Kapitel 43

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Klagend stürmte Angel zu Jules, kniete sich nieder, hob ihren Sohn an, der regungslos in ihren Armen baumelte.

„Nein, Jules, mein Junge! Das darf nicht sein. Bitte tu mir das nicht an! Du musst wieder aufwachen! Verdammt, Jules ... "

Tränen flossen wie ein Wasserfall an ihrer Wange hinunter. Der Verlust des eigenen Kindes schmerzte so sehr, dass es ihr kaum möglich war, weitere Worte hervorzubringen. Der Stich der Trauer keimte auch in Silvers Brust auf, ein dramatischer Moment, für den es keine Entschuldigung mehr gab.

„Dr. Harris ... Es war ein Unfall. Es tut uns so leid, wir hatten ja keine Ahnung, was... ", wimmerte er. Doch während er versuchte, die Lage irgendwie zu beruhigen, drehte Angel abrupt ihren Kopf zu ihm.

„Schweig, du verdammter Wolf! Das alles ist eure Schuld, ihr habt meinen Sohn auf dem Gewissen!", giftete sie den Wolf an. Dabei wurde ihr Gesicht unheimlich düster, sodass Silver und seine Freunde sie nicht mehr wieder erkannten. Behutsam legte die Frau ihren Sohn ab, erhob sich, ihre Augen dabei wutentbrannt auf die Gruppe gerichtet. Franky stellte sich neben Silver und miaute: „Dr. Harris, lassen Sie uns darüber in aller Ruhe sprechen. Der Junge ist plötzlich verrückt geworden und hat 9Jay angeg... ", weiter kam er nicht, als Dr. Harris ihn mit einer seltsam knurrigen Stimme anwetterte.

„Genug! Ihr habt meinen Sohn umgebracht und dafür werdet ihr bezahlen!"

Ihre rechte Hand glitt in die Manteltasche und zückte ihr Smartphone hervor. Mit vor Zorn glühenden Augen tippte sie darauf herum. Was nun passieren würde, wusste keiner. Der Instinkt alleine leitete die Freunde dazu an, beängstigt durch die Halle zu schauen. Bis sie Bewegungen zwischen den Bücherregalen wahrnahmen. Eine kleine Armee an Metallhunden umzingelte sie. Sicherheitshalber nahm Dr. Harris Abstand, ihre Mimik eiskalt. Eine sichtbar komplette Veränderung ihrer Persönlichkeit. Die Freunde hatten keine Wahl, als sich enger aneinanderzudrängen, denn die künstlichen Hunde näherten sich unheimlich schnell.

„Tötet sie!", befahl Angel schließlich.

Gehorchend hoben mindestens fünf der Roboter ihre Köpfe, schlugen die Kiefer auf, in denen sich die Schusskugeln ansammelten.

„Lauft!", kreischte Franky, mit vor Schreck aufgerissenen Augen, da er sofort erkannte, was hier vor sich ging. Dann begann eine Schießerei, in der die Tiere es noch rechtzeitig schafften, durch die Roboter hindurchzuschlüpfen und davonzulaufen. Geschützt, durch eine Linie an metallischen Soldaten, lachte die Frau boshaft auf. Wie von unheimlicher Macht besessen, streckte sie die Arme aus.

„Netter Versuch, ihr Lieben. Aber gegen meine Cyber-Schutzeinheit werdet ihr niemals ankommen!", höhnte sie. Angsterfüllte Gesichter starrten sie an, in der kurzen Angriffspause, die entstand. Was sollten sie jetzt tun? Für ihr Recht kämpfen? Oder aufgeben? Eine Flucht schien jedenfalls im jetzigen Moment mehr als unmöglich. Würde hier ihre Reise enden?

Fat Boy blieb stehen und starrte furchtlos zu ihr hin.

„Freunde, jetzt ist die Zeit gekommen, um zu zeigen, wer wir wirklich sind. Wir können aufgeben oder kämpfen. Wir können den schmerzhaften Verlust des Scheiterns akzeptieren oder aber daraus lernen und die Zukunft verbessern. Dies ist der Moment der Entscheidung und die liegt ganz bei euch", bellte er, sein eigenes Kämpferfeuer dabei entfacht. Silver hob den Kopf in die Höhe und obwohl das Gefühl des Versagens in seinem Inneren brodelte, strahlte gleichzeitig die Entschlossenheit in ihm auf.

„Ich werde kämpfen, Angel. Egal, was du vorhast. Und selbst, wenn ich meinen letzten Atemzug dadurch nehmen muss", sprach er laut. Die Frau kniff überrascht die Augen zusammen, ohne etwas zu sagen.

„Ich bin dabei!", stimmte Franky mit ein.

„Ich auch, ich auch!", piepste Junior zwei, neben ihm mutig, doch Franky schob sie hinter sich.

Free Fall - Verlorene SpurenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt