Nachhall

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Die Zigarette brannte sich in meine Fingerkuppen. Ich schmiss sie auf die zerklüfteten Pflastersteine und trat gedankenlos auf den verbrannten Fetzen, ehe ich den Blick auf die Straße richtete.

Der Sommer war erbarmungslos, die Hitze hatte sich förmlich auf die Stadt draufgelegt. Wie ein zu großes, schwitziges Ding, das keinen Anstand hat. Langsam fragte ich mich, woran ich gedacht hatte, als ich „Italien!" sagte, als man mich fragte, wo ich das nächste halbe Jahr verbringen möchte.

Ich hätte Paris sagen sollen, dann wäre ich wenigstens mit Mira und den anderen zusammen.
Oder Stockholm, da ist es ganz sicher nicht so warm. Selbst Boston klang im Nachhinein immer besser.
„Oh, sorry", die junge Frau, die mich angerempelt hatte, warf mir ein weißzähniges Lächeln zu, eilte weiter, ehe ich überhaupt etwas erwidern konnte.

Ich lehnte mich an die weiße Fassade des Hauses, der Schatten nützte nichts. Meine nicht eingerichtete Wohnung würde nichts nutzen, aber wenn schon nicht die Hitze, dann würde sie vielleicht wenigstens die Menschen fernhalten.

Sie hielt die Menschen nicht fern; gegen Mittag klingelte der Beamte, der sicher geht, dass den Studenten, die hier den Austausch machen, auch nichts fehlte. Kurz danach rief mich Mira an, sie erzählte kreischend von ihrem Pariser Sommer.
Am Nachmittag klopfte ein Nachbar und redete auf wasserfallartigem Italienisch auf mich ein.

„Scusa, no parlo italiano" hatte ich herausbekommen, vermutlich schräg und falsch, doch er hatte nur unterbrochen, um mir dann etwas schlechtgelaunt in schlechtem Englisch mitzuteilen, dass der Strom ausgefallen ist.
„Electric... eh brokene. Not eh working. Works tomorrow."

Am Abend rief Mira erneut an, draußen war die Hitze hinabgefallen, ließ Platz für die wuselige Abendgesellschaft; die Leute, die jetzt essen gingen. Familientreffen, Feiern, Lachen und Zigaretten. Weinflaschen, die geöffnet wurden.

Mira erzählte mir, dass sie jemanden kennengelernt hatte. ,,In der zweiten Woche schon, kannst du das glauben?! Er ist heiß, das sage ich dir! Les françaises, c'est très bon." Dann legte sie auf, ließ mich mit ihrer nachhallenden Euphorie zurück, und ich legte mich zurück auf die Matratze. Es roch nach Staub. Nach einer Wohnung, die zulange leer stand.

Morgen würde ich sauber machen. Meine Sachen in die Kommode legen. Einkaufen. Vielleicht auch erst übermorgen.

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