Kapitel 1

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„Wo bist du?"
Die laute Stimme von Mr. Kincaid durchbrach die Stille der Nacht. Doch ich ignorierte diese gekonnt. Ich saß auf der Steinmauer vor dem großen Haus der Kincaids Familie.

Das Haus wo ich ich sie letzten 6 jahre gelebt habe. Doch verbinde ich mit dem Ort zuhause? Nein. Verbinde ich mit den Kincaids Zuhause oder werde sie vermissen? Negativ.
Ich bin froh all das endlich hinter mir zu lassen. Die Kincaids haben mich nach der Hinrichtung meines Vaters aufgenommen und bei sich wohnen lassen. Doch sie zeigten mir in jeder freien Minute was sie von mir als Gezeichnete hielten. Hass und Ekel.

Doch ich kann ihnen diese Gefühle nur zurückgeben. Wenn man als 14 jähriges Mädchen in eine fremde Familie kommt, gerade seinen Vater verloren hatte und vom Bruder getrennt wurde, hat man andere Vorstellung aufgenommen zu werden.
Die Kincaids sind eine hochangesehene und loyale Reiterfamilie. Sie haben auch 2 Kinder, welche beide Jünger sind als ich. Doch auch die beiden kleinen Jungs, haben mir gezeigt wie sehr sie mich hassten.

Doch warum hassen sie mich und ekeln sich vor mich? Nur weil ich ein paar Striche auf meinem Unterarm habe?
Doch leider sagen diese paar Striche auf meinem rechten Unterarm alles aus, was die anderen wissen müssen.
Ich bin die Tochter von einem Verräter Navarre.
Bin ich auch eine?
Das ist denen egal. Aber bei mir brauchen die Leute mein Rebellionszeichen nicht sehen, um zu wissen das ich die Tochter von einem Verräter Navarre bin. Mich brauchen sie nur zu sehen und sie wissen direkt wer ich bin. Denn ich bin die Tochter vom Anführer der Verräter Navarre. Denn ich bin...

„McKaila Riorson!" Ich muss mich nicht umdrehen, um zu wissen von wem diese Stimme kommt.
„Was machst du hier?" fragt Mr. Kincaid mich. Ich sitze mit dem Rücken zu ihm gewandt und schaue nach oben zum ruhigen Nachthimmel. Um mir ärger zu ersparen drehe ich mich auf dem Platz um und stelle mich vor Mr. Kincaid.

„Es tut mir leid Sir. Ich wollte nur bevor ich schlafen gehe etwas Luft schnappen." Mein Augen sahen entschlossen in seine.
Er rümpfte die Nase und beobachtete mich von oben bis unten. Seine blonde buschige Augenbraue ging dabei nach oben.
„Aha." Er betrachtete mich immer noch misstrauisch, als hätte ich etwas geklaut.

Meine Hände waren hinter meinem Rücken und ich stand fest gerade vor ihm. „Ist dein Rucksack gepackt? Vergiss nicht du darfst nur alles mitnehmen, was du über dem Viadukt tragen kannst. Wenn du es überhaupt rüber schaffst." Den letzten Satz lachte er spöttisch.

„Ja alles ist gepackt." Als hätte ich so viele Sachen gehabt. Warscheinlich werden die Kincaids sobald ich morgen weg bin, mein Bett verbrennen, falls meine Seele noch dadrinnen sei oder so ein Schwachsinn. Aber sollen sie machen, denn meine Erinnerungen mit denen würde ich am liebsten auch verbrennen.

„Gut dann geh jetzt auf dein Zimmer. Morgen musst du früh raus." Ich nickte und ging dann ins Haus der Kincaids.
Die alte Treppe zum Dachboden, oder eher meinem „Zimmer", quietsche als ich diese hochging.
Gerade als ich die Dachbodentür öffnen wollte, rief eine helle Stimme meinen Namen.

„Riorson." Bei dem Namen musste ich seufzten. Kann diese Familie mich nicht in Ruhe lassen?
Ich drehte mich um und ging die quietschende Treppe wieder herunter.
„Ja?" antwortete ich als ich unten ankam. Mrs. Kincaid stand vor mir. Ihre blonden Haare waren zu einem strengen Dutt zusammen gebunden. Sie trug eine rosa Bluse und dazu eine weiße Jeans. Allles an ihr saß perfekt.

Sie selber ist Professorin und immer war ihre blondes Haar perfekt und ihre Outfits auch. Nie hing eine Strähne herraus oder ein Fleck war auf ihrer Bluse. Wie viel Haarspray wohl in ihren Haaren war? Fragte ich mich selber, doch Mrs. Kindcaid unterbrach meine belanglosen Gedanken.

„Hier für dich." Sie sagte es kurz und kühl und dabei hielt sie mir einen Brief hin. „Ein Brief für mich? Das muss ein Irrtum sein." Noch nie hatte ich Post bekommen. Von wem auch? Niemand darf mir schreiben und ich habe niemanden der mir schreiben könnte.

„Doch dein Name steht drauf. Es ist vom Basigath War College. Ich denke es werden nur nochmal sie Regeln für dich drinne stehen." Beim dich sah sie mich angeekelt an und ich wusste sofort was sie meinte. Ich verdrehte innerlich die Augen.
„Danke." sagte ich als Antwort und nahm ihr den Brief aus der Hand. Danach drehte ich mich um und ging nach oben auf mein Zimmer.

Schnell verschloss ich die Tür und setzte mich auf mein Bett. Es gab nach und quietsche. Diese Matratze war schon so durchgelegen, dass ich jede Feder spürte. Doch ich will mich beschweren, denn bald bin ich hier eh weg und werde nie wieder ein Fuß in dieses Haus setzten.

Es war ein schwarzer Briefumschlag mit einem roten Wachsiegel. Der rote Wachsiegel war mit einem Drachen Kopf verzehrt.
Ich öffnete den Briefumschlag und las den Zettel.

Kaila,
morgen wenn du zum Viadukt gehst, biege 5 km davor in den Wald ab, anstatt weiter zu laufen. Dort ist ein Trampelweg der sich zu mir führt. Sei um 10 Uhr da, keine Minute später.
X.

McKaila RiorsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt