Treppen

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Oh Alison. Ich bitte dich. Wie willst du auch nur einen einzigen Tag überleben, wenn dich bereits ein Kleidungsstück so aus der Fassung bringt? Natürlich weiß ich, dass es nicht um den Rock selbst geht. Er ist lediglich ein Symbol, nicht wahr? Ein Symbol für alles, was du verachtest: das Patriarchat, das dich in ein süßes, willenloses Spielzeug verwandeln möchte. Lass mich dir jedoch versichern, dass die Herausforderungen, die dich erwarten, nicht in den Geschichtsbüchern zu finden sind. Es bereitet mir Vergnügen, zu wissen, dass du Schwierigkeiten hast, dich unterzuordnen, denn hier bin ich die unausweichliche Autorität, der du dich beugen musst. Ein kurzer Rock wird bald zu deinem geringsten Problem werden. Ich freue mich darauf, dich kennenzulernen. Herzlich willkommen auf meinem Campus."

Alison

Herzlich Willkommen an der Eldridge University, lautet die Überschrift meiner Einführungsmappe, die ich bereits beim Frühstück durchgeblättert hatte. Bei diesem seltsamen Frühstück, bei dem ich stumm Pancake um Pancake in mich hineinschaufelte, während mein neuer Stiefvater von der Zeit schwärmte, als er selbst an der Eldridge University studierte. Mein Stiefvater, Christian Darcy, ist der neue Mann meiner Mutter. Sie haben sich vor weniger als drei Wochen das Ja-Wort gegeben. Meine Mutter war so blind vor Liebe, dass ihr jede Vernunft abhandengekommen ist. Christian hatte ihr mehr oder weniger durch die Blume seine rückständigen, konservativen Vorstellungen einer Ehe aufgezwungen. Doch ab diesem Punkt hatte meine Mutter ohnehin ihr Gehirn ausgeschaltet. Er hätte ihr genauso gut sagen können: „Eleanor, heirate mich und werde zu meiner Hausfrau ohne jegliche Rechte. Dafür wirst du im Geld schwimmen." Und meine Mutter hätte ihm ebenso laut „Ja!" geschrien und wäre ihm um den Hals gefallen, wie sie es letztendlich auch getan hat. Christian Alexander Darcy, wie er mit vollem Namen heißt, ist stinkreich, ein leidenschaftlicher Golfer und jetzt mein neuer Daddy. Zumindest wünschen sich das er und Eleanor Darcy, meine Mutter, die natürlich auch seinen Nachnamen angenommen hat. Es war ganz egal, wie sehr ich ihren und meinen alten Nachnamen behalten wollte; ich trage ihn jetzt auch. „Taylor" sei zu gewöhnlich und würde zudem dem Prestige schaden, wenn die weibliche Seite der Familie nicht denselben Nachnamen wie die männliche tragen würde. Also wurde mein Name geändert. Jetzt bin ich Alison Nora Darcy. Nora ist der Name meiner Tante, der Schwester meiner Mutter.

So kam es also zu diesem äußerst unangenehmen Frühstück, bei dem meine Mutter Christian anhimmelte und ich mich mental auf den ersten Tag an meiner neuen Universität vorbereitete. Jetzt stehe ich hier vor dem großen steinernen Tor. Meine Koffer mit dem, wie ich finde, super peinlichen AND-Emblem „Alison Nora Darcy" wurden bereits in mein neues Wohnheimzimmer gebracht. Christian ist wirklich sehr stolz auf das Erbe der Familie Darcy. Das Logo von Darcy Industries prangt sogar auf den Whiskygläsern in seinem Büro. Also mussten auch meine Koffer dran glauben. Schnell fällt mir jedoch auf, dass ich nicht die Einzige mit personalisierten Koffern bin. Ich bleibe stehen und hole tief Luft, um das Bild, das sich mir bietet, zu verarbeiten. Vor mir liegt ein riesiger Platz, gesäumt von grünem Rasen. In regelmäßigen Abständen stehen steinerne Denkmale. Auf den perfekt gepflasterten Wegen laufen überall junge Studentinnen herum. Sie alle tragen dasselbe wie ich: die Schuluniform. Für die weiblichen Studenten besteht diese aus einem dunkelblau-weißen, karierten Rock, einer weißen Bluse und – für mich persönlich das Unangenehmste – einem dunkelblauen Satin-Haarreif. Dazu habe ich einige dunkelblaue Blazer erhalten, auf denen in Gold das Logo der Eldridge University eingestickt ist. Zum Dresscode zählen außerdem schwarze Pumps, weiße Kniestrümpfe für die kälteren Tage und ein Sportoutfit, bestehend aus einem weißen Sporttop und – wie könnte es anders sein – einem dunkelblauen Rock. Ich habe keine Ahnung, wie die Uniform der männlichen Studenten aussieht, da ich bisher keinem einzigen begegnet bin. Es sind ausschließlich junge Frauen, eine hübscher als die andere, top gestylt auf dem Platz zu sehen. Hinter ihnen her laufen Männer in schwarzen Anzügen, die eben diese Koffer tragen, die ich auch habe. Nur die Anfangsbuchstaben unterscheiden sich natürlich. Ich bahne mir einen Weg durch die Leute in Richtung Wohnheimkomplex. Die Vorlesungen beginnen erst morgen, daher möchte ich die Zeit nutzen, um mich einzurichten und mich mit meinen Unterlagen zu beschäftigen. Denn auch wenn mich das Drumherum nervt, gefällt mir die Uni an sich eigentlich. Im Gegenteil, ich bin Christian wirklich dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, hier zu studieren und habe mich für den Zulassungstest letzten Monat auch wirklich angestrengt. Entsprechend möchte ich vorbereitet sein. Ich habe bereits bei der Vorbereitung auf das Semester bemerkt, dass ich teilweise noch Stofflücken habe.

An den Wohnheimgebäuden, die dem Prunk der Universität natürlich in nichts nachstehen, angekommen, gehe ich direkt zur Information

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An den Wohnheimgebäuden, die dem Prunk der Universität natürlich in nichts nachstehen, angekommen, gehe ich direkt zur Information. Ich stelle mich in die Schlange, um meine Zimmernummer mitsamt Schlüssel abzuholen. Ich bin die einzige Studentin, die hier ansteht. Alle anderen in der Reihe sind Angestellte, wieder in schwarzen Anzügen. Klar, warum sollten sich die Schützlinge der Elite auch irgendwo selbst anstellen, denke ich abfällig. Da ich in der einen Hand meine Handtasche und in der anderen den Einführungsordner für Erstsemestler halte, klemme ich mir das Schlüsselband kurzerhand zwischen die Zähne und laufe die große Marmortreppe hinauf. Diese Treppe, die aussieht, als wäre sie direkt aus einem Schloss herausgerissen und hier wieder eingesetzt worden, überfordert mich bereits. Die Tatsache, dass alles und jeder hier nach Geld riecht, macht mich fertig. Und dann passiert es: Als ich einen Fuß auf die Stufe setzen will, rutsche ich mit meinem Absatz ab, stolpere und falle bäuchlings auf die Treppe. Ich fluche. Diese verdammten Schuhe! Resigniert bleibe ich sitzen.

„Hallo, süße. Kann man so einem hübschen Arsch behilflich sein?"

Ich erstarre, als ich hochblicke. Alles, was ich sehe, sind zwei Beine in schwarz glänzenden Anzugschuhen. Ich bemerke eine ausgestreckte Hand vor meinem Gesicht. Völlig perplex ergreife ich sie, werde hochgezogen und starre in ein mir völlig fremdes Gesicht

 Völlig perplex ergreife ich sie, werde hochgezogen und starre in ein mir völlig fremdes Gesicht

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Reckless Trust - Elite ChroniclesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt