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Tessa

Die Hoffnung, mit meiner Mutter normal reden zu können, war am gestrigen Tag schnell verflogen. Levi hatte sich einen Apfel geschnappt und war mit diesem in sein Zimmer geflüchtet. Eigentlich hätte ich es lieber gehabt, er hätte nach dem Fußballtraining etwas richtiges gegessen. Aber da Mom prinzipiell nach ihrer Arbeit, nicht kochte ( was also jeden Tag der Fall war) und sie mich mit Aufgaben überschüttet hatte, kochte niemand. Naja, einmal wird er es überleben, zum Abendessen einen Apfel zu essen. Mit dem Unterschied, dass dies leider öfter vorkam, als mir lieb war.

Zuerst wies sie mich an das Bad zu putzen, während sie stetig neben mir stand, mich korrigierte oder vor Anstrengung seufzte. Aber nicht vor akuter, sondern wegen ihres anstrengenden Tages bei der Arbeit, versteht sich. Danach sollte ich noch saugen, die Küche aufräumen und zum Schluss meckerte sie mich noch an, dass ich mich nicht darum bemühte, dass es Levi gut ging. Diesen Punkt verstand ich beim besten Willen nicht. Wer war die Person, die sich morgens um ihn kümmerte? Wer war die Person, die ihn zum Training fuhr, weil sein Verein nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen war? Wer kochte und putzte? Richtig, das war alles ich. Doch auf eine Diskussion um 23 Uhr hatte ich keine Lust mehr gehabt. Also nahm ich ihre Worte auf, ließ sie nicht an mich ran und war froh, als ich endlich ins Bett konnte.

Und durch diesen turbulenten Abend gestern, hatte ich vergessen Jamal zu schreiben. Oh Gott. Das hörte sich jetzt so an, als würde mir alles daran liegen, ihm zu schreiben. Wobei vielleicht war es in dieser Situation auch so. Ich musste ihm noch für sein blödes Spiel zusagen und fragen, ob er auch 2 Karten besorgen könne, damit Levi mitkommen konnte.

Seufzend drehte ich mich im Bett um und sah auf die Uhr. 5:34
Das erklärte, warum es noch so still war. Mein Wecker sollte eigentlich erst in knapp einer Stunde gehen, genauso wie Levi's. Und Mom schlief sowieso prinzipiell bis mittags. Ich nahm mein Handy in die Hand und öffnete Instagram. Ohne zu zögern tippte ich auf Jamal Musialas Profil und sah mir kurz die Bilder an. Nach ein paar Sekunden tippte ich aber bereits auf unseren Chat, da die Bilder mich anfingen anzuekeln. Sein Gesicht war einfach zu viel.
Was wollte ich ihm schreiben? Um an eine 2. Karte ranzukommen müsste ich ihm wahrscheinlich eine Seite zeigen, die er von mir noch nicht kannte. Die nette Seite.
Aaaaber: es lag nicht an mir, dass er die nicht kannte. Wer so ein Ego hatte, konnte nicht erwarten, dass alle ihn liebten.
Und wenn er nein sagen würde, würde ich einfach sagen, dass er sich seine blöde Karte sonst so hinschieben kann, wenn er meinem Bruder seinen Wunsch nicht erfüllte.
Nachdem ich 5 Minuten gegrübelt hatte, wie ich meine Nachricht am besten formuliere, sendete ich sie ab. Normalerweise wäre es mir komplett egal, wie dieser blöde Fußballer meine Nachricht aufnahm, aber in diesem Fall ging es um Levi. Und für meinen kleinen Bruder würde ich wahrscheinlich alles tun. Sogar viel zu nett zu einem Blödmann sein, weil ich wusste, wie sehr Levi Bayern München liebte. Verstehen konnte ich es zwar nicht, aber ich akzeptierte es. Und wenn das bedeutete sowas zu tun, konnte ich damit leben, das einmal zu machen.

Ich entschied mich dazu, aufzustehen. Schlafen könnte ich jetzt sowieso nicht mehr und im Bett liegen bleiben wäre sinnlos. Als erstes führte mich mein Weg in die Küche um Frühstück für Levi zu machen. Dann konnte er 10 Minuten länger schlafen. Und wenn ich schon dabei war, konnte ich gleich für mich und Mom auch was machen. Vielleicht verschonte sie mich das nächste mal nach einem langen Tag mit putzen, wenn ich sie jetzt mit Pancakes milde stimmte.

Ich vermengte gerade Mehl und Ei, als unsere Mom verschlafen in die Küche kam. Das war ungewöhnlich, denn für normalerweise schlief sie doch immer bis mittags:,, alles gut Mom?", fragte ich deshalb ein wenig verwirrt.

Doch das war es natürlich nicht:,, Habe ich dich so schlecht erzogen, dass du nichtmal guten Morgen sagen kannst?", keifte sie mich an:,, Und überhaupt, was machst du da?"

Ich schluckte, weil ich nicht wusste, in welche Richtung das hier gehen würde:,, Ähm ich wollte Frühstück für uns alle machen.", ich wurde nervös.

,,Um diese Uhrzeit?", ihr Blick war kritisch:,, Es ist noch viel zu früh. Du musst schlafen, damit du deine Uni schaffst. Ich möchte nicht, dass du mir für immer auf der Tasche sitzt, weil du deine Uni verhaust!", motzte sie weiter. Ich musste einen Weg finden, diese Situation abzubrechen, bevor sie sich in etwas reinsteigerte.

,,Warum bist du schon wach Mom?", ich lächelte sie an.

,,Kannst du dir das nicht denken? Ich muss arbeiten. Geld wächst nicht auf Bäumen!", okay, Versuch gescheitert. Die letzte Methode war zurückziehen oder Mom von hier wegschaffen.

,,Setz dich doch auf die Couch, Mom. Ich mache dir Frühstück und für mich und Levi gleich mit.", ich legte eine Hand auf ihre Schulter und schob sie sachte Richtung Wohnzimmer.

,,Würdest du das wirklich machen Tessa?", die Laune meiner Mutter hatte sich schlagartig verändert. Und genau das war die andere Seite meiner Mama. Ich glaube, manchmal brauchte sie auch einfach eine Person, welche sich um sie kümmerte, wenn sie einen schlechten Tag hatte. Doch genau das tat sie im Gegenzug leider nie bei uns. Sie war kein schlechter Mensch, nein. Nur mit ihrem Leben überfordert. Levi und mir war bewusst, dass sie uns liebte, und es einfach nur nicht zeigen konnte.

,,Ja Mom, setz dich. Ich krieg das hin.", ich lächelte aufmunternd.

,,Danke, dass du das immer so toll machst!", sie hatte Tränen in den Augen und ich wusste, was jetzt kam:,, Ich bin eine schlechte Mutter, oder?", das war der Moment, an welchem man widersprechen musste um ihre Laune aufrechtzuerhalten:,, Nein Mom, natürlich nicht. Es ist nur im Moment alles ein bisschen schwierig. Aber wir kriegen das hin. Das wird wieder!", sie nickte und ging nun endgültig ins Wohnzimmer.

Ich atmete erleichtert auf. Die erste turbulente Situation des Tages wurde soeben gemeistert. Gerade wollte ich mich wieder meinem Teig widmen, da gab mein Handy ein ,,Pling" von sich.

Die Nachricht war von Mister Musiala.
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Vielen Dank fürs lesen und bis bald🫶🏻
Datum: 31.08.24

Fake Love {jamal musiala}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt