VII

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-Donnerstag, 23 Uhr-

Kurz bevor wir am Strand waren, sahen wir einen Einkaufsladen, der 24 Stunden geöffnet hat. Jede von uns kaufte sich zwei Dosen Bier mit denen wir unseren Weg fortsetzten. Wir gingen über die Dünen und ich konnte das Rauschen der Wellen schon hören. Sofort spürte ich die Endorphine in mir und ihr schien es genauso zu gehen, denn ich sah ihr Lächeln und wie es immer größer wurde.
„Wo sollen wir uns hinsetzen?", fragte sie. „Lass uns näher ans Wasser gehen und dort setzen wir uns in den Sand", erwiderte ich. Bevor wir von dem Steg in den Sand gingen, zog ich meine Schuhe aus, um den Sand an meinen Füßen zu spüren. Sie tat es mir gleich. So gingen wir still nebeneinander her. „Hier ist es gut", sagte ich und ließ mich nieder. „Okay Chefin", zwinkerte sie mir entgegen und setzte sich zu mir in den Sand. Wir beide machten unsere Bierdosen auf und stießen an.
„Worauf stoßen wir denn an?", wollte ich wissen. „Darauf, dass am Ende alles gut wird" und dann trink sie den ersten Schluck. In meinem Kopf schwirrten die Fragezeichen.
„Ist denn jetzt gerade nicht alles gut?". Damit war mein Mund wohl schneller als mein Kopf und fragte die Frage, ohne zu wissen, ob es in Ordnung war und ob ich eine Antwort bekommen würde.
„Naja, gerade für diesen Moment ist alles gut. Dieser ganze Abend ist gut und auch das jetzt fühlt sich an, als wäre es schon längst überfällig gewesen. Aber ansonsten ist es schwierig zu sagen, ob alles gut ist". Ich hatte schon geahnt, dass sich hinter der professionellen Frau Jenker etwas verbirgt.
„Wenn du darüber reden magst, höre ich dir gerne zu. Sonst kannst du bestimmt auch mit deinem Mann über deine Sorgen reden", mit den Worten erregte ich ihre Aufmerksamkeit. Sie musterte mich. Ich wusste, dass irgendwas zwischen den beiden nicht stimmte und versuchte so etwas darüber herauszufinden. Sie drehte sich zu mir, „Danke, dass ich mit dir sprechen kann", dann stellte sie ihre Dose ab und nahm mich in den Arm. Im ersten Moment konnte ich nicht reagieren. In mir drin ging es drunter und drüber. Die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten und mich überkam ein leichter Schwindel. Nach einer gefühlten Ewigkeit stellte ich auch meine Dose ab und schaffte es meine Arme ebenfalls um sie zu legen. Sie hatte ihren Kopf auf meiner Schulter abgelegt. Ich kann ihren Atem auf meiner Haut spüren. Ihre Arme hatte sie um meinen Hals geschlungen. Ich versuchte sie feste zu drücken, damit sie spürt, dass ich für sie da bin. Daraufhin drückte sie auch fester zu, als wollte sie sicher gehen, dass es in Ordnung ist und sie auf mein Zeichen wartet. Ich wusste nicht, wie lange wir so da saßen, aber es war nicht nur ein kurze Umarmung. Mit der einen Hand fing sie an mit meinen Haaren zu spielen. Ich spürte es nur ganz leicht. „Wenn du nur wüsstest, aber vielleicht findest du es noch heraus", flüsterte sie an mein Ohr. Nun war es endgültig vorbei bei mir. Ein „kleiner" Schauer der Erregung überkam mich und ich musste mich merklich zusammenreißen. Ihre Hand wanderte in der Zeit hoch und lag irgendwann an meinem Nacken. Auch dort spielte sie mit meinen kleinen Härchen. „Lou", hauchte ich nur. Ich wusste nicht, wie lange ich dem noch standhalten konnte. Am liebsten möchte ich nachgeben, aber in mir schwirrten die negativen Gedanken, was alles dagegen sprach. Sie merkte wie ich in meinen Gedanken abdrifte, denn sie regte sich. Nun waren ihre Lippen nur noch wenige Millimeter von meinem Hals entfernt. Es war als wollte sie mich quälen. Ihr Atem ist noch deutlicher zu spüren. Mit meinen Fingernägeln krallte ich mich leicht in ihrem Rücken fest. Sie quittierte das Ganze mit einem deutlich schwereren Atemzug. Ich wagte den nächsten Schritt und bewusst streckte ich ihr meinen Hals entgegen, sodass ihre Lippen auf diesen treffen mussten, sofern sie nicht zurückziehen sollte. Aber das tat sie nicht, stattdessen fühlte ich ihre unglaublich weichen Lippen an meinem Hals. Es fühlte sich an, als habe sie sehnsüchtig auf diesen Moment gewartet. Ich krallte mich nun noch stärker in ihrem Rücken fest und glitt dabei herunter. Sie liebkoste meinen Hals und ich spürte, wie sie zwischendurch leicht zu biss und kurz darauf mit ihrer Zunge über die Stelle fuhr. Ich konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. Während sie wohl ihre Passion gefunden hatte, wanderten meine Hände an ihrer Taille entlang. Jedes Mal wenn sie drohte die Kontrolle zu verlieren, stockte sie kurz in ihren Bewegungen. Nun ging sie mit ihren Lippen auf Wanderschaft. Meinen Hals hoch, an meinem Kiffer entlang. Überall verteilte sie kleine Küsse. Sie war fast bei meinen Lippen und kurz vorher spürte ich ihren Kuss, der noch deutlich neben meinen Lippen war, aber diese trotzdem leicht berührte. Sie löste sich etwas von mir, um mich ansehen zu können. Sie musterte mich wieder. Sie stellte ihre Frage lautlos und wartete auf eine Antwort. So als wäre das meine Chance das Ganze jetzt abzubrechen. Sie ließ mir die Wahl, aber ich brauchte keine Sekunde, um zu wissen, was ich will. Ich zog sie an ihrer Hüfte zu mir und unsere Lippen vereinten sich. Sie passten perfekt aufeinander. Der Kuss war stürmisch und verlangend, aber schon bald einigten wir uns stumm darauf, dass es für den Augenblick bei diesem Kuss bleiben wird. Das Feuer war da, aber nun war dieser Kuss die pure Leidenschaft. Sie drückte mich sanft nach unten, sodass ich auf dem Rücken lag und sie halb auf mir. Auch wenn ich mir wünschte, dass es immer so weitergeht, lösten wir uns irgendwann schwer atmend voneinander. Sie blickte mich an, um zu sehen, ob bei mir alles okay ist. Zur Bestätigung zog ich sie an mich und somit lag sie auf meiner Brust. So lagen wir dort und genossen die Nähe des jeweils anderen. Nach einiger Zeit gab ich ihr einen kleinen Kuss auf ihren Haarschopf und sie drückte sich mir entgegen und seufzte. Sie wollte genau so wenig wie ich, dass wir aufstehen und gehen.
„Jo, ich kenne dich nicht lange. Aber schon gestern an der Raststätte bist du mir aufgefallen. Ich habe niemals gedacht, dass ich dich wiedersehen werde und habe mich geärgert nicht kurz mit dir gesprochen zu haben. Auf dem Parkplatz, als ich dir half, fühlte ich direkt diese Verbundenheit. Es verblüfft mich, was ein Tag anrichten kann", sagte Lou ohne aufzuschauen. Ich strich ihr durchs Haar „Mir geht es genauso. Ich hatte direkt dieses Gefühl von Vertrautheit bei dir", erwiderte ich. Sie stemmte sich leicht hoch und schaute mich an „Komm, wir sollten Richtung Hotel gehen und schlafen. Auch wenn ich weiß, dass wir beide nicht gehen wollen. Irgendwann müssen wir". Ich weiß, dass sie recht hat und stimmte murrend zu. Doch noch bevor sie mich aufstehen ließ, hauchte sie mir einen Kuss auf die Lippen und fuhr mit ihre Zunge über diese. Sie war ein Biest. Dessen war ich mir bewusst.
Wir schlenderten langsam Hand in Hand Richtung Hotel. Als wir in Reichweite waren, ließ sie meine Hand los. Noch bevor sie was sagen konnte, kam ich ihr zuvor. „Es ist okay, ich verstehe es" und sie wirkte dankbar, weil ich es ihr nicht übel nahm. Die Gefahr, dass es wer sah, war zu groß. Wir gingen den Weg hoch zum Hotel. Dort angekommen, gingen wir durch die Lobby, in der wir von einer Frau hinterm Tresen begrüßt wurden. Mit dem Aufzug fuhren wir in den zweiten Stock und Lou bestand darauf mich sicher zum Zimmer zu bringen.

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