Part 6

164 2 3
                                    

„Kannst du heute Nacht hierbleiben?", fragt Giuli vorsichtig. Sie liegt immer noch in meinen Armen. „Klar." Ich lege meinen Kopf auf ihren. Dann fällt mir etwas ein, was einen Stich durch mein Herz fahren lässt. Sie hat einen Freund. Egal, sie braucht mich. „Wollen wir was kochen?",frage ich. Giuli nickt. Ich stehe auf und warte. Giuli kommt ebenfalls auf die Beine und läuft vor. Ich folge ihr und dann stehen wir auch schon in Giulis Küche. „Worauf hast du Lust?",fragt Giuli. „Auf das was du willst." Ich lächle sie sanft an und sie lächelt zurück. Sie kommt einen Schritt näher und ich breite meine Arme aus um sie zu umarmen. Für eine kurze Zeit bleiben wir einfach so stehen. Doch dann räuspert Giuli sich und entfernt sich einen Schritt. Traurig und enttäuscht sehe ich auf den Boden. Dann fällt mir etwas ein. Will sie versuchen von mir wegzukommen damit Jovana sie wieder mag? Ein Schmerz brennt sich durch mein Herz. Ich versuche es zu ignorieren. „Wie wär's mit Nudeln?", schlage ich vor. „Ich dachte du willst das worauf ich Lust hab?", fragt Giuli angespannt. So kenne ich sie gar nicht. „Ja klar, aber es war doch nur ein Vorsch-" „Vielleicht ist es besser wenn du jetzt gehst", fällt Giuli mir ins Wort. Mein Kiefer klappt runter. Fassungslos starre ich die Frau vor mir an. Es ist nicht mehr die Giuli die ich kenne, die mich angelächelt hat, die sich Sorgen um mich gemacht hat, die sich für mich interessiert hat, sondern eine fremde Frau, die anfangs noch wollte das ich bei ihr bleibe und mich jetzt wegschickt und verletzt. Tränen laufen meine Wangen hinunter. „Also hatte ich doch recht", sage ich mehr zu mir als zu Giuli. Augenblicklich drehe ich mich um und laufe zur Tür. Ich bleibe nochmal stehen und drehe mich um, doch Giuli war mir nicht gefolgt. Enttäuscht verlasse ich Giulis Wohnung und nehme sofort mein Handy raus. Ich wähle Klaras Nummer und sie geht sofort ran. „Kann ich zu dir kommen?", frage ich, während ich mir die Tränen wegwische. Nachdem sie bestätigt hat rufe ich mir wieder ein Taxi, nur wäre es besser vielleicht gewesen wenn ich das erste an diesem Tag nicht gerufen hätte. Dann hätte Giuli mich nicht so verletzen können. Das Taxi kommt und ich steige ein. Ich sage dem Fahrer die Adresse von Klaras Haus und er fährt mich dort hin. Ich gebe ihm das Geld und steige aus. Kaum stehe ich vor der Tür, da geht sie schon auf. Klara steht vor mir. „Was ist los?", fragt sie besorgt. Ich breche in Tränen aus und lasse mich von Klara fest in den Arm nehmen. „Komm", flüstert sie und führt mich rein zum Sofa. Sie setzt mich dort hin und macht schnell die Tür zu. Dann setzt sie sich neben mich und fragt nochmal: „Was ist los?" „Giuli ist los", schluchze ich. Klara nimmt mich in den Arm und ich weine weiter. „Willst du heute Nacht hierbleiben?" Ich nicke aber erinnere mich an Giulis Worte, sie hatte fast das selbe gefragt und mich am Ende doch rausgeschmissen. „Aber versprichst du mir mich dann nicht rauszuwerfen?" „Ja klar, warum sollte ich- oh." Sie nimmt mich wieder in den Arm. „Sie hat dich rausgeworfen?", fragt sie voller Mitleid. Ich nicke nur. „Aber warum-" Ich unterbreche sie, indem ich aufstehe und anfange sie anzuschreien. „Weil ihr Jovana wichtiger ist als ich! Sie hat mir erzählt das Jovana sie als eine Schande beleidigt hat weil sie sich in ein Mädchen verliebt hat und das während sie noch mit ihrem Freund zusammen ist! Und jetzt verhält sie sich so! Wegen Jovana! Weil ich ihr egal bin!" Ich breche zusammen und erneut fließen mir salzige Tränen über meine Wangen und tropfen auf Klaras Fußboden. Klara kniet sich neben mich und nimmt mich fest in den Arm. „Du bist ihr nicht egal", flüstert sie. „Ach ja? Warum verhält sie sich dann so mir gegenüber?" Klara seufzt. „Ich weiß es nicht", gesteht sie. Ich lehne mich an Klaras Sofa und versuche, meine Gefühle in den Griff zu bekommen, aber wie soll das gehen, wenn man eine Person mag, oder besser gesagt liebt und die Person einen einfach abweist, nachdem sie Interesse gezeigt hat? „Willst du was essen?", fragt Klara mich besorgt aber ich schüttle den Kopf. „Hab keinen Appetit", murmle ich. „Gehst du morgen zum Training oder willst du lieber hierbleiben?", fragt Klara sanft. „Ich gehe. Giulia soll nicht denken das ich sie mich dadurch irgendwie aus der Reihe bringen kann. Aber ich darf ja sowieso nur zugucken", antworte ich. Klara schaut mich besorgt an. Vermutlich weil ich nicht Giuli, sondern Giulia gesagt habe. Aber sehe ich denn so aus, als würde ich sie jetzt noch bei ihrem Spitznamen nennen? Ganz sicher nicht.
*Zeitsprung - nächster Morgen
Ich wache in Klaras Bett auf und schaue direkt in ihr Gesicht. „Morgen, Y/nchen."
„Morgen, Klarichen", antworte ich verschlafen. Wir bleiben noch kurz liegen und stehen dann auf. Für die Nacht hatte ich Kleidung von Klara bekommen, da ich ungern meine Trainingssachen zum schlafen anziehen wollte. Wir gehen runter und machen uns zum Frühstück Müsli mit Früchten. Wir reden über verschiedenes und als wir fertig sind gehen wir in Klaras Zimmer und ziehen uns um. Danach gehen wir ins Bad, putzen Zähne, machen unsere Haare und schminken uns noch etwas. Natürlich darf ich Klaras Sachen benutzen, schließlich sind wir beste Freunde. Ich muss meine Fußballschuhe anziehen, weil ich meine Turnschuhe in meinem Zimmer am Campus habe. Als wir dann fertig sind gehen wir raus und steigen in Klaras Auto. Sie fährt los und schon bald kommen wir am Campus an. „Willst du noch mitkommen? Das Training fängt erst in 2 Stunden an", biete ich Klara an. „Klar, gerne." Also gehen wir in mein Zimmer und ich tausche meine Fußballschuhe gegen meine Turnschuhe. Während wir zum Übungsraum laufen, reden wir über belanglose Sachen, und Franziska und Alexandra warten schon. Sie begrüßen mich und ich frage, ob es okay wäre, wenn Klara dabeibleiben würde. Sie stimmen zu und ich absolviere ein erfolgreiches und anstrengendes Krafttraining. Franziska sieht mich freundlich an. „Also, ich habe mit Johannes über deine Fortschritte gesprochen und so wie das heute aussah, kannst du eigentlich heut schon wieder beim Training mitmachen", verkündet sie. Ich schreie schon fast auf. Vor Freude, aber auch irgendwie vor Angst, weil ich dann mehr mit Giulia machen müsste. Klara strahlt mich an. „Das ist super!",freue ich mich. „Aber", betont Franziska, „nur wenn du langsam machst und deinen Oberschenkel noch nicht zu sehr belastest." Ich nicke eifrig. „Wir werden Alexander schon vorab Bescheid sagen", meldet sich Alexandra. „Super, danke!"

Du bist alles was ich braucheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt