Regents

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Adrian

„Ich habe unsere Begegnung im Speisesaal bis ins kleinste Detail genossen. Wahrscheinlich mehr als du. Aber das spielt keine Rolle. Runde eins gehört mir. Wer Runde zwei gewinnt, ist irrelevant, denn ich habe bereits gewonnen. Du bettelst schon jetzt nach meiner Zuneigung – auch wenn du es noch nicht erkennst. Aber sei gewarnt: Du wirst es nicht überstehen, wenn ich sie dir wieder entziehe."

Alison

Noch immer klopft es in meiner Brust. Ich beobachte Isabella, die stumm ihre Gabel in der Pasta dreht. Wir schweigen: Sie, weil sie anscheinend nicht weiß, was sie sagen soll; ich, weil ich mir nicht sicher bin, wie viel ich ihr anvertrauen kann. Meine Gedanken sind immer noch bei der Erscheinung des Mannes im Speisesaal, die mir so eindringlich vor Augen steht. Adrenalin pumpt durch meine Venen. Ich hadere mit mir. Die Situation hat viele verschiedene Gefühle in mir ausgelöst. Zunächst empfinde ich Gleichgültigkeit gegenüber Abigail. Ihr Verhalten berührt mich nicht wirklich. Solche Menschen gibt es überall – ob in der Elite, der Mittelklasse oder der Unterschicht. Hier kommen sie nur in teurerer Kleidung und mit höheren Schuhen daher.

Vito hingegen hinterlässt ein Gefühl von Verrat. Er hat mir geholfen, das steht fest, und das musste er nicht. Niemand hier schuldet mir etwas. Doch seine kleinen Flirtereien – waren das wirklich Flirtereien? – und sein Verhalten werfen Fragen auf. Warum hat Vito mir in den Rücken gefallen? Noch verwirrender ist, warum mich dieses Gefühl des Verrats weniger stört als die Präsenz dieses Mannes im Speisesaal.

Meine Gedanken werden jäh unterbrochen, als Isabella mich anspricht. „Adrian." Verwirrt sehe ich sie an, da ich so in meine Gedanken vertieft war. „Was?" Isabella macht eine wegwerfende Handbewegung. „Der Idiot im Speisesaal, sein Name ist Adrian." Wieder dreht sie die Gabel in ihrem Teller. „Er ist einer von den ganz großen."

„Von den ganz großen Arschlöchern?", frage ich skeptisch. Isabella lacht. „Das auch." Dann wird ihr Ton ernst. „Halte dich besser von ihm fern. Du wirst es nur bereuen."

Ihre Warnung trifft mich wie eine Drohung. Umso beunruhigender empfinde ich das Gefühl, das sich in mir regt: Neugier. „Warum?", frage ich, noch ehe ich es merke. Isabella zögert einen Moment, dann antwortet sie: „Er ist... schwierig."

Ihre Stimme wird eindringlicher, als sie eine Hand auf meine legt. „Vergiss es. Forsch nicht weiter nach, sonst kann dir niemand mehr helfen. Auch ich nicht."

Ich nicke langsam, obwohl ich mich immer noch über meine eigene Reaktion ärgere. Es irritiert mich, dass Adrian mich so kalt erwischt hat. Ich versuche, mir einzureden, dass ich unvorbereitet war. Das scheint leichter, als mir einzugestehen, dass ich von ihm eingeschüchtert bin – oder dass ich ihn sogar attraktiv finde.

Schnell versuche ich, diese Gedanken zu verdrängen, und wende mich wieder Isabella zu. Sie hat ihren halbleeren Teller beiseitegeschoben und tippt nun auf ihrem Smartphone. Ich selbst habe keinen Bissen gegessen. Nach dem Schock hatte Isabella mich hierhergebracht – eine kleine Barlounge, die offenbar zum Campus gehört. Ein Blick auf die mit dunkelblauem Stoff bezogene Speisekarte offenbart mir den Namen: „Regents" steht in großen, geschwungenen Goldbuchstaben darauf.

„Also, wann treffen wir uns?", fragt Isabella erwartungsvoll. Ihre Augen funkeln vor Neugier, als sie meine verwirrte Miene bemerkt. „Du weißt es nicht?", stellt sie erstaunt fest.

„Ich weiß, was nicht?", antworte ich gereizt. Warum spricht hier niemand Klartext mit mir?

„Hast du keine Mail bekommen?"

Überrascht sehe ich sie an. „Sollte ich?"

Ich greife mein Handy aus der Tasche und öffne meinen Mailordner. Tatsächlich erscheint eine neue Nachricht. Der Hintergrund ist schwarz, und in prächtigen, geschnörkelten Buchstaben steht: „Semester Opening – Konklave". Im Betreff steht: „21:30 Uhr, Alpha Apex Verbindungshaus." Ansonsten ist die Nachricht leer. Am Ende steht nur der Vermerk: „Mailingliste Alpha Apex."

„Siehst du?", sagt Isabella und deutet auf den Bildschirm meines Handys. „Hier steht es doch. Das Semester Opening ist immer etwas ganz Besonderes."

„Inwiefern?", frage ich skeptisch und unsicher, was mich erwartet.

Isabella lächelt geheimnisvoll. „Jedes Jahr ist es das gleiche, aber immer irgendwie anders."

Ich sehe sie zweifelnd an.

„Aly, hab dich nicht so. Ich hole dich um acht ab", sagt Isabella beruhigend und steht auf. Sie greift nach ihrer Birkin, wirft ihr langes, dunkles Haar über die Schulter und verlässt das „Regents". Ich bleibe noch einen Moment sitzen und starre auf die Mitteilung auf meinem Handy. Die Worte auf dem schwarzen Hintergrund hinterlassen einen unangenehmen Nachgeschmack, obwohl ich nicht genau sagen kann, warum.

Grübelnd stehe ich schließlich auf, packe meine Sachen und gehe in mein Zimmer.

Als ich dort ankomme, lasse ich meine Tasche auf den Stuhl fallen und wende mich dem Bett zu. Zu meiner Überraschung entdecke ich ein dunkelblaues Paket, sorgfältig mit einer goldenen Schleife verziert. Daneben liegt eine schwarze Karte. Zitternd öffne ich sie und lese den einzigen Satz, der dort steht: „Halte dich an meine Regeln, oder ich sorge dafür."

Instinktiv weiß ich, von wem diese Botschaft stammen könnte, und eine unangenehme Vorahnung beschleicht mich. Mit klopfendem Herzen öffne ich das Paket und finde darin eine schwarze Rose – und darunter einen Rock. Ein blau-weiß karierter Schulmädchenrock, genau wie ihn die Schulordnung vorschreibt.

Bittere Säure steigt mir in den Hals. Dieses elitäre Arschloch. Wenn das wirklich von ihm ist. Aber von wem sonst? Ohne ihn wirklich zu kennen, trägt diese unverschämte „Geste" seine Handschrift. Dass er versucht, mich in meinem eigenen Zimmer zu kontrollieren, löst etwas in mir aus. Wut. Ich werde mich nicht einfach ergeben. Erst die Situation im Speisesaal, jetzt das – ich werde nicht zulassen, dass jemand mir so leicht das Gefühl von Kontrolle und Würde nimmt. Wenn es wirklich Adrian ist, dann werde ich ihm zeigen, dass ich mich nicht unterkriegen lasse. Er will spielen? Gut, dann spielen wir.

 Er will spielen? Gut, dann spielen wir

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