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Tessa

,,Also, wie heißt sie?", ich sah Levi begeistert an. Das war alles so aufregend und ich konnte es kaum glauben. Mein kleiner Babybruder hatte eine Freundin!

,,Ihr Spitzname ist Lilli.", Levi vermied gezielt den Augenkontakt mit mir. Bestimmt nur, weil sein Gesicht gerade so rot, wie eine Tomate wurde.

,,Und wie habt ihr euch kennengelernt? Hast du sie angesprochen, oder sie dich? Und was magst du an ihr besonders?", eigentlich gab es noch mindestens 100 weitere Fragen, die ich ihm gerne gestellt hätte, aber ich wollte ihn auch nicht überfordern. Mehr als eine Frage passte nämlich anscheinend nicht in das Gehirn von Jungs. Zumindest nicht in das Gehirn von Jamal Musiala. Obwohl... Levi war mein Bruder. Natürlich konnte er mehr als Jamal. Hatte er wohl von mir geerbt.

,,Hast du mir zugehört?", nun sah mein Bruder mich an.

..Ähm ja, hab ich?", erwiderte ich, wobei ich zugeben musste, dass es sich mehr wie eine Frage angehört hatte.

,,Was habe ich denn gerade gesagt?", abwartend sah er mich an. Diese teuflische Frage immer. Er wusste doch ganz genau, dass ich ihm gerade nicht zugehört hatte. Aber da musste ich jetzt wohl durch.

,,Es tut mir leid, Levi. Wirklich. Es ist nur echt schwierig alles unter einen Hut zu bekommen. Ich muss mein Leben irgendwie auf die Reihe bekommen und mich gleichzeitig in gewisser Weise noch um dich kümmern. Jetzt habe ich auch noch Jamal, der mich irgendwie auch braucht.", und genau beim aussprechen des letzten Wortes, lief eine Träne meine Wange hinunter. Schnell wischte ich diese weg. Jetzt war nicht der passende Moment dafür. Ich wollte mit Levi über diese Lilli reden. Außerdem war mir nicht wirklich wohl bei dem Gedanken, dass mein kleiner Bruder mich weinen sah.

,,Tessa, ich...", weiter ließ ich Levi nicht reden:,, Alles ist gut. Lass uns lieber wieder zu den spannenden Themen kommen. Also: du wolltest mir erzählen woher du sie kennst, wer wen zuerst angesprochen hat und was du an ihr besonders magst."

,,Sicher, dass alles gut ist? Du kannst mit mir wirklich über sowas reden!", erneut sah mein kleiner Bruder mich eindringlich an. Ich sah an seinem Blick, dass er gerne mit mir reden wollte. Aber dies wollte ich nicht. Zumindest nicht jetzt.

,,Jaa, alles gut. Das ist wirklich süß von dir, aber ich würde jetzt wirklich gerne mehr über Lilli hören.", Ich lächelte ihn zuckersüß an.

,,Na gut. Aber wenn etwas ist, oder du etwas brauchst, sag mir Bescheid!", sein Blick durchbohrte mich fast. Doch ich wollte jetzt wirklich nicht über meine Probleme reden, sondern lieber ALLES über Lilli hören:,, Danke Levi. Das werde ich machen.", Ich lächelte ihn an:,, Aber jetzt rede endlich!"

,,Also gut. Ich hab sie beim Fußball kennengelernt. Unsere Mädchenmannschaft hat gegen ihre gespielt.",

,,Seit wann schaust du dir die Spiele eurer Mädchen an?", ich war verwirrt. Eigentlich erzählte er so gut wie jeden Tag, dass er Frauen die Fußball spielen langweilig finden würde und es sich deshalb nicht ,,geben" könnte.

,,Es war nur einmal aus Zufall. Mateo und ich waren noch länger da, weil wir den Jungs aus der F-Jugend versprochen hatten, noch mit ihnen zu spielen. Und dann waren da plötzlich ganz viele Mädchen.", Levi verzog das Gesicht und ich prustete los. Wie er das in Kombination mit dem Gesichtsausdruck gesagt hatte. Und ich musste noch mehr lachen, als ich mir sein Gesicht beim erblicken der ganzen Mädchen vorstellte. Mädchen beim Fußball waren aber auch wirklich zum Gesicht verziehen.

Nach kurzer Zeit hatte ich mich jedoch schon wieder beruhigt und wies Levi an, weiter zu erzählen. Er fragte schon gar nichts mehr, sondern fuhr einfach fort. Wahrscheinlich war er das schon gewohnt:,, Also jedenfalls waren da dann die Mädchen und Mateo hat mich gefragt, ob ich das noch mit ihm schauen will. Ich glaub seine Cousine spielt da oder so. Und nach dem Spiel sind wir alle zusammen noch was essen gegangen. Und dann saß ich zufällig neben Lilli. Wir haben uns gut verstanden und das war's eigentlich auch."

,,Wie romantisch!", kommentierte ich:,, Seit wann läuft das zwischen euch?"

,,Ungefähr 1,5 Monate glaube ich.", ich wurde ein wenig sentimental. Levi war doch eigentlich noch ein kleines Baby.

,,Jetzt fang nicht an zu heulen und mir zu erzählen, dass ich ja eigentlich noch ein kleines Baby bin. Ich bin 14!", mein kleiner Bruder konnte mir die Worte aus dem Gesicht ablesen. Wahnsinn, wie gut er darin war. Ach warte, das war ja mein Bruder. Natürlich war er gut. Ich war ja schließlich seine Schwester.

Ich wischte mir dramatisch eine nicht existente Träne weg, während ich fortfuhr:,, Jaja halt den Ball flach. Was magst du an ihr am liebsten? Oder bist du noch in der Phase, wo alles an ihr perfekt ist? Weil falls du das bist, glaub mir: die schlechten Dinge kommen schneller, als du denkst!", ich dachte an meine letzte Beziehung zurück. Ja, dort waren die schlechten Dinge ebenfalls schneller als erwartet gekommen. Und was war die Schlussfolgerung? Eine Trennung nach wenigen Monaten. Jedenfalls hatte ich mich danach entschieden, keine festen Dinge mehr einzugehen. Da kam mir der One Night Stand mit Jamal im Club ganz recht. Hätte ich nur gewusst, dass ich jetzt in dieser Lage sein würde, hätte ich meine Sexualhormone wohl einen Gang runter geschaltet.

,,Ich glaube ich mag am liebsten ihr lachen. Und dass sie Ahnung von Fußball hat. Die anderen Mädchen haben das alle nicht.", schwärmte mein kleiner Bruder und lenkte mich so von meinen Gedanken über Jamal ab.

,,Ach Levi, das ist alles so süß! Hast du ein Bild von ihr?", die Worte sprudelten so aus mir heraus.

,,Ne, wir haben noch keine gemacht.", kam die trockene Antwort. Das war doch wieder typisch Junge. Warum gaben die sich keine Mühe? Levi musste noch einiges in Sachen Mädchen lernen.
Und wer bot sich darin besser an, als ich? Ich würde ihm die Tage nochmal einen Crashkurs geben.

,,Dann mach nächstes mal eins und sag von mir aus, dass deine coole große Schwester sie unbedingt kennenlernen möchte."

,,Das mach ich ganz sicher nicht!", protestierte er:,, Du blamierst mich dann nur vor ihr.", ich rollte mit den Augen. Nochmal typisch.

Ich wollte gerade den Mund aufmachen um etwas freches zu erwidern, da hörten wir eine Tür, welche aufgeschlossen wurde. Das konnte nur Mom sein. Und einige Sekunden später, ertönte auch ihre Stimme aus dem Wohnzimmer:,, Tessa, Levi. Wo seid ihr denn? Habe ich euch so erzogen, dass ihr nichtmal hallo sagen könnt, wenn jemand hereinkommt?", Mom war also so wie immer. Gestresst und fertig. Und genau diese Emotionen, die auf ihre Überlastung auf der Arbeit zurückzuführen waren, ließ sie nun unbewusst und wahrscheinlich auch ungewollt an uns aus. Schnell erhoben Levi und ich uns und machten uns auf den Weg ins Wohnzimmer.

,,Hey Mom!", ich lächelte sie an und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Levi tat dasselbe:,, Wie war es auf der Arbeit?", stellte ich die gleiche Frage, wie jeden Tag. Und so gut wie jeden Tag, ertönte auch die gleiche Antwort:,, Anstrengend und stressig."

,,Das tut mir leid, Mom. Möchtest du darüber reden?", erneut die gleiche Frage, wie jeden Tag, mit der gleichen Antwort:,, Nein, danke.", Immerhin das ,,danke" sagte sie noch dazu. Das war keine Selbstverständlichkeit und diese kleine Geste ließ Hoffnung in mir aufblitzen. Hoffnung, dass wir vielleicht heute ein halbwegs normales Gespräch führen konnten.
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Neues Kapitel💪🏼💪🏼

Datum: 06.08.24

Fake Love {jamal musiala}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt