08 | Cody

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Ich sitze auf dem Sofa, umgeben von einer kleinen Festung aus Kissen und Decken, die ich so um mich herum aufgeschichtet habe, dass sie fast wie ein schützender Kokon wirken. Der Fernseher flimmert vor mir, während die vertrauten Klänge von Avengers Endgame den Raum erfüllen. Ich habe diesen Film schon unzählige Male gesehen, aber jedes Mal fühlt es sich an, als würde ich erneut in eine andere Welt eintauchen - eine Welt voller Farben, Action und unerschütterlicher Freundschaft.

Die ersten Szenen laufen, ich schaukle vor Aufregung hin und her, als ich die vertrauten Gesichter der Avengers sehe. Iron Man, Captain America, Thor - sie sind nicht nur Charaktere für mich; sie sind wie alte Freunde, die ich immer wieder aufs Neue treffe. Ich liebe die Art, wie sie zusammenarbeiten, wie sie trotz ihrer Unterschiede einen gemeinsamen Zweck verfolgen. Es ist, als ob sie mir zeigen, dass man auch in der größten Dunkelheit zusammenstehen kann.

Ich lehne mich zurück und lasse die Bilder auf mich wirken. Die Farben sind so lebendig, die Musik so mitreißend. Ich kann die Emotionen der Charaktere fast körperlich spüren. Wenn Iron Man seine letzten Worte spricht, fühle ich einen Kloß in meinem Hals. Es ist nicht nur ein Film für mich; es ist eine Geschichte über Verlust, Hoffnung und den unaufhörlichen Kampf, das Gute zu bewahren.

Manchmal, während ich die Szenen betrachte, überkommt mich ein Gefühl der Einsamkeit. Ich bin zufrieden, allein zu sein, umgeben von meinen Gedanken und der Sicherheit meines Zuhauses. Aber in diesen Momenten, wenn die Avengers zusammenkommen, um gegen das Böse zu kämpfen, wünsche ich mir manchmal, ich hätte eine Gruppe von Freunden, die mich so akzeptieren würden, wie ich bin. Menschen, die mich verstehen, die mich nicht schräg von der Seite anschauen.

Ich stelle mir vor, wie es wäre, mit anderen zusammenzusitzen, Popcorn zu essen und die Filme zu diskutieren. Aber dann schüttele ich den Kopf, versuche die aufkeimenden mit Hoffnung gefüllten Gedanken wegzublasen. Ich weiß, dass es nicht einfach ist, solche Verbindungen zu knüpfen. Die sozialen Interaktionen sind oft überwältigend für mich. Oft fühle ich mich in großen Gruppen unwohl.

Aber hier, in meinem kleinen Raum, bin ich sicher. Ich kann die Filme in meinem eigenen Tempo genießen, ohne den Druck, mich anpassen zu müssen. Ich kann die Charaktere studieren, ihre Bewegungen und Gesten analysieren. Ich kann auf Pause drücken, wenn ich etwas nicht genau verstehe. Oder muss nicht bei jedem Witz lachen, den ich nicht verstehe. Ich finde Trost in der Vorhersehbarkeit der Geschichten. Die Struktur der Filme gibt mir ein Gefühl von Kontrolle, das ich in der realen Welt oft vermisse. Dort kann ich nicht auf Pause drücken oder zurückspulen.

Als die Schlacht gegen Thanos beginnt, summe ich leise vor mich her, fange an, mit meinen Fingern zu wackeln. Die Musik wird intensiver, das Tippen meiner Finger gegen die Oberschenkel stärker. Ich bin ganz in die Handlung vertieft, für einen Moment vergesse ich alles um mich herum. Die Kämpfe, die Strategien, die Momente des Triumphs - sie sind wie ein Spiegelbild meiner eigenen inneren Kämpfe. Ich kämpfe nicht gegen einen übermächtigen Feind, aber ich kämpfe gegen die Herausforderungen, die mir das Leben stellt.

Die letzten Szenen des Films laufen auf dem Bildschirm. Dann erscheint der Abspann und die typische Titelmusik von Marvel ertönt.
Ich lehne mich zurück und atme tief ein und aus - kann meine schemenhafte Silhouette auf dem schwarzen Hintergrund des Fernsehers erkennen. Bei diesem Film konnte ich das erste Mal nachvollziehen, was Trauer und Verlust bedeutet. Dass ich es schon einmal gespürt habe, als mein Vater nach meiner Diagnose verschwunden ist. Damals konnte ich dieses Gefühl nicht zuordnen. Ich weiß noch, wie ich in Vivians Zimmer stand und alles über mir zusammenbrach. Nichts konnte ich greifen - alles glitt mir aus den Händen.

Kurz bleibe ich eine Weile still sitzen, genieße die Ruhe. Dann krieche ich langsam aus meiner Festung aus Kissen und Decken hervor. Ich muss noch einkaufen und das mache ich am liebsten abends. Bevor ich meine Wohnung verlasse, lege ich alles zurück an seinen Platz. Die Kuscheldecke wird zusammengelegt, die Kissen aufgeschüttelt und sortiert aufgereiht an der Lehne platziert.

Dann schnappe ich mir meinen bereitgelegten Einkaufszettel und schlüpfe in meine Sneaker.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 13 ⏰

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