Fake Love {jamal musiala}

•10•

Tessa

,,Levi, bist du endlich fertig?", schrie ich in die Richtung seiner Zimmertür. Es war Samstag 12 Uhr und seit bestimmt 20 Minuten rief ich meinen kleinen Bruder. Jedesmal kam er für 10 Sekunden aus seinem Zimmer, bis ihm einfiel, dass er etwas essentiell wichtiges vergessen hatte. Wir gingen nur zum Stadion, was konnte man dabei schon vergessen?

Jamal Musiala war ausnahmsweise mal erträglich gewesen und hatte mir anstatt einer sogar zwei Karten besorgt. Zu einem meet & greet mit Levi, hatte ich den Fußballer ebenfalls noch überreden können. Vielleicht spürte Levi meine Anspannung und war deshalb so durch den Wind. Vielleicht freute er sich aber auch einfach nur einen Ast ab.

,,Bin fertig!", endlich stolzierte mein kleiner Bruder aus seinem Zimmer, bepackt mit allerlei rot weißen Sachen.

,,Was hast du da alles?", verdutzt sah ich ihn an.

,,Fan Artikel.", sagte er trocken.

,,No shit Sherlock! Aber wofür brauchst du die alle?", fragte ich nun nochmal präziser nach.

,,Schon vergessen, dass ich den großen Jamal Musiala sehen werde? Da muss ich 1. alles dabei haben und 2. muss er alles unterschreiben.", Levi verstand meine Verwirrung nicht. Aber noch schlimmer fand ich, dass er ,,der große Jamal Musiala" gesagt hatte. Das klang ja so, als wäre er ein König oder dergleichen. Und genau das versuchte ich Levi auch zu verklickern:,, Hör mir zu. Jamal Musiala ist ein Mensch, so wie jeder andere auch.", er redete mir dazwischen:,, Aber er spielt Mega Fußball und hast du seine Dribblings gegen Stuttgart gesehen? Das war der pure Wahnsinn. Und dann noch-", jetzt war ich diejenige, die ihn unterbrach. Ich hatte ein Deja vu, wie ich dieses unterbrechen Spiel auch mit Jamal ,,gespielt" hatte:,, Aber trotzdem muss er essen, trinken und vor allem die gleiche Luft atmen, wie wir."

,,Jaja Tessa. Meckerst du nicht schon seit 10 Minuten rum, dass du endlich los willst?", kam Levi auf das eigentliche Thema zurück.

,,Schon, aber das kannst du doch nicht alles mitnehmen.", meine Hand fuchtelte vor seinen Fan Artikeln herum.

,,Bitte.", den Hundeblick hatte Levi drauf.

,,Ich fahre, und der Fahrer entscheidet. Also nein. Aber was hast du da überhaupt alles?"

Levi versuchte die Dinge aus seiner linken Hand, zur rechten zu balancieren um mir alles genauer zeigen zu können:,, eine Tasse, das hier ist eine Luftmatratze und hier sind Sticker. Das ist meine Fahne und- Moment, ich hab meine Schlappen vergessen.", er wollte gerade nochmal kehrt machen, um seine vergessenen Schlappen zu holen, da hielt ich ihn zurück:,, Levi, lass uns bitte einfach los. Wir kommen sonst zu spät.", ich seufzte und hoffte einfach nur, dass er sich überzeugen lies.

,,Ahh ich verstehe. Du möchtest deinen Freund unbedingt auf dem Rasen sehen. Warst du schonmal bei einem Spiel von ihm?"

,,Nein, war ich nicht.", auch wenn ich nicht wollte, dass Levi dachte, ich wäre komplett in Jamal verschossen, war es mir recht, wenn das hieß, dass wir nun los konnten:,, Kommst du jetzt?"

,,Na gut.", mein Bruder ließ alle seine Sachen fallen, und lief an mir vorbei Richtung Auto. Ich schnaufte und sah auf den Berg an Fc Bayern Dingen vor mir. Wehe, Levi würde die später nicht wegräumen.

•••

Um kurz nach 13 Uhr erblickten wir endlich dieses Stadion von Bayern. Eigentlich war der Weg nicht so lang und beschränkte sich normalerweise auf 20 Minuten, doch diesmal hatten wir durch den Stau, der anscheinend immer vor Heimspielen war, knapp eine Stunde gebraucht. Zumindest einen eigenen Parkplatz hatte dieser Vollidiot von Fußballer uns gegönnt. So wurden uns wahrscheinlich 30 weitere Minuten Parkplatzsuche erspart.

Der Ordner vor der Schranke zu den Parkplätzen, sah Levi und mich argwöhnisch an:,, Parkausweis.", keifte er uns unfreundlich an.

Wortlos schieb ich ihm den Ausweis zu. Ich konnte nicht mit ihm sprechen. Zu groß wäre die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn einfach anschreien würde.

Der Ordner sah auf den Ausweis, zum Auto, zu mir und wieder zum Ausweis:,, Sie gehören zu Jamal Musiala also?", er formulierte es wie eine Frage, diese war jedoch unnötig, weil doch sein blöder Name auf dieser Parkkarte stand.

,, Ja genau.", antwortete ich kühl.

Der Ordner lachte auf. Erst jetzt sah ich ihm richtig in die Augen. Er war groß und bullig. Seine Zähne waren gelb und faul. Kam wahrscheinlich vom Rauchen. Seine Erscheinung war ziemlich unheimlich:,, Wahnsinn, wie dieser Jamal das macht. Er hat einen neuen Rekord aufgestellt. 5 Mädchen in 5 Wochen.", er schien sehr belustigt, schob mir dann aber wortlos die Parkkarte wieder zu und die Schranke öffnete sich.

Ich hätte ihn töten können. Meine Lüge war nach weniger als einer Woche bereits das 2. mal kurz vorm scheitern.

,, Triffst du dich nicht schon lange mit Jamal?", ich hatte gehofft, dass Levi die Bemerkung des Ordners nicht gehört hatte.

,, Nee noch nicht soo lange.", ich wurde nervös.

,,Aber meintest du nicht länger als 5 Wochen? Wenn er immer andere mitnimmt, ist dir dann klar, was das heißt?", er wartete nicht auf meine Antwort:,, Tessa, vielleicht betrügt er dich!", oh nein. Auf dieser Schiene wollte ich jetzt gar nicht landen.

,,Ach Quatsch Levi. Jetzt spinn nicht rum. Ich vertraue Jamal.", die letzten Worte auszusprechen, war eine Qual gewesen, aber notwendig um ihn von seiner Idee abzubringen.

,,Mh", war die einzige Reaktion seinerseits. Ich hoffte einfach nur, dass er nun diese Idee in seinem Kopf verworfen hatte. Länger Zeit um darüber nachzudenken, hatte ich aber auch nicht mehr, weil wir soeben unseren Parkplatz gefunden hatten.

Levi sprang schon fast aus dem Auto raus und lief Richtung Eingang. Davor warteten dann auch wieder Ordner, welchen ich sagen musste, dass auf meinem Namen Karten hinterlegt waren. Ich musste meinen Ausweis zeigen und auch dieser Ordner konnte sich keinen Kommentar, zu dem anscheinend sehr sprunghaften Verhalten von Jamal Musiala verkneifen.

Doch schließlich hatten wir es geschafft und waren im VIP Bereich des Stadions angekommen. Direkt wurden wir gefragt, was wir trinken wollten. Für meinen Geschmack war das alles ein wenig zu viel. Ich ließ meinen Blick über die verschiedenen Tische und über das Buffet schweifen. Hier saßen wahrscheinlich nur hochnäsige Menschen mit einem viel zu großem Ego. Also eigentlich nur Jamals.

Apropos Jamal. Ich wurde nervös bei dem Gedanken, ihn heute nochmal sehen zu müssen. Vielleicht wären seine Teamkollegen ja auch da. Müssten wir ihnen auch diese bescheuerte Lüge auftischen? Mehr Zeit um darüber nachzudenken, blieb mir allerdings kaum noch, weil Levi mich in diesem Moment nach draußen zog und unsere Plätze suchte.

,,Warum müssen wir jetzt schon raus?", ich seufzte. Viel lieber hätte ich mich noch am Buffet bedient, denn zum einen hatte ich im Gegensatz zu meinem Bruder neben mir heute noch nichts gegessen und zum anderen musste sich dieser Stadionbesuch auch lohnen. Ich meine, für mich müsste es sich ja auch auszahlen, hierhin gefahren zu sein und meinen kleinen aufgeregten Bruder zu ertragen. Und Jamal kam ja erst noch dazu, den ich aushalten musste.
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Mit diesem Kapitel verabschiede ich mich erstmal in die 1. Klausurenphase🥹🥸

Datum: 30.09.24