Fassade

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Vito

"Lia, es tut mir ja wirklich leid für dich, aber ich habe nie behauptet, einer der Guten zu sein. Auch ich umgebe mich mit den falschen Leuten. Denk nicht, dass ich dir wieder helfen werde, nur weil ich es einmal getan habe. Aber hey, jetzt heißt es: aufstehen, das Spiel geht weiter. Und ich verspreche dir, Abigail ist dein geringstes Problem."

Alison

Alles in mir ist erstarrt. Ich weiß, dass ich mich umdrehen muss. Ich muss wissen, wen alle hinter mir so anstarren. Ich fühle mich, als hätte ich einen riesigen Fehler begangen. Aber warum? Es sind nur wenige Millisekunden, aber mir kommt es vor wie Minuten, bis ich beschließe, mein Unbehagen herunterzuschlucken. Langsam, sehr langsam drehe ich mich um. Mein Blick fällt auf einen jungen Mann. Aber nicht irgendeinen. Die ganze Universität scheint ihn zu kennen. Der gesamte Raum ist mit seiner Präsenz erfüllt.

Er ist ziemlich groß, sicher um die 1,90 Meter, und sein schwarzes Haar ist perfekt gestylt. Er hat klare grüne Augen, die mich durchdringend mustern. Seine Gesichtszüge sind scharf geschnitten, mit einem kantigen Kinn, dass durch seinen Bartschatten betont wird. All das verleiht ihm eine fast aristokratische Ausstrahlung. Auch er trägt die Uniform der Eldridge University, aber an ihm wirkt sie wie eine königliche Robe. Die dunkelblaue Weste spannt sich über seine breiten Schultern und betont seine muskulöse Statur.

Er hat eine Haltung, die Stärke und Selbstbewusstsein ausstrahlt, und jede seiner Bewegungen scheint von einer natürlichen Autorität getragen zu sein. Ich spüre ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut, das sich immer weiter intensiviert, je länger ich ihn ansehe. Schnell wende ich den Blick ab. Dabei entdecke ich jemanden, der mir sehr bekannt vorkommt. Ich erkenne die braunen Locken und das verschmitzte Grinsen sofort wieder. Es ist tatsächlich Vito. Vito Harrington steht nur einen halben Schritt von dem Unbekannten entfernt, der mich so sehr einzuschüchtern scheint.

Ich merke, wie mein Herz noch schneller schlägt. Ich weiß nicht, ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, dass Vito scheinbar zu diesem Typ gehört. Ich kann nicht anders, mein Blick wandert wieder zurück zu ihm, und ich starre ihn weiter an. Er strahlt eine Macht und Kontrolle aus, die mich gleichermaßen fasziniert und einschüchtert. Für einen Moment vergesse ich, wo ich bin und warum ich hier stehe. Alles, was ich wahrnehme, ist dieser überwältigend attraktive Mann vor mir. Meine Augen gleiten über sein Gesicht. Ich mustere die buschigen, aber dennoch gepflegten Augenbrauen und bleibe an seinen Lippen hängen. Diese Lippen. Sie sind voll und weich, und ich habe das Bedürfnis, sie zu berühren.

"Alison Darcy." Ich schrecke hoch. Er hat tatsächlich meinen Namen gesagt. Seine Worte haben meinen Tagtraum, in den ich gerade nur zu gerne versunken wäre und in dem dieser Typ eine entscheidende Rolle gespielt hätte, jäh unterbrochen. "Mir ist durchaus bewusst, dass du anlässlich deiner Herkunft vermutlich keinerlei Tischmanieren besitzt." Mir steigt das Rot in die Wangen. "Jedoch sollte dir die Handhabung einer Tischreservierung ja nun nicht gänzlich unbekannt sein." Ich erstarre. Ich weiß nicht, was mich mehr überfordert: seine Stimme, diese dunkle, autoritäre Stimme, oder der Spott, der darin enthalten ist.

Ich will gerade tief Luft holen, um etwas zu erwidern, da fährt er bereits ungehemmt fort: "Es gibt Regeln und Strukturen an dieser Universität, die beachtet werden müssen. Ignoranz eben dieser wird hier nicht toleriert. Solltest du weiterhin Schwierigkeiten haben, dich anzupassen, stehe ich dir gerne zur Verfügung, um dir die notwendigen Lektionen zu erteilen." Er macht eine abfällige Handbewegung, die diesen Irrsinn an Arroganz noch unterstreicht.

Ich fühle mich ganz klein. So herablassend hat schon lange niemand mehr mit mir geredet. Nein, so hat noch nie irgendjemand mit mir geredet. Zuerst diese Abigail und jetzt dieser Typ, der es nach wie vor nicht für nötig hält, sich vorzustellen. Nein, dieses Arschloch lächelt nur sehr selbstzufrieden und setzt sich dann eiskalt auf genau den Stuhl, neben dem ich immer noch stehe. Auch Vito erweist sich als ein genauso großes Arschloch, als er wortlos an mir vorbeischreitet und sich ebenfalls am Tisch niederlässt. Zu ihnen gesellt sich noch ein weiterer Typ, der mir bis eben noch nicht aufgefallen ist.

Die Studentinnen um uns herum tuscheln und kichern wieder. Sie sind offensichtlich erfreut über meine Demütigung. Langsam füllt sich der Saal mit weiteren männlichen Studenten. Die Show ist vorbei. Mir steigen langsam die Tränen in die Augen. Mein Hals ist wie zugeschnürt. Ich stehe noch immer da wie gelähmt. Schnell, bevor noch einer dieser elitären Kotzbrocken auf die Idee kommt, eine weitere demütigende Aussage vom Stapel zu lassen, packt Isabella mein Handgelenk und zieht mich aus dem Saal. Wie mechanisch folge ich ihr und spüre, wie mir bereits die erste Träne über die Wange läuft.

Isabella führt mich den ganzen Weg vom Speisesaal bis nach draußen auf den Vorplatz der Universität. Dort bleibt sie direkt vor mir stehen und legt beide Hände auf meine Schultern. Ich sage noch immer kein Wort. Mein Gehirn ist unfähig, das Geschehene zu verarbeiten. Ihre Augen suchen meine: "Okay, na komm. Wir besorgen uns woanders was zu essen." Ich nicke langsam, auch wenn mir der Appetit definitiv vergangen ist. Sie packt wieder mein Handgelenk und zieht mich weiter. Weg von der Uni, weg von diesen Leuten.

"Danke, Isabella," murmele ich nach einer Weile.

"Nenn mich Izzy," sagt sie nur und lacht.

"Nenn mich Izzy," sagt sie nur und lacht

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Reckless Trust - Elite ChroniclesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt