Hallo ihr schönen Wesen,
keine Sorge, mit meinem Großprojekt "A Death Eaters Tale" geht es natürlich auch bald weiter. Gestern hatte ich den Titel zu diesem Two-Shot im Kopf und ich wusste, ich muss etwas daraus machen. Innerhalb von Minuten war klar, dass es dieses Mal eine Geschichte fernab von Dramione, Dreo und Dreomione werden und auch nicht in den Romance-Bereich fallen würde. Aber ich möchte als Autorin wachsen und ihr wisst, dass ich deshalb gerne auch mal völlig andere Dinge ausprobiere. Ich weiß, dass die Short Story besser ankommen würde, wenn ich andere, "beliebtere" Charaktere gewählt hätte (was mit den gleichen Themen durchaus möglich gewesen wäre), aber ich wollte absichtlich Sidecharacters mal mehr ins Spotlight holen. Es hat sich so einfach richtig angefühlt.
Wie immer freue ich mich über euer Feedback in Form von Herzen, Sternen und Reviews, und über Lob und Kritik.
Triggerwarnung vorweg: In der Geschichte werden sensible, teilweise auch tabuisierte Themen angesprochen.
Alles Liebe, Jenny-----------------------------------------------------
Sein Blick war starr aus dem Fenster gerichtet, an dem er saß.
Über ein Jahr war die große Schlacht in Hogwarts her, so wenig hatte sich seitdem geändert.
Die Zigarette, die er sich vor ein paar Minuten entzündet hatte, bebte leicht zwischen seinen zittrigen Fingern.
Wie oft hatte er diesen Satz schon hören müssen: Du rauchst zu viel, Theodore.
Ja, Theo war bewusst, dass das stimmte. Ihm war auch bewusst, dass die Menschen, die ihm dies sagten, sich um ihn sorgten.
Eigentlich sollte er sich freuen, dass es so war. Dass es Menschen gab, denen er offensichtlich wichtig war.
Aber das einzige, was er in solchen Momenten wie diesen gerade denken konnte, war, dass er sich fragte, was diese Menschen wohl sagen würden, wenn sie wüssten, was er seit dem Krieg mit den Zigaretten noch tat, außer sie zu rauchen.
Sein Blick senkte sich auf seinen linken Unterarm.
Heute war wieder einmal einer dieser Tage. Das Mal erschien ihm dunkler als sonst, schien ihm regelrecht entgegen zu springen. Natürlich sagte ihm sein Verstand, dass es Blödsinn war, das Mal konnte nicht wieder dunkler werden, es würde leicht verblasst auf seiner Haut bleiben. Für immer.
Und es würde sich auch nie wieder bewegen.
Trotzdem war genau das Theos größte Angst. Dass er eines Tages aufwachen würde und der Totenkopf den Kiefer bewegte, die vollkommen stille Schlange wieder ihre schlängelnde Bewegung aufnahm.
Nein, es würde nicht passieren. Trotzdem schien auch das blassere, stille Mal ihm ständig entgegen zu schreien: Sieh, was du bist. Was du immer sein wirst.
Sein Vater hatte darum gebeten, nachdem Draco Malfoy das Mal erhalten hatte, und Voldemort hatte zugestimmt, auch Theo in den engsten Kreis aufzunehmen. Er war reinblütig, er war einer der Unantastbaren Achtundzwanzig, er war der Sohn eines Todessers.
Das Mal erhielten nur Auserwählte. Es war ein Privileg, hatte sein Vater ihm erklärt. Kaum jemand hatte die Ehre, zum engsten Kreis des Dunklen Lords zu gehören.
Theo hasste das Mal vom ersten Tag an.
Und nun war es da, für immer.
Es sah nicht mehr aus wie zu Beginn, nicht nur, weil es verblasst und still war. Auch wegen der vielen wulstigen Narben. Trotzdem war es als das zu erkennen, was es war: Totenkopf und Schlange.
Es überkam Theo in komplett unregelmäßigen Abständen. Manchmal ging es Wochen gut, manchmal nur Tage.
Nervös zog Theo an seiner Zigarette, entließ langsam den Rauch aus seinen Lungen, während er die glühende Spitze der Zigarette auf seinen Unterarm herabsenkte.
Der Geruch von verbranntem Fleisch war unangenehm, der Schmerz dagegen wohltuend.
So tat er es stets: Mit einer mechanischen, ruhigen Bewegung, während er den Schmerz willkommen hieß.Heute war wieder einer dieser Tage.
Greg sah, wie zufrieden sein Gegenüber zwischen den eigenen Bissen beobachtete, wie er aß.
Blaise hatte es nach dem Krieg irgendwie als seine Aufgabe angenommen, sich um Greg zu kümmern.
Ja, Gregory hatte in dem einen Jahr seit der Schlacht um Hogwarts massiv an Gewicht verloren. Nichts war mehr von dem pummeligen Jungen von früher zu erkennen, wenn er in den Spiegel schaute.
Die Leute, die er seit dem Sturz von dem, dessen Name nicht genannt werden darf, traf, waren ehemalige Schulkameraden aus dem Hause Slytherin. Sie alle lobten ihn dafür, was er „aus sich gemacht habe", wie konsequent er gegen sein Übergewicht vorgegangen war. Greg nickte es stets lächelnd ab und schwieg.
Was sollte er auch sagen? Niemand wusste die Wahrheit.
Nur Blaise, der ihm gerade gegenüber saß und mit Argusaugen jeden Bissen überwachte, war aufgefallen, wie selten er aß. Also hatte er es sich zur Angwohnheit gemacht, ein paarmal die Woche aufzukreuzen und mit Greg zusammen zu essen.
Greg tat ihm dann den Gefallen und spielte das Spiel mit. Er aß, wie von ihm verlangt wurde, ignorierte dabei dieses widerliche Gefühl, was er seit seiner ersten Mahlzeit nach dem Vorfall im Raum der Wünsche stets hatte, wenn er Nahrung zu sich nahm.
Jeder Bissen widerte ihn an, egal um welches Nahrungsmittel es sich handelte. Er musste sich zwingen, die Gabel zum Mund zu führen, zu kauen, zu schlucken.
Früher war essen seine Lieblingsbeschäftigung gewesen. Und diese Lieblingsbeschäftigung hatte er mit seinem besten Freund geteilt. Seinem besten Freund, den er hatte lebendig verbrennen sehen.
Seitdem bekam Greg keinen Bissen mehr runter. Selbst der Anblick von Essen verursachte bei ihm Übelkeit.
An Tagen wie dem heutigen musste er essen, denn Blaise war da. Doch er ging glücklicherweise immer ziemlich schnell wieder.
Und dann konnte Greg endlich das tun, worauf er angespannt gewartet hatte.
Es war so leicht, und es fühlte sich so gut an, das ekelhafte Essen, was er sich reingezwungen hatte, wieder loszuwerden. Es bedeutete keinen Aufwand, lediglich der hintere Teil des Rachens musste flüchtig stimuliert werden, und er war den leidigen Mageninhalt wieder los.
Erleichtert, aber auch irgendwie erschöpft sackte er neben der Toilette zusammen.
Wie immer, wenn er das tun musste, schweiften seine Gedanken zu Vincent, der seit über einem Jahr nicht mehr bei ihm war. Von dessen Schreien er viele Nächte träumte.
Leise begann Greg zu weinen.
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Things we buried alive
FanfictionDinge, die wir lebendig begraben haben sind Dinge, die noch nicht unter die Erde gehören. Sie kratzen ständig an der Oberfläche und wollen Beachtung. Trotzdem schütten wir sie tief in uns mit Erde zu, weil es zu schmerzhaft wäre, sie zu betrachten...