

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Ich weiß, dass es keine gute Idee ist, ausgerechnet hier zu erscheinen. Doch das ist der einzige Ort, den Preston nicht kennt. Weder weiß er etwas über diesen Ort noch über die Person, die hier wohnt.
»Willst du mir erzählen, was los ist?«, fragt mich Kareem, der von meinem Besuch überrascht ist. Verständlich.
»Nichts«, antworte ich leise und starre weiterhin in die Ferne. Er legt eine Hand auf
mein Kinn, dreht meinen Kopf zu sich und sieht mich besorgt an.
»Olympia, wir gehen bereits seit fünf Monaten miteinander aus und du bist kein einziges Mal hier gewesen, obwohl ich dich öfter eingeladen habe. Was also hat dich dazu gebracht, hierher zu kommen?«, möchte er, immer noch überrascht, wissen. Auf einmal
fühle ich mich schlecht. Dass ich nicht dasselbe für diesen Mann empfinde, ist mir seit einigen Monaten bewusst. Dennoch fällt es mir schwer, es laut auszusprechen, da er wirklich ein toller Mann ist. Ein toller Mann, der leider nicht für mich gemacht ist.
»Er ist wieder da«, flüstere ich. Die Verzweiflung ist mir immer noch nicht von der Seite gewichen.
»Wer ist wieder da?«, fragt er konfus. Kurz sehe ich ihn an und überlege, ob ich es ihm sagen soll. Ich glaube nämlich, dass diese Nachricht ihn verstimmen könnte.
»Preston«, entscheide ich mich dazu, die Wahrheit zu sagen. Sofort verändert sich Kareems Miene. Nun ist er derjenige, der gedankenverloren in die Leere starrt.
Verdammt! Ich hätte es doch lieber für mich behalten sollen.
»Kareem«, hauche ich unsicher.
»Bist du deswegen hier? Weil du Angst hast, ihm über den Weg zu laufen?«, fragt er abwesend. Ich weiß genau, was ihm durch den Kopf geht. Zu wissen, dass Prestons Anwesenheit mich nicht kalt lässt, ist nicht wirklich etwas, das er wissen möchte.
»Kann ich bitte hierbleiben?«, ignoriere ich seine Fragen. Er schweigt und ich kann sehen, wie sein Kiefer mahlt.
»Hegst du noch Gefühle für ihn?«, kommt es fast schon fauchend aus seinem Mund. Ich schließe gequält die Augen.
»Bitte, ich flehe dich an. Stell mir keine Fragen zu dieser Person«, erwidere ich flüsternd.
»Beantworte meine Frage, Olympia. Hast du noch Gefühle für diesen Mann«, verlangt er zu wissen. Überfordert erhebe ich mich und fahre mir durch die Haare.
»Bitte tu mir das nicht an. Ich kann diese Unterhaltung jetzt gerade nicht führen. Bitte«, gebe ich weinerlich von mir. Das Letzte, worüber ich sprechen möchte, sind Gefühle. Ganz egal, ob Preston oder ihm gegenüber.
»Wie soll ich dein Verhalten interpretieren, Olympia? Wieso versteckst du dich vor einem Mann, der keine Rolle mehr in deinem Leben spielt?«, schreit er mich plötzlich an und treibt mir Tränen in die Augen.
»Weil ich Angst habe, ihm erneut zu verfallen! Wenn ich diesem Mann nicht aus dem Weg gehe, werde ich wieder die seine werden!«, schreie ich zurück und wünsche mir, ich hätte meine Gedanken für mich behalten können.
»Es tut mir leid«, hauche ich weinend. Kareem nickt und greift nach meinem Koffer.
»Das Badezimmer befindet sich im Gang, die Küche ist die Tür hinter dir und das Schlafzimmer befindet sich hinter mir. Fühl dich wie zu Hause«, sagt er monoton und trägt meinen Koffer in Richtung des Schlafzimmers.
»Oh Gott«, wispere ich und lasse mich wieder auf die Couch fallen. Das ist alles Prestons Schuld! Nur er allein ist für diese Situation verantwortlich!
Immer noch weinend, folge ich Kareem und bleibe vor seiner Schlafzimmertür stehen.
»Brauchst du etwas?'', erkundigt er sich. Seine Stimme, die immer noch viel zu monoton
klingt, verunsichert mich leicht. Am liebsten würde ich seine Wohnung verlassen, aber ich weiß nicht wohin.
»Kann ich bitte Decke und Kissen haben? Ich würde mich gern schlafen legen«, gebe ich leise von mir. Er schließt kurz die Augen und murmelt etwas, ehe er auf den Platz neben sich deutet.
»Leg dich hin«, sagt er. Auch wenn ich es für eine schlechte Idee halte, lege ich mich neben ihm ins Bett. Das ganze Weinen hat mich erschöpft und ich will einfach nur noch schlafen. Sobald ich mich hingelegt habe, zieht er mich fest a seine Brust.
»Ich werde uns nicht aufgeben. Olympia, ich werde dafür sorgen, dass du diesen Mann vergießt und nur noch mich siehst«, haucht er und küsst meinen Hals. Ich seufze. Oh, Kareem, du hattest nie eine Chance gegen ihn.

Da ich mich Kareem gegenüber schlecht fühle, bin ich am nächsten Tag ganz früh aufgestanden, um ihm Frühstück zu machen. Das war schon immer meine Art, mich zu entschuldigen. Eine Angewohnheit, die ich definitiv von meiner Mutter übernommen habe. Doch ob eine Entschuldigung etwas an unserer Situation ändern kann, wage ich stark zu bezweifeln. Ich kann mein gestriges Geständnis nicht zurücknehmen. Selbst wenn, ändert dies nichts an der Tatsache, dass es der Wahrheit entspricht. Nun weiß er, dass ich immer noch etwas für Preston empfinde. Auch wenn ich froh darüber bin, dass er über meine Gefühle Bescheid weiß, hat er gestern klargemacht, dass er mir nicht von der Seite weichen wird. Also muss ich ihm direkt sagen, dass ich ihn nicht so gernhabe wie er mich.
»Morgen«, begrüßt mich Kareem, als er die Küche betritt und sich a den gedeckten Tisch setzt. Ich nehme ihm gegenüber Platz.
»Hast du gut geschlafen?«, versuche ich, Smalltalk zu führen. Er hebt eine Augenbraue und sieht mich nachdenklich an.
»Ich habe sehr viel über gestern nachgedacht«, sagt er. Ich nicke nur.
»Nun verstehe ich dich. Du empfindest etwas für mich, Olympia. Deswegen willst du ihm nicht begegnen, weil du dir Sorgen machst, er könnte unsere Beziehung gefährden«, kommt es immer noch nachdenklich aus seinem Mund. Bitte, was? Wie, um Himmels Willen, ist er zu dieser Schlussfolgerung gekommen?
»Kareem, so hab...«
»Ich muss gestehen, dass deine Aussage mich verletzt hat. Doch jetzt weiß ich, dass du nur Angst hast. Das brauchst du nicht, Olympia. Wir werden nicht zulassen, dass er dir zu nahekommt, ich verspreche es«, sagt er. Ich schließe die Augen, hole tief Luft und sammle all meinen Mut zusammen, um endlich reinen Tisch zu machen. So kann es nicht weitergehen.
»Hör mir bitte zu, ich will...« Ehe ich weitersprechen kann, ertönt die Hausklingel. Verdammt! Ich war kurz davor, endlich das zu sagen, was ich bereits seit zwei Monaten sagen möchte.
»Moment«, sagt er, erhebt sich und eilt zur Haustür.
Ich lehne mich seufzend a den Stuhl zurück, nehme einen Schluck von dem Tee vor mir. Ungeduldig warte ich darauf, dass Kareem zurückkehrt, damit wir die Unterhaltung fortführen, als ich plötzlich jemanden nach mir rufen höre.
Augenblicklich erstarre ich, lasse die Tasse in meiner Hand fallen und verschütte die heiße Flüssigkeit über meinen Schenkeln.
»Verflucht!«, zische ich. Doch, ganz egal, wie sehr der heiße Tee meine Haut zum Glühen bringt, gewinnt das Gefühl von Angst die Oberhand. Wieso ist dieser Mann hier? Woher weiß er, wo ich zu finden bin? Panisch mache ich mich auf dem Stuhl klein und wünsche mir, mich in Luft auflösen zu können.
»Verschwinde!«, höre ich Kareem laut sagen.
»Bitte geh, bitte geh«, flüstere ich desperat.
»Olympia«, ruft Preston erneut nach mir und entlockt mir ein Wimmern. Tränen bilden sich in meinen Augen.
»Bitte geh«, wiederhole ich wispernd.
»Entweder verschwindest du von allein oder ich sehe mich dazu gezwungen, dir dabei
zu helfen«, fährt Kareem meinen Exfreund an.
Oh nein, das sollte er lieber nicht machen. Preston ist ein nachtragendes Arschloch, das uns beide für diese Respektlosigkeit bestrafen würde. Und wie ich ihn kenne, werde ich am meisten darunter leiden. Es herrscht für einige Sekunden Stille, bis ich den Mann,
den ich liebe, sprechen höre.
»Ich gebe dir 24 Stunden Zeit, um wieder nach Hause zu kommen. Solltest du dich morgen immer noch hier befinden, sehe ich mich dazu gezwungen, mich von meiner schlimmsten Seite zu präsentieren. Leg es bitte nicht darauf an, Baby«, ruft Preston. Die Warnung in seiner Stimme hat immer noch dieselbe Wirkung auf mich. Es macht mich wütend, da er sich wie ein selbstgefälliger Idiot anhört, doch gleichzeitig füllt sich
mein Körper mit Vorfreude. Ich hasse ihn!
Als die Tür voller Wucht ins Schloss fällt, setze ich mich gerade auf, wische mir die Tränen weg und blicke Kareem an, der wütend die Küche betritt.
»Woher weiß er, wo ich wohne, Olympia?'', fragt er mich. Ich mache den Mund auf, um ihm eine Antwort zu geben, doch ich habe keine.
»Olympia!«, ruft er. Kopfschüttelnd erhebe ich mich.
»Ich sollte von hier verschwinden«, sage ich und möchte aus der Küche rennen. Kareem packt mich am Arm, zieht mich zu sich.
»Bleib hier, Olympia. Wir kön...« Ich unterbreche ihn.
»Ich kann nicht hierbleiben, Kareem! Hierzubleiben, würde dich nur in Schwierigkeit bringen, und das möchte ich nicht. Ich bin seine Zielperson, nicht du. Und glaube mir, das ist auch besser so. Du willst Prestons Zorn nicht auf dich ziehen«, schreie ich und
entziehe ihm meinen Arm.
»Und was hast du nun vor?«, fragt er ebenso schreiend. Ich wische mir eine weitere Träne weg.
»Es ist egal, was ich vorhabe. Sowohl Preston als auch ich wissen, wie es enden wird. Es ist unvermeidlich«, gebe ich leise von mir. Er schnaubt kopfschüttelnd.
»Das war's also? Du gehst zurück nach Hause, wo er auf dich warten wird, nur weil er es von dir verlangt hat?«, faucht er mich an. Nun werde ich wütend.
»Es ist besser, von allein zu gehen, als dass er mich holt. Und wer sagt, dass ich nach Hause gehe? Ich werde zu Valencia gehen«, zische ich. Er hebt eine Augenbraue.
»Wo ist der Unterschied, ob du hier bist oder bei Valencia?«, keift er mich an.
»Sie ist meine beste Freundin und bedeutet mir sehr viel. Er würde sie niemals seinen Zorn spüren lassen. Das würde er mir niemals antun. Dich hingegen würde er mit Vergnügen vernichten«, entgegne ich vollkommen ernst. Kareem fährt sich verzweifelt durch die Haare.
»Bleib bei mir. Olympia, bleib hier«, flüstert er und zieht mich erneut zu sich. Ich sehe ihn entschuldigend an, möchte ihm sagen, dass dies nicht geht, als er mich sanft küsst.
Wie so oft, wenn er mich so küsst, rollen sich meine Augen. Es ist nicht seine Schuld, dass ich ihm verschwiegen habe, wie sehr ich all diese Sanftheit verabscheue. Dennoch ist es zum Verrücktwerden! Ich löse mich von ihm und mache einige Schritte rückwärts.
»Hier zu bleiben, wäre nur eine temporäre Lösung von 24 Stunden. Es tut mir leid«, flüstere ich und verlasse die Küche.

Preston- In seinem Willen gefangen| Leseprobe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt