Kapitel 4

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Florian: Hey Adrijana, es ist echt schön, dich zu sehen.
Adrijana: Das finde ich auch. Ich fühl mich ein wenig schlecht, dass ich dich damit so überrumpelt habe und dich nach einem Treffen gefragt habe, obwohl wir uns noch gar nicht wirklich kennen. Aber irgendwie möchte ich unbedingt mit jemanden reden, mit jemanden der die letzten Jahre nicht da war.
Florian: Ich möchte das du aufhörst, dich zu entschuldigen und ich freu mich wirklich, dass du gefragt hast. Ich glaube, es ist eine gute Idee, dass du mit mir reden möchtest. Also möchte ich, dass du alles erzählst, alles was dir auf dem Herzen liegt. Ich glaub du brauchst das.

Sie sah ihm wieder tief in die Augen, und sie fühlte sich wohl. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, dass sie darüber reden konnte, dass sie nicht stark sein musste und dass er ihr zuhören würde. Florian legte seine Hand auf ihre Schulter und nickte ihr zu, um ihr ein Zeichen zu geben, dass sie es wirklich erzählen konnte.

Adrijana: Also ich fange am besten mal von vorne an. Als ich jünger war, habe ich beschlossen, dass niemand davon erfahren sollte, dass Kai mein Bruder ist. Ich wollte nicht, dass die Leute mich ausnutzen oder mich nur als Kais Schwester sehen. Ich wollte, dass die Leute mich kennen lernen und mit mir befreundet sein wollen, weil sie mich als Menschen mögen und nicht, weil sie eine Chance sehen, an meinen Bruder ranzukommen. Wir haben das damals als Familie beschlossen und es hat auch wirklich sehr gut geklappt, aber als ich Jonas damals kennen gelernt habe, war es ziemlich schwer, das vor ihm zu verbergen. Wir sind zusammengekommen, da war ich 17, und ich war wirklich glücklich. Jonas und ich hatten zwar die ein oder anderen Probleme, aber zum Schluss, als wir wieder zusammen waren, waren wir auch ziemlich glücklich. Meine Eltern hat er kennen gelernt, das war kein Problem, da Kai unsere Eltern aus der Öffentlichkeit hielt. Immer, wenn Jonas vorbei kam, hab ich sichergestellt, dass Kai nicht zu Hause war. Alles war gut. Plötzlich war ich schwanger und diese Situation war wirklich nicht einfach, denn wir waren jung und noch so unerfahren. Aber wir haben uns dazu entschlossen, dass wir Milan behalten. Jonas hat den Fußball schon immer geliebt keine Frage und ich wusste, wie sehr er darin aufgeht, aber dass er tut, was er getan hat, damit hab ich nicht gerechnet. Milan war ein halbes Jahr alt, als Jonas sich entschlossen hat weg zu gehen, denn er hat damals ein Angebot aus Spanien bekommen, um dort zu spielen und groß rauszukommen. Er hinterließ nur eine Nachricht. Er schrieb nur, dass es ihm leid tut, aber er unbedingt seinen Traum verwirklichen möchte. Ich hab versucht den Kontakt aufrecht zu erhalten aber nichts hat funktioniert. Nachdem das passiert ist, hab ich den Fußball gemieden. Ich wollte nie zu einem Spiel von Kai oder von Julian oder Jamal. Irgendwann fing Milan an, sich dafür zu interessieren, und deswegen nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, um heute zum Spiel zu kommen. Das Jonas Teil der Nationalmannschaft wird, damit hätte ich nicht gerechnet und ich hab auch nicht damit gerechnet, ihn heute zu sehen. Als wir beide nach dem Spiel miteinander gesprochen haben, hab ich mir mehr erhofft. Er hat sich nur darüber aufgeregt, dass ich ihm nie erzählt habe, dass Kai mein Bruder ist oder dass ich Milan mit euch in die Umkleidekabine gelassen habe und er empfand mein Verhalten ziemlich egoistisch, weil ich ja mit jedem anderen Fußballspieler geflirtet habe. Ich hab ihn wirklich geliebt und ich habe wirklich gehofft, dass er sich ändert aber manchmal passiert eben nicht das, was man sich wünscht und jetzt bin ich ziemlich am Ende. Es geht nicht um mich, sondern um Milan. Ich hab mir für ihn so gewünscht, dass sein Vater sich für ihn interessieren würde. Naja. Jetzt hab ich so viel gesagt,  es tut mir wirklich leid Florian.

Florian sah sie erst einfach nur an. Man sah ihm an, dass er sich schlecht fühlte, dass ihm die ganze Situation leid tat. Bevor er irgendetwas dazu sagte, umarmt er sie einfach.

Florian: Tut mir leid irgendwie hatte ich das Gefühl, dass du das jetzt einfach mal gebraucht hast. Kai hat mir oft erzählt dass seine Schwester nie wirklich Gefühle zeigt und immer versucht stark zu sein, aber Adrijana das musst du nicht. Dir darf es auch schlecht gehen und du musst das auch alles nicht alleine durchmachen. Ich weiß, dass du von allen Unterstützung bekommst vor allem, was Milan angeht aber du darfst auch Unterstützung bekommen, wenn es dir einfach mental nicht gut geht. Du musst das alles nicht alleine durchmachen. Du hast so viele Leute um dich herum und mich hast du auch. Ich bin dir wirklich sehr dankbar, dass du dich mir geöffnet hast. Und auch wenn wir uns noch nicht wirklich gut kennen, will ich, dass du weißt, dass du auf mich zählen kannst. Du bist Kais Schwester und Kai ist einer meiner besten Freunde und aus diesem Grund werde ich für dich da sein. Ich kann nicht so viel dazu sagen, weil ich die letzten Jahre eben nicht da war. Aber was ich dir sagen kann, ist das was Jonas abzieht, ekelhaft ist. Mir tut das sehr leid für dich und Milan. Aber glaub mir, wenn ich dir sage, dass du ohne ihn besser dran bist und auch Milan. Milan hat die tollste Mutter auf der ganzen Welt und er hat Kai, Julian, Jamal, mich natürlich auch und seine Lieblingstante Sophia.

Adrijana sah ihn mit voller Bewunderung an. Was er da gerade gesagt hat, tat verdammt gut. Sie fühlte sich direkt besser. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich mit ihren Problem nicht alleine.

Adrijana: Wow Florian, ich danke dir von Herzen. Was du gerade gesagt hast, tat wirklich gut. Du hast mich zum Lächeln gebracht, obwohl der Tag so scheiße war. Danke, dass du mir zugehört hast und mich nicht verurteilst.
Florian: Niemals Adrijana.

Die beiden unterhielten sich noch ein bisschen über dies und das, um sich näher kennen zu lernen. Sie verstanden sich direkt und fühlten sich, als wären sie auf der gleichen Wellenlänge. Man sah beiden an, dass sie sich wirklich wohl miteinander fühlten.

Florian: Adrijana darf ich dich mal was fragen?
Adrijana: Natürlich. Frag was immer du fragen möchtest.
Florian: Läuft da eigentlich etwas zwischen dir und Julian?

Adrijana fing an zu lachen.

Adrijana: Nein, wie kommst du denn darauf? Wir waren immer nur Freunde, außerdem ist er Kais bester Freund.
Florian: Mir ist aufgefallen, wie er dich ansieht. Als wenn dir das noch nie aufgefallen ist und warum ist das ein Problem, nur weil die beiden Freunde sind.
Adrijana: Also ähm nein, mir ist das noch nie aufgefallen? Im Großen und Ganzen wäre sowas für Kai niemals ein Problem. Nur bei Julian wäre das ein Problem, denn für Kai ist Julian seine ganze Welt also natürlich neben Sophia. Kai liebt Julian, neben Sophia, mehr als alles andere. Die beiden sind schon so lange miteinander befreundet, haben so viel miteinander erlebt und die beiden gab's auch immer nur im Doppelpack. Nachdem, was Julian für mich und Milan alles getan hat, liebt Kai ihn nur noch mehr.
Florian: Das stimmt, nichts geht über Kai und Julian. Kai, Julian, Jamal und ich sind zwar ein Team, aber die beiden werden trotzdem über alles stehen und ich finde das ziemlich niedlich, dass muss ich wirklich gestehen. Ich würde trotzdem mal empfehlen mit Julian zu sprechen weil man sieht ganz klar, dass er dich wirklich sehr mag.
Adrijana: Ich weiß nicht, er bedeutet mir viel und deswegen will ich das zwischen uns nicht kaputt machen. Ebenso will ich das nicht mit Kai und ihm kaputt machen und ich möchte, dass er als guter Freund einfach Teil meines Lebens bleibt. Außerdem fange ich da, jemanden anderen an zu mögen..

Er sah ihr wieder tief in die Augen und lächelte sie an, als würde er wissen, dass sie ihn meint, obwohl sie das noch nicht mal ausgesprochen hatte. Aus Respekt gegenüber ihr, fragte er auch nicht nach. Nachdem die beiden sich noch ein bisschen mehr kennen lernten, verabschiedeten sie sich voneinander.

Es war schon ziemlich spät, und als Adriana zu Hause war, fiel sie direkt ins Bett. Sie dachte über einiges nach. Vor allem über Florian. Sie mochte ihn wirklich sehr. Und nach dem Gespräch ist ihr bewusst geworden, dass sie wirklich nicht alleine war und dass sie das schaffen wird vor allem mit den Menschen, die sie hat.
Ein wenig dachte sie auch über Julian nach. Liebte er sie wirklich und ist dir das wirklich nie aufgefallen?  Vielleicht würde sie doch einmal mit ihm darüber sprechen, einfach nur um alles klarzustellen. Doch das hatte Zeit bis morgen. Erst mal musste sie den Tag verdauen und schlafen.

Ein letztes Mal. Where stories live. Discover now