»Ich mache Hackfleisch aus ihm!«
»Sophie ...«
Mein Blick schnellt zu Ava, die seitlich mit der Hüfte am Tresen der Bibliothek lehnt und mich mit zusammengezogenen Augenbrauen mustert. Schnaufend schüttle ich den Kopf. Ich kenne ihren Blick zu gut. Sie brauch mir jetzt nicht damit kommen, dass es eventuell einen Grund haben könnte, dass Cody eine halbe Stunde zu spät ist.
Es ist mir egal. Nur einmal habe ich ihn darum gebeten pünktlich zu kommen und seine Schicht nicht abzusagen.
Ich lasse mein Handy mit dem geöffneten Chatverlauf in meiner Hand sinken. Gelesen hat er es zumindest. Das zeigen mir die zwei blauen Häkchen. Aber natürlich erhalte ich - wie soll es auch anders sein - von ihm keine Antwort. Wenn ich wüsste, wo er wohnt, hätte ich ihn schon längst an den Ohren herbeigezogen.
»Wenn ich mal zu spät komme, kann ich mir von ihm eine Predig anhören«, murre ich und ziehe einen Schmollmund, da Ava mich weiterhin mit ihren eindringlichen Augen anschaut.»Sag nichts!«
»Tu ich auch gar nicht.«»Doch, und zwar mit deinem Blick!«
Avas Mundwinkel zucken leicht, ehe sie seufzt. »Dann kommst du halt etwas später zum Treffen. Du hast doch eine Erklärung dafür.«Ich weiß, dass sie mich nur besänftigen möchte. Aber das Treffen mit Blake ist mir wichtig und was für einen Eindruck mache ich, wenn ich beim ersten Mal zu spät bin?
»Ich möchte nicht ...«, fange ich murmelnd an, prüfe noch einmal die Uhrzeit, und schaue Ava tief in die Augen. »Ich möchte einfach nicht, dass er schlecht von mir denkt.«
Sie zieht ihre Augenbrauen in die Höhe. »Blake?«
Ich nicke.
Leicht legt Ava ihren Kopf schief, mustert meinen Gesichtsausdruck ganz genau. Dabei fallen ihr ihre blonden Strähnen über die Schulter. Ich liebe ihre Haare. Das habe ich Ava schon oft genug gesagt. Auch wenn ich mit meiner braunen Lockenpracht gut zurechtkomme, sind glatte seidige Haare schon ein wahrer Traum.
»Glaubst du wirklich, dass er schlecht von dir denkt, nur weil du nicht rechtzeitig von der Arbeit wegkommst und ihn dadurch warten lässt?«
Ich zucke mit den Schultern. »Ich weiß nicht ...«
Es ist unsinnig, so zu denken, und ich weiß das selbst. Aber als wir gestern über Messenger abgemacht haben, wann wir uns im Café treffen, meinte er am Ende, dass er sich freue.
Und vielleicht ... vielleicht ist mein Herz etwas in die Höhe gesprungen, als ich seinen Text gelesen habe.
Tief atmet Ava ein und aus, ehe sie sich über den Tresen zu mir rüber lehnt. Ihr Blick findet meinen. »Wenn er das tut, dann ist er kein guter Mensch. Egal, ob er nur dein Projektpartner ist ... oder mehr. Okay?«
Ich lasse ihre Worte auf mich wirken und nicke dann bestätigend. Sie hat recht. Ava hat meistens recht. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und dafür liebe ich sie.
Als ich gerade zur Antwort ansetzen möchte, sehe ich aus dem Augenwinkel, wie ein gehetzter Cody durch die großen Holztüren der Bibliothek stürmt. Sein sonst so perfekt sitzendes Haar steht verstrubbelt ab und seine übergeworfene Sweatshirtjacke hängt schief am Oberkörper herab.
»Na endlich«, gebe ich erleichtert von mir und stoße mich von der Theke ab.
Cody zieht schwer atmend an dem Kragen seines Shirts herum. »Ich -« Er schaut mal wieder an mir vorbei und fokussiert irgendeinen Punkt in der Bibliothek. Wüsste ich nicht, dass er so etwas ständig macht, würde ich denken, dass er nicht mit mir redet. »Ich habe die Zeit vergessen.«
Ach was.
»Du bist zum Glück jetzt da.« Ich greife nach meinem bereitgestellten Rucksack und schultere ihn.Ava schaut hingegen Cody mit gerunzelter Stirn an, wie er leise summend auf seinen Fußballen hin und her wippt. Für mich ist die Bewegung nichts Besonderes mehr und zum Alltag jeder Schicht geworden. Ich hatte Cody einmal gefragt, warum er das macht. Aber eine richtige Antwort habe ich bis jetzt nie bekommen.
»Sehen wir uns später in The Robin Hood? Dort legt ein DJ auf«, frage ich an Ava gewandt, die sofort bestätigend nickt.
»Auf jeden Fall. Connor und Aiden sind auch dabei.«
Ich lächle. »Super.«
Ich winke einmal in die Runde, obwohl ich bemerke, dass Cody gar nicht mehr auf mich achtet und schon angefangen hat meine bereits sortierten Bücher, die später in die Regale einsortiert werden müssen, noch einmal neu zu ordnen.
Augenverdrehen unterdrücke ich ein Seufzen.
Das ist mal wieder typisch.
Aber weitere Gedanken kann ich mir darum nicht machen.
Blake wartet schon seit fast einer Stunde auf mich und mein schlechtes Gewissen wegen der Verspätung plagt mich mehr und mehr.
Mit schnellen Schritten mache ich mich auf den Weg zur Queens Road. Zum Glück ist das Café Nero nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt. Meine Bücher springen im Rucksack hin und her, während ich nur so an den alten Backsteinhäusern vorbeirase. Hätte ich mehr Zeit gehabt, wäre ich seelenruhig geschlendert und hätte jedes Haus einzeln betrachtet.
Als ich keuchend und leicht verschwitzt im Café ankomme, schlägt mir sofort ein warmer Duft zwischen Röstaromen und frisch gebackenem Kuchen entgegen. Die Einrichtung ist antik. Überall stehen zusammengewürfelte Lesesessel an den Tischen und bringen sofort eine gemütliche Atmosphäre rein.
»Sophie! Hier drüben.« Blake sitzt in der hinteren Ecke und winkt mich zu sich rüber.
Schnell atme ich tief ein und aus, um mein wild schlagendes Herz zu beruhigen, und streiche mir meine verwehten Haare aus der Stirn. Bevor ich jedoch zu Blake hinüber gehe, bestelle ich noch einen Moccachino.
»Hey, sorry, dass du warten musstest. Aber mein Kollege ist einfach nicht aufgetaucht«, fange ich sofort an, stelle mein Rucksack auf den Boden und lasse mich in den Sessel gegenüber von Blake fallen.
Vor ihm auf dem Tisch sind ein paar Blätter und sein Notizbuch, das er auch schon vor zwei Tagen im Seminar bei sich hatte, verteilt. Eine halbgeleerte Tasse steht daneben.
»Das ist schon in Ordnung. Ich habe trotzdem schon mal angefangen«, sagt Blake und lächelt mir leicht zu. Er deutet mit dem Finger auf die ganzen Unterlagen.
Hektisch nicke ich. »Ja klar. Kein Problem ... ähm ... was hast du dir für Gedanken gemacht?« Während ich rede, pelle ich mich aus meiner oversized Jeansjacke. Auch wenn es draußen noch relativ kalt ist, ist hier drinnen die Heizung bis aufs Maximum aufgedreht.
»Ich habe überlegt, dass wir Romeo und Julia als Musical gestalten könnten.« In Blakes Augen liegt ein Funkeln, als er mir seine Idee verkündet. »Vielleicht könnten wir es noch im einundzwanzigsten Jahrhundert spielen lassen.«
»Mh«, mache ich nur und spitze nachdenklich die Lippen.
Währenddessen wird mir mein Getränk gebracht. Ich lächle dankend zu der Kellnerin auf und lege meine Hände um die wärmende Tasse.
»Ich finde deine Idee gut. Aber bei einem Musical müssten wir schauen, ob wir genug Leute im Seminar finden, die singen und komponieren können und wollen«, antworte ich nach einigen Sekunden des Nachdenkens. Es wäre an sich viel mehr Arbeit, da die Texte so umgeschrieben werden müssten, dass man sie singen kann. Aber, wenn alles so klappt, wäre das Stück ein voller Erfolg.
Blake lässt sich leicht in den Sessel zurückfallen. »Stimmt. Daran habe ich nicht gedacht.« Mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtet er seine ganzen Mitschriften.Mir tut es fast schon leid, dass ich meine Gedanken ausgesprochen habe. Wir sind nur fünfzehn Leute in unserem Kurs und ich bezweifle, dass alle eine wunderschöne Singstimme haben. Außerdem brauchen wir auch Leute, die sich um das Bühnenbild und die Kleider kümmern. Für Licht und Ton müsste man auch sorgen. Es sei denn - ruckartig setze ich mich gerader hin.
»Wir müssen uns nicht auf die Leute im Seminar beschränken, oder?«, frage ich etwas zu hibbelig.
»Nicht, dass ich wüsste«, gibt Blake zurück und zieht jetzt noch mehr seine Brauen zusammen.
»Dann hängen wir einfach einen Zettel aus. Wir suchen Schauspieler für das Stück Romeo und Julia und machen ein Casting.«
»O mein Gott, Sophie! Du bist brillant!« Blake strahlt mich über den Tisch hinweg an, was mein Herz gewaltig schneller schlagen lässt.
Blake & Sophie planen wohl ein Musical ☺️😇
Was haltet ihr von der Idee?Und Cody ist natürlich zu spät gekommen🙈
Ich freue mich schon darauf, wenn Cody & Sophie mehr miteinander agieren ☺️Lasst wie immer eure Gedanken da☺️
Habt einen schönen Sonntag.☀️
Eure Rahel ♥️
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Chasing Love
RomanceSophie May hat schon immer nach 'der perfekten Liebe' gesucht. Als sie während eines Theaterkurs auf den älteren Studenten Blake Finch trifft, ist sie sich sicher, dass das ihr Seelenverwandter sein muss. Doch so einfach ist das Alles nicht. Erst r...